Vollidiot
durchgenommen hat!
»Sie wissen, warum wir hier sind?«, fragt mich Malte.
»Hausaufgaben abschreiben vielleicht?«, feixe ich.
Die beiden schütteln den Kopf.
»Vielleicht eine andere, noch pfiffigere Idee?«, fragt mich Broder.
»DSL-Anschluss funktioniert nicht?«, tippe ich.
»Das mit dem Telefon ist gar nicht so schlecht!«, konstatiert Broder, während die Eule wieder auf ihren Schreibtisch starrt und auf einem Block herumkritzelt.
»Ich weiß es nicht!«, gebe ich zu, weil das offenbar das ist, was die beiden Schwachköpfe hören wollen. Durch die Bürojalousie sehe ich Marcia in ihrer Starbucks-Uniform.
Sie schäumt wie immer Milch, nur diesmal scheint sie weiter weg als sonst, fast wie in einer anderen Dimension. Ein Fall für Captain Future? Die Eule legt ihren Stift weg und steht auf. Huh! Jetzt wird's unangenehm!
»Simon, als ich gesagt habe, du sollst dich um den Handyvertrag mit der Achtjährigen kümmern, da hab ich nicht gemeint, dass du in das Haus einsteigst, sondern dass du mit den Eltern redest!«
Daher weht der Wind. Ich hatte die Sache komplett vergessen.
»Ich hab die Sache eben auf meine Weise geregelt«, verteidige ich mich.
»Ich muss Sie darauf hinweisen«, unterbricht mich Betonbulle Malte, »dass Sie Beschuldigter in einem Strafverfahren sind und sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht zum Tathergang äußern müssen! Personalausweis, bitte.«
Was ist das denn für eine Wortwahl? Beschuldigter in einem Strafverfahren? Kein Wunder, dass der solche Schwierigkeiten mit Spanisch hat. Sein Deutsch versteht ja schon keiner! Irritiert ziehe ich mein Portemonnaie aus meiner Hose und durchwühle es nach meinem Perso. Ich finde ihn hinter meinen vier Videotheken-Mitgliedskarten und einem Friseur-Rabattheft und gebe ihn an Malte weiter.
»Haben Sie einen Anwalt?«, fragt er mich.
»Was will ich denn mit einem Anwalt? Ich kann auch ohne fremde Hilfe reden! «
»Dann tun Sie das doch mal«, raunzt er mich an und hält meinen Perso direkt vor seine speckige Kassenbrille. »Seit drei Jahren abgelaufen, aber eindeutig Simon Peters!«, lacht er. Hahahaha! Das ist dann wohl so eine Art Bullenhumor. Ich stelle mir die Frage, was denn so schrecklich komisch daran ist, wenn ein Ausweis abgelaufen ist.
Ich hab das dringende Bedürfnis, ein paar Sachen klarzustellen. Weil ich aber immer noch ein bisschen durcheinander bin, kriege ich nur ein »Ich ...« heraus. Dafür sage ich das Wort so lange hintereinander auf, bis mir Bulle Broder ins Wort fällt.
»Fangen wir doch mal ganz einfach an. Wo waren Sie heute Morgen?«
»Zu Hause!«
»Wir waren auch bei Ihnen. Warum haben Sie nicht aufgemacht?«
»Ich dachte, Sie wären die Müllabfuhr!«
»Vorsichtig! «
»Was genau ist denn jetzt das Problem? Ich weiß gar nicht ...«
»Das hier ist das Problem!«, grinst Betonbulle Malte und schiebt eine Kassette in den Bürovideorecorder der Eule.
Ich stelle die komplett unnötige Frage »Was ist das?«, denn nach einigen Streifen und Schnee auf dem Bildschirm weiß ich, was es ist: ein Video von mir, das eine Überwachungskamera im Flur des Hauses aufgenommen hat, in dem ich mir den Vertrag und das Handy gemopst habe. Das Bild ist grün und erinnert mich an die CNN-Bombenbilder aus dem ersten Irakkrieg. Leider ist die Qualität besser. Vier Augenpaare starren auf den Bildschirm, als ich besoffen im Flur zur polyphonen Handymelodie von Ricky Martin singe und tanze. Die beiden Betonbullen machen sich nicht mal die Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken. Die Eule schaut betröppelt aus dem Fenster. Offenbar kennt sie das Video schon.
»Netter Hüftschwung!«, sagt der Betonbeamte Broder. »Das ist das erste Beweismittel, das wir auch noch als Salsakurs nutzen können!«, scherzt sein Kollege.
Ich lache mich tot, du Arsch.
»Schauen Sie doch mal hin, Herr Peters, jetzt kommt die beste Stelle!«
An der »besten Stelle« stehe ich, mit meinem Handy im Anschlag, neben der Tür zum Arbeitszimmer, rufe »FBI! Freeze you mother-fuckers!« und kicke mit großer Geste die Tür auf.
»Müssen wir das unbedingt zu Ende gucken?«, winsle ich.
»Also, wir und die Kollegen, wir sehen das immer wieder gerne!«, freut sich Broder.
Ich hätte die beiden Volldeppen im Kurs doch noch mehr verarschen sollen.
»Ach Simon!«, seufzt meine Chefin. »Was machst du denn immer so einen Mist?«
»Ich konnte ja nicht wissen, dass die mich auf Video aufnehmen!«, wehre ich mich. Die Eule steht auf. Ihre sonst so weißen Bäckchen
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