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Vom Baum Der Erkenntniss

Titel: Vom Baum Der Erkenntniss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Gutzkow
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zuvörderst die Anschauung irgend einer anekdotisch auffallenden Widersinnigkeit haben, einer erschütternden Zufallsbegegnung im ernsten Genre, einer anmuthig-komischen im heitern. Um dies Faktum herum ist dann der Faden der Entwicklung anzulegen und das im Zusammenhang Sinnige aus dem vereinzelt Widersinnigen einschmeichelnd und überzeugend darzustellen. Ohne Zweifel hat Tieck seine Novellen so gearbeitet.
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    Gerade deßhalb, weil es mit dem Verse in unserer gebildeten Zeit eine nicht allzu schwere Sache ist, hat man darauf zu achten, daß nicht der Dichter Berechtigung hat, vor dem Publikum zu erscheinen, sonderndas Gedicht. Letzteres ist die feste, sicher umgrenzte Gestaltung einer Thatsache, die nur das ist, was sie sein will, und weder einer Einleitung noch eines Anfangs bedarf, weder einen Uebergang bildet zu Nachfolgendem, noch auch selbst das Nachklingen eines Vorangegangenen ist. Dies scharfe und allein wahrhaft objektive Resultate verbürgende Hervortreten einzelner Gedichte, die gleichsam nur die gesammelten Errungenschaften glücklicher und darum seltener Stunden der Weihe sind, vermissen wir bei Dichtern, wo man die Vorstellung nicht unterdrücken kann, daß ihre Arbeiten Ergebnisse eines mit der Hand auf dem Papier festgehaltenen Dichterseinwollens sind.
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    Unsere Epoche steht auf dem Standpunkt der Reflexion. Die Reflexion ist an sich unpoetisch. Doch kann sie poetisch werden, wenn sie sich in ihre Bestandtheile auflöst und ihr Gegenüber, ihre Vorder- und Nachsätze, ihre Ursachen und Wirkungen zur Erscheinung bringt. Die »Poesie des Gedankens« ist die individuelle Genesis des Gedankens, der im Gemüth noch einmal vollzogene oder geprüfte dialektische Proceß. Daher diemoderne Schilderung der Seelenzustände, die Analyse der Gegensätze des Lebens, die Widerspiegelung der Literatur in der Literatur, des Gedankens im Denker selbst, der Phantasmen im Dichter, der Ueberzeugungen im Märtyrer. Keine Zeit war so berechtigt, wie die unsrige, die Geschichte des Genius poetisch zu erfassen und die Literatur selbst zum Gegenstand der Literatur zu machen.
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    Den Roman des »Nebeneinander,« den ich aufgestellt habe, wird man verstehen, wenn man sich aus einem Bilderbuch die Durchschnittszeichnungen eines Bergwerks, eines Kriegsschiffs, einer Fabrik vergegenwärtigt. Wie da das neben einander existirende Leben von hundert Kammern und Kämmerchen, wo eine von der andern keine Kenntniß hat, doch zu einer überschauten Einheit sichtbar wird, so wird der Roman des »Nebeneinander« den Einblick gewähren von hundert sich kaum berührenden und doch von einem einzigen großen Pulsschlag des Lebens ergriffenen Existenzen. Eine Betrachtungsweise, wo ein Dasein unbewußt die Schale oder der Kern des andern wird, jede Freude von einem Schmerz benachbart ist, von einem Schmerz, der über das, was jene himmelhocherhebt, seinerseits tief zu Boden gedrückt sein kann und wo andererseits eine Unbill auch schon wieder unbewußt den Rächer auf den Fersen hat, wird den Roman noch mehr als früher zum Spiegel des Lebens machen. Dem »socialen Roman« ist das Leben ein Concert, wo der Autor alle Stimmen und Instrumente zu gleicher Zeit, sie in- und nebeneinander vereinend, spielt oder leitet. Wiedergeben läßt es sich mit der Feder nur in der Form des Nacheinander, aber auf die Anschauung kommt es an. Ist diese so viel als möglich nach allen Lebensäußerungen zugleich gerichtet und könnte man hoffen, daß diese von einem großen Hintergrund ausgehende Romanform in manche Dissonanz Wohlklang, in manche Verzweiflung Trost, in manches unbefriedigte und unlösliche Einzelne einen beruhigend lösenden Widerklang aus Sphären bringt, die mit dem nächst Geschilderten in einen sichtlichen Zusammenhang zu bringen unnatürlich erscheinen müßte, so wäre man vorläufig wenigstens da wieder angekommen, wo die Poesie überhaupt stehen soll, daß der Dichter Seher ist, die Poesie Religion.
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    Idealismus – Realismus – ! Man hat gegenwärtig eine sich realistisch ausdehnende Literatur, d, h. man hat die Ideen, Abstraktionen, die Träume von Glauben, Wissen, Denken, Fühlen u. s. w. aufgegeben und daguerreotypirt die Wirklichkeit. Manche thun dies ganz roh. Diesen bricht wol jedes Forum, auch das realistische, den Stab. Irgend einen Zweck, eine Idee, eine Zuspitzung muß auch die Beobachtung und Schilderung des Getreidesäens oder der Schafzucht oder der doppelten Buchhaltung haben. Aber darüber könnten zuletzt Alle

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