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Vollmondkuss

Titel: Vollmondkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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Exemplare existieren. Die Auflage war ohnehin nicht hoch, vielleicht zwei-, dreihundert Exemplare.«
    »Aha«, sagte Jolin. Sie hörte nur mit halbem Ohr hin, es interessierte sie nicht. »Ich habe es nicht zu Ende gelesen.«
    Ansgar Lechtewink hob die Augenbrauen. »Aber Sie haben doch eben noch gesagt, dass es Ihnen gefallen hat.«
    Jolin zuckte die Schultern. »Ja, schon. Trotzdem würde ich im Moment gerne etwas anderes lesen. Etwas Fröhlicheres.«
    Ansgar Lechtewink nickte und lächelte. »Ich verstehe schon. Vampire sind nicht jedermanns Sache.« Er blickte Jolin fragend an. »Sie wollen es also tauschen?«
    »Wenn es ginge?«
    »Aber natürlich! Suchen Sie sich etwas aus.« Der Antiquar machte eine weit ausholende Geste über die Regale und tätschelte mit der anderen Hand Jolins Schulter. »Es kommt mir gerade recht.« Sein Gesicht nahm einen verschwörerischen Ausdruck an. »Wissen Sie, ich hatte das Buch gerade an Sie verkauft, da kam ein Mann in den Laden, der explizit danach fragte. Er war sehr enttäuscht, als ich ihm sagen musste, dass eine reizende junge Dame es ihm sozusagen vor der Nase weggekauft hatte. Ich habe ihn sogar noch hinter Ihnen hergeschickt. Aber offensichtlich hat er Sie nicht mehr erreicht ... ?«
    Ansgar Lechtewink blickte sie fragend an.
    Jolin schüttelte den Kopf. Sie konnte sich an keinen Mann erinnern. »Wie sah er denn aus?«, erkundigte sie sich, obwohl sie auch das nicht besonders interessierte, aber der Antiquar war so liebenswürdig, und da wollte sie nicht harsch und unhöflich sein.
    »Tja ... das ist wirklich seltsam ...«, erwiderte er, legte seinen Zeigefinger an die Lippen und ließ seinen Blick nachdenklich in die Ferne schweifen. »... an sein Gesicht kann ich mich gar nicht mehr erinnern, obwohl dieser Herr auf befremdliche Art sehr interessant aussah. Ziemlich blass und ... nun ja ... eigentlich weiß ich nur noch, was er anhatte«, fuhr er mit plötzlicher Hast fort, ohne auf Jolins erschrockene Miene zu achten. »Einen dunklen Mantel, einen schwarzen Lederhut und eine Sonnenbrille. Die hat er nicht einmal abgenommen, als er sich mit mir unterhielt. Und noch etwas war seltsam«, fügte der Antiquar hinzu. »Irgendwie kam es mir so vor, als ob er alle Bücher berührt hätte, die Sie zuvor ebenfalls in der Hand gehalten haben.«
     
    Jolin atmete heftig, als sie ihre Haustür erreichte. Sie war den ganzen Weg gerannt, quer durch die U-Bahn-Station, ohne nach rechts oder links zu schauen und voller Angst, dass er ihr noch einmal begegnen könnte. Selbst im Zug hatte sie sich nicht setzen können, war unruhig durch den Wagen gelaufen, sodass die Leute sie schon ziemlich genervt angeschaut hatten.
    Mit fahrigen Fingern steckte sie den Schlüssel ins Schloss, öffnete die Haustür und eilte nach oben.
    »Anna hat angerufen«, rief Paula Johansson ihr entgegen.
    »Ja?« Jolin hängte ihren Steppmantel an die Garderobe, streifte die Stiefel ab und zog ein Paar dicke Socken an. »Was wollte sie denn?«
    »Dich einladen.« Lächelnd drückte Paula ihrer Tochter einen Kuss auf die Wange. »Am Samstag. Eine Freundin von ihr feiert eine Party.«
    Jolin nickte. »Klarisse.«
    Ihre Mutter blickte sie überrascht an. »Du weißt es also schon!«
    »Ja, ich weiß von der Party«, sagte Jolin, während sie nacheinander die Deckel der Töpfe auf dem Herd anhob und hineinschnupperte. »Aber nicht, dass ich eingeladen bin.« Der würzige Duft des Gemüses und der Soße tat ihr gut. Sie fühlte sich sofort geborgen.
    »Ruf sie doch mal zurück«, sagte Paula und drückte Jolin mit energischer Geste vom Herd weg. »Das Gemüse braucht ohnehin noch eine Weile. Gunnar kommt nämlich früher heim, und deshalb essen wir heute Abend ausnahmsweise mal zusammen.«
    »Wie schön«, sagte Jolin. Sie ging in den Flur zurück und starrte das Telefon an. Sollte sie wirklich? Eigentlich konnte Anna es ihr morgen immer noch sagen. Jolin war doch sowieso nur eingeladen, weil Rouben nicht ohne sie gehen wollte. Aber vielleicht überlegte er es sich ja noch anders.
    Sie wollte gerade weiter in ihr Zimmer gehen, da schrillte das Telefon. Jolin zuckte zusammen. Zögernd nahm sie den Hörer ab.
    »Ja? Hier ist Jolin Johansson.«
    Es war Anna. »Da bist du ja endlich!«, sagte sie beinahe vorwurfsvoll.
    »Ich war noch im Antiquariat«, erwiderte Jolin.
    Anna stöhnte. »Du und deine Bücher!«
    »Als ob du gar nicht lesen würdest!«
    »Aber nicht solche alten Schinken«, sagte Anna. »Das ist doch alles

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