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Vollidiot

Vollidiot

Titel: Vollidiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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strahlen jetzt in einem hellen Rojo.
    »Du kannst doch nicht nachts in das Haus eines Kunden einsteigen und ein Handy klauen!«
    »Ich hab nix geklaut. Ich habe es zurückgekauft! Da muss ein Euro auf dem Tisch gelegen haben!«
    »Und wenn Sie 1000 Euro hingelegt hätten«, schaltet sich Broder ein, »Einbruch bleibt Einbruch!«
    »Das war kein Einbruch. Die Tür war offen«, protestiere ich. »Und wie kommen Sie überhaupt darauf, dass ich hier arbeite, im T-Punkt?«
    Stöhnend verdreht Broder die Augen.
    »Erstens haben Sie an diesem Abend >Telekom, die machen das< auf den Anrufbeantworter gerülpst, dann haben wir das Band der kleinen Ulrike vorgespielt, die hat Sie auch erkannt, und dann haben wir Sie letzte Woche auch noch im Jonny Turista gesehen.«
    Einmal erkannt hätte gereicht. Aber ich Depp muss mich ja dreimal erkennen lassen.
    Betonbulle Broder drückt auf Stopp und entnimmt die Videokassette. »Wie auch immer«, sagt er, »ich denke, die restlichen Fragen stellen wir auf der Wache!«
    »Wie ... Wache?« Jetzt rutscht mir endgültig das Herz in die Jeans.
    Das mit der Wache scheint für alle im Raum so selbstverständlich zu sein, dass mir keiner antwortet. Oder bin ich plötzlich unsichtbar? Gibt es mich vielleicht schon gar nicht mehr? Ich beiße mir in den Arm, was sehr wehtut, mich aber ungemein erleichtert, denn offenbar gibt es mich noch. Aber Wache? Ich war in meinem ganzen Leben noch nicht auf einer Wache. Komme ich ins Gefängnis? Wenn ja, wie lange? Vor ein paar Wochen hab ich einen Bericht über ein Gefängnis bei stern-TV gesehen, das hat mir gar nicht gefallen. Das Klo in der Zelle hatte nämlich keinen Deckel, und so was macht mich wahnsinnig. Broder und Malte stehen auf, und ich bin sehr froh, dass mir keiner der beiden Handschellen anlegt.
    »Was passiert jetzt?«, fragt die Eule.
    Gute Frage. Das würde ich auch gerne wissen.
    »Wir bringen ihn zur Wache, nehmen alles zu Protokoll, und wenn alles glatt läuft, haben Sie ihn am Nachmittag wieder.«
    Die Eule nickt stumm und schaut aus dem Fenster. Irgendwie tut sie mir Leid. Dann gehe ich mit Broder und Malte aus dem Büro. Als wir die Treppe runtergehen, kommt uns Flik entgegen. Er kriegt seinen Mund gar nicht mehr zu, als er mich zusammen mit Malte und Broder in Uniform sieht.
    »Alles klar, Flik?«, sagt Malte.
    »Was ...?«, fragt Flik.
    »Hast deinen Kollegen bald wieder, Amigo«, lacht Malte und klopft Flik jovial auf die Schulter. Muy bien! Ich habe selten so eine gute Parodie einer Salzsäule gesehen wie in dieser Sekunde von Flik.
    Ich darf, zum ersten Mal in meinem Leben, auf der Rückbank eines Streifenwagens Platz nehmen. Keiner sagt ein Wort, lediglich der Polizeifunk quäkt ab und an. Ein graues, fast irreales Köln zieht am Seitenfenster vorbei. An einer Kreuzung überquert ein lachendes Pärchen mit einem Adventskranz die Straße. Ganz bestimmt werden sie ihn in ihre gemeinsame Wohnung tragen, und dann werden sie auf den ersten Advent warten und eine Kerze anzünden und so was sagen wie: >Oh ... schon wieder erster Advent, das Jahr ging ja schnell vorbei.< Zum Kotzen ist so was! Der Streifenwagen bleibt sehr lange stehen an dieser Ampel, aber die Stadt zieht weiter vorbei, immer weiter, mit all ihren hässlichen Nachkriegsbauten und langweiligen Modeketten, die es in jeder Stadt gibt, und mit all ihren gehetzten Menschen, die es auch in jeder Stadt gibt und die immer irgendwohin müssen, statt mal eine Sekunde irgendwo zu bleiben. All dies zieht vorbei wie in einem bizarren Traum, in dem ich gar nicht mehr vorkomme. Irgendjemand hat mich rausgenommen aus dem Society-Monopoly, und jetzt muss ich entweder eine Runde aussetzen, oder ich bleibe draußen, bis ich zufällig drei Mal eine Sechs würfle. Ich hab aber keine Würfel. Kopf oder Zahl? Wenn ich gewinne, darf ich nach Hause, und alles wird gut. Wenn ich verliere, muss ich in den Knast. Bitte gehen Sie direkt dorthin! Ob Lala auch im Gefängnis putzt? Vielleicht komme ich ja auch endlich aus dem Vertrag mit meinem Schwulen-Fitnessstudio, wenn ich im Knast sitze.
    Wir biegen in eine Hofeinfahrt, und dann hält der Wagen neben vielen anderen Polizeiwagen, und ich muss wieder Treppen steigen. Die Treppen sehen genauso aus wie im Laden, und dann werde ich vor einen schlecht gelaunten, dicken Mann mit einer großen Brille gesetzt, der alle Sachen, die ich sage, in einen schmutzigen Computer tippt und mich dabei nur zwei Mal anschaut. Ich beantworte alle Fragen wie unter

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