Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
können, dass es keiner ist. Ich bitte Sie einfach darum, Ihren Job zu machen.“
Den letzten Satz hätte ich mir lieber verkneifen sollen.
„Verschwinden Sie von meinem Tatort, Detective“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Besorgen Sie sich das Überwachungsvideo vom Eingangstor. Sehen Sie nach, wer hereingekommen ist“, drängte ich ihn. Scheiß drauf! Ich hatte ihn ohnehin schon vollkommen gegen mich aufgebracht. „Prüfen Sie das Rezept für die Pillen. Verdammt noch mal, ermitteln Sie einfach!“
„Erzählen Sie mir nicht, wie ich meinen verfluchten Job zu machen habe. Verschwinden Sie!“
Ich wich einen Schritt zurück, um der Speichelfontäne zu entgehen, die er ausspie, und bemerkte plötzlich, dass alle, die sich in der Wohnung befanden, ihre Arbeit unterbrochen hatten und uns anstarrten.
Ich runzelte die Stirn und nahm die Schultern zurück. „Gut.“ Mein Blick glitt über die anderen Anwesenden. „Machen Sie sich nur keine Sorgen, dass der Mörder dieser Frau davonkommt, weil dieser Mann hier zu faul ist, ein bisschen Routinearbeit zu erledigen.“
Damit ging ich, während mir die Polizisten aus Mandeville mit offenem Mund nachstarrten.
26
Je weiter ich mich von Mandeville entfernte, desto mehr wuchs mein Ärger über mich selbst. Ich hatte mich wie eine Idiotin benommen. Eine undisziplinierte, taktlose Idiotin. Es hatte tausend Möglichkeiten gegeben, mit dieser Situation umzugehen, und jede davon wäre besser gewesen und hätte viel eher dazu geführt, dass der Tod von Elena vernünftig untersucht worden wäre. Es war möglich – durchaus möglich –, dass Fourcade ein guter Detective war. Aber bei dem irren Gerede einer feindseligen Kollegin aus dem angrenzenden Bezirk war es kein Wunder, dass er wütend geworden war. Meine Reaktion hatte ihn vor seinen Kollegen in Verlegenheit gebracht. Ich hatte ihn in die Ecke gedrängt und ihm nicht die geringste Möglichkeit gelassen, sein Gesicht zu wahren. Wenn er sich jetzt die Überwachungsbänder holte oder das Rezept überprüfte – all die Dinge, die er wahrscheinlich ohnehin auch ohne meine Aufforderung getan hätte –, würde er wie ein Volltrottel dastehen, dem man sagen musste, was er zu tun hatte.
Am liebsten hätte ich meine Stirn auf das Lenkrad geschlagen, aber da ich gerade fuhr, war das wahrscheinlich eine eher schlechte Idee. Stattdessen holte ich ein paarmal tief Luft und konzentrierte mich auf die monotone Fahrt, um meinen Stress abzubauen. Der Weg von Mandeville nach Beaulac führte hauptsächlich über leere Landstraßen, und nach ungefähr zwanzig Minuten Pinienwäldern und Kuhweiden breitete sich langsam wieder ein gewisses Gefühl von Frieden in mir aus, von dem ich nie merkte, wie sehr ich es brauchte, bis es nicht mehr da war.
Bis vor ein paar Monaten war mein Leben ziemlich unkompliziert verlaufen – vor Rhyzkahl und Ryan und bevor ich meine Tante verloren hatte. Abwesend trommelte ich mit den Fingern auf das abgegriffene Lenkrad. Ein Teil von mir war froh darüber, dass mein Leben nicht mehr so unkompliziert verlief. Der Verlust meiner Tante nagte an mir, obwohl ich zutiefst hoffte, dass es nicht für immer war, aber ich musste mich der Tatsache stellen, dass ich ein biederes und vernünftiges Leben überhaupt nicht wollte . Denn dann wäre ich ganz bestimmt nicht Polizistin geworden. Ich mochte die Action und all die Aufregung, auch wenn es im Job immer wieder lange Zeiträume gab, in denen überhaupt nichts passierte. Mein Ausbilder hatte mir gesagt, dass Polizeiarbeit zu fünfundneunzig Prozent aus Langeweile und zu fünf Prozent aus purem Adrenalin bestand, aber dass diese fünf Prozent alles andere wettmachten.
Das Schild von St. Long Parish sauste an mir vorbei, als ich mich der Brücke über den Kreeger River näherte. Ich hatte fast den ganzen Tag mit meiner Fahrt nach Mandeville verschwendet, aber zumindest konnte ich Elena im Geist als Verdächtige abhaken, auch wenn das offiziell noch nicht möglich war. Ein lauter Knall auf der rechten Seite meines Wagens riss mich aus meinen Gedanken und trieb meinen Puls in die Höhe. Mit beiden Händen packte ich das Steuer, als der Wagen in die Richtung des geplatzten Reifens auszubrechen drohte. Adrenalin schoss durch meinen Körper, als ich spürte, wie die Reifen über die Gitterroste der Brücke rutschten. Ich lenkte gegen die Fahrstreifenbegrenzung, obwohl die Brüstung der Brücke sich drohend neben mir erhob, und es gelang mir,
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