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Vom Dämon besessen

Vom Dämon besessen

Titel: Vom Dämon besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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an. Sag ihm, dies sei die Woche der Verrückten, und er
fehle noch in der Versammlung .«
    Lisa
eilte eifrig auf Tonis Tür zu. Ich sah ihr einen Augenblick lang nach und
wandte mich dann wieder den übrigen zu. Naomi stand noch immer eng gegen die
Wand gepreßt da und stöhnte unzusammenhängend vor sich hin, während Helga —
alle Möglichkeiten ausschöpfend — bei der zarteren Sorte Tränen angelangt war,
die man mit dem Zipfel eines seidenen Taschentuchs aus dem Augenwinkel wischen
kann.
    Lumsden hatte, den heftig protestierenden Tyler
Morgan mit beiden Händen am Arm mit sich zerrend, die ersten drei Treppenstufen
hinter sich gebracht. Beide drohten einander mit Gewaltanwendung,
Körperverletzung und blutigem Mord. Keiner von beiden dachte offenbar daran,
loszuschlagen.
    Der
kahlköpfige kleine Widerling, der in der Tat in einen Zoo gehörte, beobachtete
die beiden auf der Treppe mit einem Ausdruck zunehmender Wut in den Augen, die
ihm demnächst den Kopf zersprengen mußte, dacht ich. Die Eruption erfolgte fünf
Sekunden später, als sich sein fahles Gesicht plötzlich mit hellem Scharlachrot übergoß und in seine Augen ein trüber bronzefarbener
Schimmer trat. Dann zog seine Rechte eine Achtunddreißiger aus einem Schulterholster und senkte den Lauf in einem langsamen Bogen in
Richtung auf die beiden schreienden, aber nicht kämpfenden Männer auf der
Treppe.
    Dies
war, so fand ich, sozusagen das Stichwort für meinen Einsatz. Ich sprang mit
einem Satz auf ihn zu, packte mit festem Griff sein Handgelenk und drehte es
mit scharfem Ruck. Er schrie auf und ließ die Pistole fallen. Dann fuhr ich mit
einer Hand unter seinen rechten Arm und mit der anderen an seinen Oberschenkel,
schwang ihn hoch über meinen Kopf und trug ihn auf die Treppe zu.
    Lumsden hatte bei seinem Abstieg drei weitere Stufen
bewältigt, wie ich anerkennend feststellte, und dabei Tyler Morgan über zwei
davon mitgezerrt. Ich lockerte meine Muskeln mit zwei vorbereitenden
schwunghaften Bewegungen, die Vaughan, seinem verzweifelten Quietschen oben
über meinem Kopf nach zu schließen, nicht zusagten. Dann zielte ich sorgfältig.
Ich holte so weit wie möglich nach hinten aus und legte alles, was ich an Kraft
hatte, in den Vorwärtsschwung, um im Augenblick des Abwurfs die größtmögliche
Schleuderwirkung zu erreichen.
    Vaughans
winziger Körper sauste abwärts — mit, wie ich bescheiden dachte, nahezu
unglaublicher Geschwindigkeit — und bildete dabei eine im wesentlichen parallel zur Treppe verlaufende Fläche. Den unzulänglichen General nahm er
zuerst mit, weil dieser eine Stufe höher stand als der nutzlose Lieutenant. Ich
mußte vor mir selber zugeben, daß meine billardartige und auf schwankende
Objekte gerichtete Schußtechnik zugleich auch vom
Glück begünstigt war. Vaughans Knie prallte mit schmerzlicher Gewalt gegen Morgans
Rücken, so daß der nunmehr fliegende General in einer eindrucksvollen Parabel
anmutig über Lumsdens Kopf hinwegstürzte. Die
Vorführung wurde nur leicht durch seinen dünnen Entsetzensschrei getrübt, mit
dem er zu einer Kopflandung auf die Diele ansetzte.
    Die
Lektion, die mir anhand des Aufpralls des Vaughanschen Knies auf Morgans Rücken
über die Mechanik des Rückstoßes erteilt wurde, blieb bedauerlicherweise
fragmentarisch, denn meine Aufmerksamkeit war zwischen den beiden Männern
geteilt. Vaughans Beine kamen auf natürliche Weise zu einem Stillstand, aber
der Rest seines Körpers wanderte sozusagen weiter — oder versuchte es
wenigstens. In dem Augenblick, in dem die Beine aufschlugen, drehte sich sein
Rumpf plötzlich in einer Spirale nach oben und — als der äußerste Punkt
erreicht war — kollidierte sein Kopf mit dem Lumsdens .
    Im
Bruchteil einer Sekunde später stürzten die beiden auf eine schlaffe, fast
gemächliche Art, die an einen hinunterrollenden Sack erinnerte, die
Wendeltreppe hinab, bis sie in einer kompliziert verschlungenen Weise unten auf
dem Boden liegenblieben.
    Helga
hob flüchtig den Kopf von der sie völlig ausfüllenden Aufgabe, jede einzelne
Träne im Augenwinkel abzufangen, bevor sie zu Fall kam, und atmete geräuschvoll
durch die Nase ein.
    »Was
war das für ein Lärm ?« fragte sie neugierig.
    »Nichts
Besonderes«, sagte ich bescheiden. »Ich habe nur einen kleinen Treffer gelandet .«

ZEHNTES KAPITEL
     
    I van Massie hob den zottigen Kopf und lächelte
mich in der Tat an.
    »Sie
haben Ihre Sache großartig gemacht, Rick«, sagte er mit Wärme.

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