Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
um die rostigen Metallpfeiler gewickelt worden, die den Balkon im ersten Stock stützten. Ein Officer, der am Empfang die Stellung hielt, drückte sich in den spärlichen Schatten, den der Balkon bot. Nach einem prüfenden Blick auf die abgewetzten Pfeiler war ich mir nicht mehr so sicher, ob es tatsächlich eine gute Idee war, sich im Schatten aufzuhalten.
Ich trug mich ins Tatortprotokoll ein, dann tauchte ich unter dem Band durch. Ein weiterer uniformierter Officer lehnte außen an der Wand neben der offenen Hotelzimmertür, auf seinem sonst immer kahlen Kopf wuchsen ungefähr ein Millimeter lange Stoppeln. Ich kannte Scott Glassman seit Jahren und hatte im selben Team mit ihm gearbeitet, als ich noch Streife gefahren war. Er war durch und durch Cop und hatte nicht das Bedürfnis, jemals zur Kriminalpolizei zu wechseln – ein „guter Kerl“, der absolut zufrieden damit war, regelmäßig zur Streife eingesetzt zu werden. Er hatte einen besorgten Ausdruck im Gesicht, zu dem sich ein trauriges Lächeln gesellte, als er mich sah, und mir fiel schlagartig ein, dass Scott und Brian Roth gute Freunde und in ihrer Freizeit Jagdkameraden gewesen waren. Diese ganze Situation musste ziemlich hart für ihn sein.
„Hey, Scott“, begrüßte ich ihn. „Bist du sicher, dass es Brians Frau ist? Wer hat sie identifiziert?“
Seine Miene war grimmig. „Ich selbst. Ich war mir schon sicher, dass sie es ist, aber ich hab sie noch einmal mit dem Bild in ihrem Führerschein verglichen. Und der blaue Prius auf dem Parkplatz gehört auch ihr.“
„Verdammt“, sagte ich. „Ich hatte gehofft, dass Brian nur so eine Redensart benutzt hatte.“ Ich ließ meinen Blick durch das hässliche Hotel schweifen. „Irgendein Hinweis, warum sie ausgerechnet hier war?“
„Ich hab mit dem Manager gesprochen. Er sagt, sie habe vorgestern Nacht eingecheckt, allein – unter dem Namen ‚Jane Smythe‘. Aber sie ist offensichtlich regelmäßig hergekommen.“
„In so eine Absteige?“ Es fiel mir schwer, das zu glauben.
Er rieb sich mit der Hand über die Stoppeln auf seinem Kopf. „Ich schätze, es war ein Spiel, das sie öfter gespielt haben. Keine Ahnung. Aber der Manager sagt, er wisse nichts von irgendjemand anders, der bei ihr im Zimmer gewesen sein könnte.“ Seine Miene war finster. „Der Manager scheint von einer ganzen Menge Dinge keine Ahnung zu haben, aber ich lasse ihn gerade überprüfen. Vielleicht ist er vorbestraft. Er ist nämlich eine echte Nervensäge.“
„Wäre eine große Hilfe, wenn du dich um ihn kümmern könntest. Warum hat es so lange gedauert, bis sie gefunden worden ist?“ Mein Blick glitt an der Fassade des Gebäudes entlang. „In einem Laden wie diesem kommen und gehen die Gäste doch wohl recht schnell.“
Er runzelte die Stirn. „Der Manager hat gesagt, dass sie nach ein paar Stunden immer wieder weg gewesen sei. Deswegen hat er sich nicht die Mühe gemacht, morgens nachzusehen.“ Ich verzog das Gesicht, und er seufzte und nickte zustimmend. „Und die Kleine, die die Zimmer macht, hat sich gestern krankgemeldet, und er ist offensichtlich viel zu lahmarschig, um das selbst zu übernehmen.“
„Zumindest wurde sie jetzt endlich gefunden.“ Ich verzog das Gesicht und wischte mir den Schweiß ab, der über meine Stirn rann. „Vielleicht finden wir ja jetzt heraus, was zum Teufel überhaupt passiert ist. Ich nehme an, so etwas wie Überwachungskameras gibt es hier nicht?“
Er schüttelte den Kopf. „Jedenfalls keine, die funktionieren. Habe ich schon überprüft.“
Ich drückte ihm kollegial den Oberarm. „Vielen Dank für die Mühe.“
„Ja“, sagte er mit einem Seufzer. „Ich wünschte, die ganze Sache wäre nicht so verdammt verfahren.“
Ich nickte nur und war plötzlich ausgesprochen froh, dass niemand dieses andere entsetzliche Detail über Brians Tod kannte. Für alle war es schwer, einen Kollegen zu verlieren, ganz besonders unter diesen Umständen, und da wäre es nicht besonders hilfreich gewesen, auch noch zu erfahren, dass ihm zusätzlich seine Seele geraubt worden war.
Ein Schauer lief mir über den Rücken, und ich drehte mich um und betrat das halbdunkle Hotelzimmer. Dabei versuchte ich mich dagegen zu wappnen, dass an dieser Leiche vielleicht auch nur noch Essenzfetzen hingen und im ewigen Wind flatterten.
Jill war schon da. Sie sah auf und nickte mir kurz zu, als ich hereinkam. „Tolle Art, seinen Tag zu verbringen, wie?“, meinte sie. „Ich bin hier jedenfalls
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