Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
nicht wieder beschwören, bevor ich bereit war, auf seine Bedingungen einzugehen, aber ich besaß jetzt zumindest das Speicherdiagramm. Ich konnte, wann immer ich wollte, jeden beliebigen Dämon rufen. Ich brauchte die Hilfe des Dämonenfürsten nicht mehr.
Warum hatte ich dann aber so ein leeres Gefühl im Bauch, wenn ich daran dachte, dass ich ihn nie wieder rufen würde?
Ich war ohne Frage die am schlimmsten verkorkste Frau auf der Welt.
Meine Gedanken wirbelten weiter durcheinander. Ich konnte mich nicht daran erinnern, eingeschlafen zu sein, aber als mein Handy klingelte, riss es mich offensichtlich aus einem Nickerchen.
Ich blinzelte den Schlaf aus meinen Augen, und es gelang mir, die Nummer der Polizeizentrale auf dem Display zu erkennen. Ich drückte auf die Taste mit dem grünen Hörer. „Hier ist Gillian“, krächzte ich. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Fünf Uhr morgens. Furchtbar. Ich hatte geschlafen, wenn auch nicht viel länger als eine Stunde.
„Detective Gillian, hier spricht Corporal Powers aus der Zentrale. Die Polizei von Mandeville hat angerufen. Man hat Ihre Visitenkarte in der Wohnung von Elena Sharp gefunden.“
Ich setzte mich auf. „Warum waren die in ihrer Wohnung? Was ist passiert?“
„Sie ist tot. Offensichtlich Selbstmord. Soll ich Ihnen die Kontaktinfos schicken?“
„Ja. Danke“, sagte ich und versuchte, den lähmenden Schock abzuschütteln. Wie passend! Ein viel zu großer Zufall. Irgendwie hing das alles zusammen. Von wegen Selbstmord , dachte ich grimmig.
Ungefähr eine Stunde später fuhr ich auf den Parkplatz von Elena Sharps Wohnkomplex. Der Detective, mit dem ich gesprochen hatte, Robert Fourcade, war sehr zuvorkommend gewesen. Und nachdem ich ihn kurz über den Tod von Elenas Mann in Kenntnis gesetzt hatte, war er einverstanden gewesen, dass ich mir den Tatort ansah.
Ich zog meine Marke und zeigte sie dem Officer, der die Tür bewachte. „Ich bin Detective Gillian vom Beaulac PD . Detective Fourcade erwartet mich.“
Der Officer nickte, als wüsste er schon, dass ich kommen würde. „Sie können gleich durchgehen.“
Ich trat ein und hatte ein seltsames Déjà-vu-Erlebnis. Ein paar der Polizisten in der Wohnung warfen mir misstrauische Blicke zu, aber ein korpulenter Detective mit dunkelrotem Haar kam auf mich zu.
„Sie müssen Detective Gillian sein“, sagte er und streckte mir die Hand entgegen. „Ich bin Rob Fourcade.“
Ich schüttelte ihm die Hand. „Nennen Sie mich Kara. Vielen Dank, dass ich mir den Tatort ansehen darf.“
Er zuckte die Schultern. „Ich hab kein Problem damit, aber es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass sich hier irgendetwas anderes ereignet hat als ein Selbstmord.“
Nun ja, ich konnte Dinge sehen und spüren, von denen Detective Fourcade nichts ahnte. Ich zuckte ebenfalls die Schultern und lächelte. „Aber Sie verstehen, warum ich gern mal einen Blick darauf werfen wollte? Besonders da ihr Mann ermordet worden ist.“
„Papierkram. Offene Fragen. Ich kenne das.“ Ich merkte, dass mein Kommen seiner Meinung nach reine Zeitverschwendung für mich war. Mit dem Kopf deutete er auf das hintere Schlafzimmer. „Sie ist da drin.“
„Vielen Dank.“ Ich ging den Flur hinunter. Bei meinem ersten Besuch war ich nicht in diesem Teil der Wohnung gewesen. Die Wände waren ohne jeden Schmuck, nur eine elegante Vase mit Trockenblumen stand auf einem Tisch.
Das Schlafzimmer sah genauso aus. Solide gebaute, massive, sehr schöne Möbel, die aussahen, als würden sie auch einen Weltuntergang überstehen. Und quer auf der teuren Tagesdecke lag Elena Sharp, ganz offensichtlich tot. Mir fielen die Pillendosen auf dem Nachttisch auf, dann trat ich näher, um mir Elena genauer anzusehen.
Abrupt blieb ich stehen, als ich die Leiche spürte . Mir wurde schwindelig, und ich sog scharf die Luft ein. Das Fehlen jeglicher Lebensenergie war so umfassend, dass ich nach dem Bettpfosten greifen musste, um mein Gleichgewicht zu halten. Das hier war noch viel schlimmer als bei Brian Roth und Davis Sharp. Schlimmer noch als bei den Galloways. Ich konnte die Gewalt spüren, mit der die Seele brutal aus ihr herausgerissen worden war, während sie noch gelebt hatte. Ich grub meine Finger in das Holz des Bettpfostens, während ich mich zusammenreißen musste, damit ich mich nicht übergab.
„Alles in Ordnung?“
Mir war nicht aufgefallen, dass Fourcade mir ins Schlafzimmer gefolgt war. Ich richtete mich auf, atmete tief durch und versuchte,
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