Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
meine Fassung zurückzugewinnen. „Ja, ich … kämpfe noch mit einer Lebensmittelvergiftung.“
Er runzelte die Stirn und nickte, aber ich konnte den leichten Spott in seinen Augen sehen. Er dachte, dass mir beim Anblick einer Leiche schlecht wurde. Wenn er wüsste, wie viele Leichen ich in den vergangenen sechs Monaten gesehen hatte …
„Ich will Sie nicht drängen, aber der Leichenwagen ist da. Sobald Sie fertig sind, schaffen wir die Leiche weg.“
„Klar“, erwiderte ich, während ich in das Gesicht der toten Frau blickte. Es gab keinerlei äußere Anzeichen dafür, dass sie durch jene arkanische Gewalt gestorben war, die ich spürte. Kein Entsetzen in ihren Zügen, keine arkanischen Sigillen auf ihrer Leiche, nichts, was in einer einschlägigen Filmszene jetzt zu sehen wäre.
„Es hat sich niemand gewaltsam Zutritt verschafft“, fuhr Fourcade fort und klang ein wenig gelangweilt. „Keine Anzeichen eines Kampfes. Ich denke, das wird Ihnen helfen, Ihren anderen Fall abzuschließen.“
Verblüfft sah ich ihn an. „Wie?“
Er machte eine Geste in Richtung der Pillendosen, und jetzt sah ich, dass ein Blatt Papier darunterlag. „Ein Brief. Ein Geständnis. Deswegen habe ich Sie angerufen“, sagte er, als würde er den Sachverhalt einer Dreijährigen erklären.
Ich biss die Zähne zusammen, aber es gelang mir, die spitze Bemerkung, die mir auf der Zunge lag, herunterzuschlucken. Ich ging hinüber zu dem Nachttisch und las die Notiz.
Ich habe meinen Mann betrogen und ihn dann getötet. Die Schande einer Scheidung konnte ich nicht ertragen. Jetzt kann ich nicht ohne ihn leben, kann mit der Schuld nicht leben.
Es war ein netter kleiner Abschiedsbrief, aber er klang völlig aufgesetzt. „Er ist nicht unterschrieben. Nur ausgedruckt.“
„Die Hälfte aller Selbstmörder hinterlassen nicht mal einen Abschiedsbrief“, erwiderte er, während sich seine Mundwinkel verärgert senkten. „Sie werden sich doch jetzt nicht daran aufhängen, dass sie keinen Stift gezückt und alles schön juristisch korrekt gemacht hat?“
„Wenn Sie meinen, dass dies für mich ein Grund ist, meine anderen Ermittlungen abzuschließen, dann irren Sie sich“, erwiderte ich, zu wütend, um mich vollkommen zu beherrschen. „Wo ist ihr Computer?“
Er machte den Mund auf, doch dann schloss er ihn wieder, und sein Gesicht verdunkelte sich. „Woher zum Teufel soll ich das wissen? Wahrscheinlich in einem der anderen Zimmer.“
Ich ging an ihm vorbei hinaus auf den Flur. Von meinem ersten Besuch her wusste ich, dass sich im Wohnzimmer kein Computer befand. Die Tür zu dem anderen Raum stand einen Spaltbreit offen, ich trat ein und sah mich schnell um.
„Hier ist kein Computer“, rief ich über die Schulter zurück. Ich hörte ein gedämpftes Geräusch, das wie ein unwilliges Knurren klang, dann wurden Türen geöffnet und geschlossen. Ich streifte mir Handschuhe über und begann, Schubladen aufzuziehen.
„Hier“, hörte ich ungefähr eine halbe Minute später. Ich ging in den Flur zurück, wo Fourcade mir einen Laptop entgegenhielt, ein selbstzufriedenes Lächeln im Gesicht. „Ein Computer. Zufrieden?“
Ich zuckte die Schultern. „Halbwegs. Und wo ist der Drucker?“
Sein roter Schnurrbart sah im Vergleich zu seinem inzwischen glühend roten Gesicht langsam blass aus. „Vielleicht hat sie den verdammten Brief auf dem Laptop geschrieben und ihn irgendwo anders ausgedruckt.“
Wie dickköpfig wollte der Kerl eigentlich noch sein? Ich wusste, dass ich mit dem Detective nicht darüber herumstreiten sollte, wie er mit seinem eigenen Fall umging, aber ich konnte einfach nicht glauben, dass er absolut kein Interesse daran hatte, ob es sich hier tatsächlich um Selbstmord handelte. Mein Verstand sagte mir, dass toxikologische Tests beweisen würden, ob sie wirklich Selbstmord begangen hatte. Denn ich bezweifelte ernsthaft, dass sie die Pillen bereits verdaut hatte. Aber ich hatte im Moment kein Interesse daran, auf meinen Verstand zu hören. Die vergangenen Tage waren zermürbend und stressig gewesen, und ich würde nicht zulassen, dass dieser Idiot den Tatort nicht ordentlich untersuchte.
„Hören Sie“, sagte ich und trat auf ihn zu. „Wenn sie nicht die Zeit hatte, einen Stift zu holen und zu unterschreiben, warum sollte sie dann ihren Laptop irgendwo hinbringen, wo es einen Drucker gibt, um ihren Abschiedsbrief auszudrucken? Ich bitte Sie lediglich, das hier wie einen Mord zu behandeln, bis Sie sicher sein
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