Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
auf.
Ich nickte ihr zu, als ich an ihr vorbeiging. Der Blick, den sie mir zuwarf, war abschätzend – jedenfalls hatte er nichts mehr mit gelangweilter Resignation zu tun. Sie muss einen Blick in die Anträge geworfen haben . Nun ja. In weniger als einer Stunde würden es ohnehin alle wissen.
Richter Laurent sah weder besorgt noch verärgert aus. Er wirkte absolut vergnügt, als ich sein Büro betrat und die Tür hinter mir schloss. „Sie werden also diesen geilen Bock dafür an die Wand nageln, dass er die Frau seines Sohnes zu Tode gevögelt hat?“ Er kicherte, während er die beiden Anträge so schwungvoll unterschrieb, als wollte er sichergehen, dass auch jeder erkannte, wessen Unterschrift es war.
„Sir, ich habe noch keinen hieb- und stichfesten Beweis. Deswegen brauche ich einen DNA -Test.“
„Ha! Den werden Sie bekommen. Dieser Hurensohn hat jedes hübsche Mädchen in dieser Stadt flachgelegt oder es zumindest versucht. Ich begreife überhaupt nicht, wieso seine Frau das mitmacht.“ Er schüttelte den Kopf, während er mir die Mappe mit den unterschriebenen Anträgen zurückgab. „Vielleicht meint sie, mit einem Richter verheiratet zu sein wäre es wert, all seine Eskapaden zu tolerieren.“
Etwas benommen nahm ich die Mappe zurück. „Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Sir. Ich hoffe, es wird alles so funktionieren, wie ich es mir vorstelle.“
Er grinste mich an. „Kommen Sie auf jeden Fall wieder zu mir, wenn Sie Ihren Haftbefehl brauchen.“
Ich konnte nicht anders, ich musste lachen. „Auf jeden Fall, Sir.“
Ich lächelte immer noch, als ich wieder hinausging, und es überraschte mich nicht, dass seine Sekretärin bereits gegangen war. Ich zog mein Handy vom Gürtel und wählte Ryans Nummer, während ich das Gericht verließ.
„Ich hab sie“, sagte ich, als er sich meldete.
„Ich bin direkt um die Ecke. In einer halben Minute hol ich dich ab.“
Richter Harris Roth lebte ebenfalls in Ruby Estates, ungefähr einen knappen Kilometer von den Sharps entfernt. Nur ein kleiner Spaziergang für den Richter, wenn er ein bisschen was erleben wollte , dachte ich säuerlich, als wir an der geschwungenen Treppe und der pompösen Gartenarchitektur des Sharp-Anwesens vorbeifuhren. Das Haus von Roth lag nicht am Seeufer, aber er besaß dafür ein doppeltes Grundstück, auf dessen hinterem Teil hauptsächlich Bäume standen. Das Gebäude selbst war groß, sah aber nicht nach einem dieser Herrenhäuser im Südstaatenstil aus wie das von Sharp. Es erinnerte mich eher an ein englisches Landhaus – zweigeschossig mit einer Steinfassade. Ich konnte mir selbst gut vorstellen, in so etwas zu leben – hübsch, friedlich und ruhig.
Im Moment war es hier allerdings nicht ganz so ruhig. Ein Krankenwagen mit blitzenden blauen und roten Lichtern verließ gerade das Grundstück, als wir näherkamen. Ryan und ich wechselten einen besorgten Blick.
„Ich hab ein dummes Gefühl“, meinte er.
„Geht mir nicht anders“, erwiderte ich.
Mein dummes Gefühl wurde durch den Anblick eines zweiten Krankenwagens, der vor dem Haus stand, leider noch verstärkt.
„Ein ganz dummes Gefühl“, sagte ich.
Ryan parkte an der Seite, sodass er dem Krankenwagen nicht im Weg stand. Wir stiegen aus und liefen hinüber zu der breiten Treppe. Ich fürchtete, dass ich das Wattestäbchen für den DNA -Test nicht mehr brauchen würde.
Die Tür stand weit offen, also gingen wir direkt ins Haus. In der Eingangshalle standen mehrere Sanitäter um eine Gestalt herum, die am Boden lag. Eine blonde Frau, die ich nicht kannte, hielt sich etwas am Rand.
Die Gestalt am Boden war Harris Roth. Und er war ziemlich tot, auch wenn ich bezweifelte, dass die Sanitäter diese Tatsache schon akzeptiert hatten. Aber ich spürte es.
„Er ist es nicht gewesen“, sagte ich mit leiser und rauer Stimme zu Ryan. „Es sei denn, er hat sich selbst die Essenz herausgerissen.“
Ryan fluchte leise. Ich zwang mich, näher an die Leiche heranzutreten, damit ich mit der Frau sprechen konnte. „Ma’am? Ich bin Detective Gillian vom Beaulac PD . Können Sie mir bitte sagen, wer Sie sind und was hier passiert ist?“
Die Frau schluckte und nickte kurz. „Ich bin Connie Cavendish. Ich wohne auf der anderen Seite der Straße“, erklärte sie und deutete mit zitternder Hand in Richtung der Eingangstür. „Und ich bin mit Rachel befreundet. Wir walken manchmal zusammen. Oh mein Gott, wird er wieder gesund?“
„Die Sanitäter
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