Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
ja?“
„Sicher. Tut mir leid. Die Dämonen sind jedenfalls arkanische Wesen aus einer anderen Welt. Ich kann zwischen den beiden Sphären ein Portal erschaffen. Und … äh … ich beschwöre sie dann.“
Jill kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. Die Mikrowelle piepte, und ich wandte mich lange genug ab, um den Beutel herauszunehmen und seinen Inhalt in die Schüssel zu schütten, die der Dämon immer noch umklammert hielt. Dann nahm ich den Reis, kippte ihn ebenfalls in eine Schüssel und goss die Bohnen darüber. Ich verrührte alles und reichte es dem Dämon, der die Popcornschüssel bereits wieder geleert hatte.
Jill stöhnte. „Bohnen und Kochbeutelreis? Lieber Gott, meine Mama würde der Schlag treffen, wenn sie das sähe.“
Jill stammte aus New Orleans, und ihre Mama kochte wahrscheinlich jeden Montag rote Bohnen und Reis, so wie es in New Orleans Tradition war. Mit richtigen roten Bohnen, die über Nacht eingeweicht worden waren, und mit echtem Reis.
„Glaubst du etwa, meine Tante hätte mir beigebracht, wie man kocht?“ Ich schnaubte verächtlich, dann sah ich Kehlirik an. Er kratzte gerade mit der Seite des Löffels sorgfältig die letzten Reste aus der Schüssel.
Meine Mundwinkel zuckten amüsiert. „War das akzeptabel, Verehrter?“
Der Dämon knurrte. „Äußerst akzeptabel. Ich hatte nie die Gelegenheit, das Essen aus diesem Reich zu probieren. Ich finde es sehr interessant.“
„Na toll“, meinte Jill angesäuert. „Können wir jetzt bitte weiter darüber reden, dass du Dämonen beschwörst?“
„Weißt du, sie sind nicht böse. Dämon ist nur die Bezeichnung, die sie schon seit Jahrhunderten tragen, und viele verschiedene Religionen haben sie einfach als böse Wesen abgestempelt. Sie sind eigentlich mehr wie Außerirdische, die von einer anderen Ebene der Existenz stammen, anstatt von einem anderen Planeten.“
Jill betrachtete mich mit ihren blauen Augen, aber immer noch mit einem etwas angesäuerten Gesichtsausdruck. Plötzlich merkte ich, dass ich eine Heidenangst hatte, sie würde das Haus verlassen und nie wieder mit mir sprechen. Ich war mir nicht sicher, ob ich es aushalten könnte, wenn sie einfach aus meinem Leben verschwand.
„Jill“, sagte ich und gab mir äußerste Mühe, damit meine Stimme nicht zitterte, „ich bin immer noch ich. Ich bin kein schlechter Mensch.“
Sie blinzelte. „Ich weiß, dass du nicht böse bist“, erwiderte sie, als würde der Gedanke sie schockieren. Sie schwieg ein paar Sekunden, dann hob sie die Hände. „Ach, was soll’s? Wie das bei dunklen Geheimnissen nun mal so ist, sind sie manchmal ganz schön überwältigend, aber du bist immer noch die coolste Frau bei der Polizei.“ Sie lächelte mich an, und ich erwiderte ihr Lächeln erleichtert, während ich mich am Tresen hinter mir abstützte, weil mir die Knie weich wurden.
Kehlirik wischte sich anmutig mit einer Klaue seine Mundwinkel sauber, während er mir die Schüssel zurückgab. „Meinen Dank, Beschwörerin. Die Wächter, die Zhergalet im ganzen Haus verteilt hatte, sind entfernt.“ Er blähte die Nasenflügel. „Ihr werdet sie selbst wieder errichten oder einen anderen beschwören müssen, um sie für Euch zu erneuern.“ Er schnaubte leise. „Ihr solltet versuchen, es selbst zu tun, auch wenn Ihr Euch dazu einen Helfer ruft. Ihr habt die Stärke dafür, wenn auch nicht die Erfahrung.“
Ich hatte das Gefühl, von einem Professor belehrt zu werden. „Hast du irgendeine Ahnung, warum die Wächter vor der Bibliothek aufgestellt worden sind?“
Er zog seine mächtigen Brauen zusammen. „Ich habe einige Theorien, aber ich muss mehr Informationen sammeln, bevor ich bereit bin, sie offenzulegen.“ Er verlagerte seine Schwingen auf dem Rücken und verschränkte die Arme vor der Brust. „Fürst Rhyzkahl hat eine Nachricht für Euch. Er möchte, dass Ihr ihn beschwört, und er hat sein Wort gegeben, dass Ihr keine Vergeltung dafür fürchten müsst.“
Ich erstarrte. Etwas Derartiges hatte ich nicht erwartet. Dass er keine Vergeltung üben wollte, war verdammt wichtig, trotzdem bekam ich einen ganz trockenen Mund bei dem Gedanken daran, ihn zu beschwören. Dämonenfürsten betrachteten es als Affront, wenn man sie beschwor, und als eine Beleidigung ihres hohen Ranges, was bedeutete, dass sie eine ziemlich ärgerliche Tendenz dazu hatten, jeden Beschwörer in Fetzen zu reißen, dem es gelang, sie in diese Sphäre zu ziehen. Aber wenn Rhyzkahl tatsächlich versprochen
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