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Vom anderen Ende der Welt: Roman (German Edition)

Vom anderen Ende der Welt: Roman (German Edition)

Titel: Vom anderen Ende der Welt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Winterberg
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werden. Es wird der Mannschaft zum Schaden gereichen, wenn im Falle weiterer Erkrankungen keine medikamentöse Versorgung mehr möglich ist.«
    »Ja, Sir.« Mary nickte. »Ich habe verstanden.« Ohne Carl eines weiteren Blickes zu würdigen, verließ sie den Raum.
     
    »Henry, du musst mir helfen.«
    Der Smutje schnitt Zwiebeln. Seine Augen tränten, und er wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht. »Wie kann ich dir helfen?«, fragte er.
    »Seth, der Kleine   …«
    Henry nickte. »Ja, ein Jammer ist das.«
    »Ich brauche verschiedene Dinge, mit denen ich ihn behandeln kann.«
    »Da kann ich doch nichts für dich tun.«
    »Doch, ich bitte dich, hilf mir. Sonst muss Segelmacher-John schon wieder ein Kind einnähen. Ich brauche nicht viel. Rosmarin, Zwiebeln, ein wenig Tee.«
    »Doc Havenports Kajüte quillt über. Schränkeweise Salben und Wässerchen. Was soll das? Warum holst du dir da nicht die nötigen Medikamente?«
    Mary senkte den Kopf. »Der Kapitän meint, dass ich die Medikamente nicht an ein sterbendes Kind verschwenden soll.«
    »Ach, und du meinst, ich würde meine wertvollen Vorräte an ein sterbendes Gör verschwenden?« Henry nickte Dan zu, der an einem Teigberg herumknetete. »Deck das mit einem feuchten Tuch ab und hol Zwieback herauf.«
    Der Junge tat, wie ihm geheißen.
    Was sollte sie mit Zwieback? Irritiert schaute Mary den Smutje an.
    Der wischte sich die Finger an seiner Hose ab. »Ein verstockter und zuchtloser Kerl ist das, der muss nicht alles wissen«, sagte er und stellte eine Holzschale auf den Tisch. »Rosmarin. Wachkraut brauchst du also. Du kannst von Glück reden, dass wir solche Schätze noch bei uns haben.« Henry setzte Wasser in einem Kessel auf. »Einen Aufguss solltest du davon herstellen. Zwiebeln sind als Umschlag fabelhaft, und Honig vollbringt Wunder. Du kannst ihn in den Tee rühren, oder besser noch: Gib ihn dem Jungen auf die Lippen. Manche lieben die Süße und werden munter dadurch.« Rosmarinzweige und Zwiebeln wanderten in die Schale. Mit einer flinken Bewegung öffnete Henry den Honigtopf und strich einen Löffel des zähen Goldgelbs in einen Becher. »Und Eier«, sagte er, »rohe Eier brauchst du auch.«
    Mary lachte auf. »Eier? Was soll ich mit Eiern anfangen?«
    »Das ist gut gegen Fieber. Du trennst das Eiklar, schmierst esin ein Tuch und bindest es dem Jungen um die Füße. Wenn das Eiklar trocken ist, schlägst du das nächste Ei auf und wiederholst den Vorgang.«
    »Woher weißt du das alles? Vielleicht solltest du meine Arbeit übernehmen?«
    Henrys Wangen röteten sich. »Ich bin zwar kein Doktor, aber von meinen Lebensmitteln und Gewürzen verstehe ich was.« Kurz verdüsterte sich seine Miene. »Zumindest manchmal. Und jetzt mach, dass du wegkommst, bevor der Verstockte wieder zurückkehrt.« Henry legte ein Tuch über die Schüssel und den Honigbecher, schenkte heißes Wasser in eine Kanne und zog ein Tablett hervor. »Marc, und wenn er wach wird, dann gib mir Bescheid. Ich habe noch einiges auf Lager, was so einen kleinen Mann stärken kann. Und wenn du irgendwem sagst, was hier gerade vor sich ging«, Henry ergriff sein Messer und ließ den Finger über die Klinge wandern, »dann gibt es Unannehmlichkeiten.«
    Mary grinste, und der Smutje warf die Tür hinter ihr zu.
     
    Carls Blick fiel auf die lederne Tasche. Erstaunt sah er auf.
    »Der Kapitän sagte, ich solle keine Medikamente verwenden. Aber niemand hat mir verboten, Doc Havenports Instrumente zu nutzen.«
    »Wenn dir so viel an dem Jungen liegt«, sagte Carl und trat näher, »wollen wir ihn dann nicht in Doc Havenports Kajüte bringen? Dort ist eine Behandlung besser durchzuführen.«
    »Was bleibt denn dort noch? Ein Behandlungstisch! Den Rest soll ich nicht anrühren. Und es ist gleich, wo der Junge liegt.«
    »Gut, gut. Hast du ihn purgiert? Oder irgendwelche Einläufe gemacht?«
    »Nein, ich denke, Durchfall würde ihn schwächen.«
    »Hast du ihn zur Ader gelassen?«
    »Nein. Ich versuche es mit Umschlägen aus Rosmarinauszügen.Und mit ein wenig Wärme. Zudem flöße ich ihm Tee mit Honig ein und lege Wadenwickel an.«
    »Sehr gut.« Carl schob eines der Tücher beiseite, das auf der Seekiste lag, und seine Hand zuckte zurück. »Was ist das?«, fragte er und zog die Stirn kraus.
    Mary errötete. »Eiklar.«
    Er hob die Decke hoch und schaute auf Seths gewickelte Füße.
    »Ich will nichts unversucht lassen.«
    »Das hat schon meine Großmutter bei mir angewandt. Schaden

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