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Vollmondkuss

Titel: Vollmondkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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viel zu geschwollen.«
    »Ich bin eben altmodisch.«
    »Jetzt red keinen Quatsch.«
    Jolin schwieg.
    »Es geht um die Party«, fuhr Anna fort. »Hat deine Mutter dir bestimmt schon erzählt. Die Party bei Klarisse.«
    »Ja, wieso?«
    »Ich möchte wissen, ob du kommst«, sagte Anna ungeduldig.
    »Warum sollte ich?«, erwiderte Jolin kühl. »Ich hab mit Klarisse doch gar nichts zu tun.«
    »Aber sie hat alle eingeladen«, sagte Anna. »Die ganze Stufe.«
    »Und du rufst jetzt alle der Reihe nach an, um sicher zugehen, dass auch alle kommen?«, fragte Jolin spöttisch. Sie wollte es nicht, es passierte einfach so.
    »Himmel nochmal, was ist denn los mit dir?«
    Keine Ahnung, dachte Jolin. Plötzlich hatte sie keine Lust mehr, mit Anna zu reden, und erst recht nicht, sich für irgendwas zu entschuldigen. »Die Party interessiert mich nicht«, sagte sie, legte auf und schloss sich in ihrem Zimmer ein.
    Eine Minute später, Jolin hatte gerade ihre Tasche geöffnet und den Liebesroman herausgenommen, den Ansgar Lechtewink ihr noch rasch in die Hand gedrückt hatte, bevor sie aus dem Laden geeilt war, klopfte es bereits an ihrer Tür.
    »Anna nochmal!«, rief Paula Johansson.
    Verdammt!, musste sie denn immer so hartnäckig sein! Konnte sie nicht ein einziges Mal akzeptieren, dass man nicht so wollte wie sie? Jolin ballte die Fäuste. Doch dann entspannte sie sich wieder, entriegelte die Tür und öffnete sie. Anna würde sowieso keine Ruhe geben.
    Jolin nahm ihrer Mutter den Hörer aus der Hand und sagte: »Also gut.« Sie hörte noch Annas Jubelschrei, dann drückte sie sie weg und gab Paula den Hörer zurück. Die sah ihre Tochter stirnrunzelnd an. »Muss ich das jetzt verstehen?«
    »Nein«, sagte Jolin. »Das musst du nicht.«
     
    Mitten in der Nacht schreckte Jolin auf. Sie lag vollständig angezogen im Bett und schwitzte. Auf ihrem Nachttisch brannte Licht. Verwirrt blickte sie auf den Wecker auf ihrem Nachttisch. Es war kurz vor halb vier.
    »Das gibt es doch gar nicht«, murmelte Jolin. Sie schüttelte sich. Dann stand sie vom Bett auf und tappte in die Küche. Die Spülmaschine lief. Abends programmierte Paula sie immer so, dass sie in der Nacht startete, weil dann die Kilowattstunden billiger waren. Jolin ließ sich auf ihren Stuhl sinken und versuchte sich zu erinnern.
    Drei Töpfe hatten auf dem Herd gestanden, als sie von der Schule heimgekommen war. In einem waren Kartoffeln gewesen, im zweiten hatte Brokkoli gekocht, im dritten irgendeine Soße ... Jolin blähte die Nasenlöcher, so als ob sie den Duft auf diese Weise zurückrufen konnte. Aber da war nichts. Kein Bild, kein Geruch, nichts. Sie wusste nur noch, dass er ihr gutgetan hatte. Und sie erinnerte sich auch noch daran, dass Anna angerufen hatte. Zwei Mal. Dann hatte Jolin sich aufs Bett gelegt und zu lesen angefangen. Sie war hineingetaucht in die milde Sommernacht, mit der das erste Kapitel des Romans begann, und dann war ganz plötzlich diese bleischwere Dunkelheit um sie herum gewesen.
    Jolin fröstelte. Sie strich über ihre Oberarme und blickte sich in der Küche um. Vielleicht sollte sie sich noch einen heißen Tee kochen. In ihr Zimmer wollte sie nicht zurück, jedenfalls nicht gleich. Zögernd erhob sie sich von ihrem Stuhl und öffnete die Tür des Hängeschranks. Jolin griff nach der Packung Roibush-Zimt, nahm einen der Beutel heraus und hängte ihn in eine Tasse. Erst nachdem sie den Wasserkocher gefüllt und angestellt hatte, bemerkte sie den Zettel, der auf dem Kühlschrank lag.
    Hallo meine Süße,
    du hast so fest geschlafen, da wollte ich dich nicht wecken. Wenn du Hunger hast ... der Auflauf steht im Kühlschrank.
    Paula
    Jolin zog die Tür auf. Der Auflauf bestand aus Kartoffeln, Brokkoli und Schinkenstreifen in Käse-Sahnesoße, Jolin spürte eine leichte Übelkeit im Hals. Hastig drückte sie die Kühlschranktür zu. Nein, sie hatte keinen Hunger.
    Das Wasser im Kocher rauschte. Jolin wartete, bis es sprudelte, dann goss sie es über den Teebeutel in die Tasse. Feiner Zimtgeruch zog in ihre Nase hinauf, und auf ein-mal hatte sie keine Lust mehr, in der Küche zu hocken. Sie würde den Tee doch lieber in ihrem Zimmer trinken.
    Jolin löschte das Licht und tappte durch den dunklen Flur zurück. Die Tasse war glühend heiß, immer wieder musste sie sie von der einen Hand in die andere wechseln. Sie hätte ein Tablett nehmen sollen, aber jetzt waren es ohnehin nur noch ein paar Schritte bis zur Tür. Jolin drückte die Klinke

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