Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
unpassend.
    Gewöhnlich arbeitete Stuart abends meist in seinem Büro, so dass ich meine Aufgaben zu Hause so einteilen konnte, wie mir das genehm war. Doch gerade heute hatte es sich Stuart in den Kopf gesetzt, dass es der geeignete Abend war, unserer Ehe mal wieder ein bisschen frisches Leben einzuhauchen.
    In Gedanken gab ich ihm eine Eins mit Stern für seine Idee und eine Fünf minus für das Timing.
    »Also – wo steckt eigentlich Eddie?« Wir hatten zusammen zu Abend gegessen, und Allie war in ihrem Zimmer verschwunden. Jetzt machten Stuart und ich es uns auf dem Sofa bequem, beide mit einem Glas Rotwein in der Hand. Stuart befand sich offensichtlich in amouröser und häuslicher Stimmung, während es mich in die Welt hinauszog.
    »Er ist etwa eine halbe Stunde, nachdem ich mit Timmy nach Hause kam, verschwunden. Behauptete, dass kranke Kinder nicht so seine Sache wären, aber ich glaube, dass er eher meinetwegen ging.«
    Ich machte mir nicht einmal die Mühe, ihm zu widersprechen. Eddie wusste wirklich nicht, was er von Stuart halten sollte. Und auch Stuart konnte nicht viel mit Eddie anfangen. »Wo ist er hin? Es ist beinahe zehn.«
    »Im Kino zeigen sie täglich alte Weihnachtsfilme – und das den ganzen Tag. Von gestern bis Neujahr. Er hat gesagt, dass er dorthin will.«
    Ich konnte mir kaum vorstellen, dass Eddie viel daran gelegen war, herauszufinden, ob Mr. Potter Bedford Falls übernehmen würde. Also hoffte ich, dass in Wahrheit Father Ben zurückgekommen war und die beiden irgendwo saßen und bei ihren Nachforschungen endlich Fortschritte machten.
    Am liebsten hätte ich auf der Stelle den Hörer abgenommen und in der Kirche angerufen. Aber ich hielt mich zurück. Father Ben würde bestimmt anrufen, wenn er etwas Neues wusste, und Eddie würde zurückkommen, wenn ihm danach war.
    Mir blieb sowieso nicht viel Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, denn Stuart rutschte auf der Couch näher zu mir heran und begann sanft meine Schultern zu massieren. Ich war zwar eigentlich verärgert, dass mein Mann seine Wahlkampagne in letzter Zeit so häufig seiner Familie vorgezogen hatte. Aber jetzt ging es um eine Massage! Außerdem hatte er sich wirklich ein paar Sternchen in puncto Kinderbetreuung verdient. Zudem schmerzten meine Schultern, und seine Berührung tat mir gut. Sie tat mir noch besser, als seine Hände allmählich zu wandern begannen und seine Lippen meinen Nacken fanden.
    Eigentlich hätte ich dort draußen sein müssen, um Dämonen zu jagen. Das wusste ich. Aber unter diesen Umständen – wenn mein Mann endlich einmal zu Hause war und mich noch dazu so charmant bedrängte – konnte und wollte ich nirgendwo anders hingehen als mit ihm nach oben… Dieser Art von Überredungskunst ist schwer zu widerstehen – auch als Dämonenjägerin.
    Ich wachte auf einen Schlag auf und rollte unter Stuarts Arm heraus, um einen Blick auf die Uhr zu werfen. Einige Minuten nach zwei.
    Vorsichtig richtete ich mich auf und betrachtete Stuarts Gesicht. Seinem regelmäßigen Atmen nach schlief er tief und fest.
    Ich wartete noch ein Weilchen, um sicherzugehen. Dann glitt ich langsam aus dem Bett, wobei ich Acht gab, dass sich die Matratze nicht allzu sehr bewegte und ich ihm nicht die Decke wegzog. Ich wollte nichts tun, was meinen schlafenden Mann aus dem Gefühl unserer Zweisamkeit gerissen hätte.
    Für einen Augenblick blieb ich im Dunkeln stehen und horchte. Sein Atmen klang ruhig und regelmäßig, und er hielt die Augen geschlossen. Ich warf einen Blick auf das Babyfon. Es war angeschaltet. Vorsichtshalber drehte ich die Lautstärke hoch, so dass Stuart auf jeden Fall aufwachen würde, falls Timmy zu weinen begann. Dann würde meinem Mann zwar klar sein, dass ich verschwunden war, aber damit musste ich mich dann auseinandersetzen, wenn ich zurückkam.
    Als Erstes schlich ich auf Zehenspitzen ins Badezimmer. Ich fand eine saubere Jogginghose im Schrank und zog sie hastig über. Dazu ein schwarzes T-Shirt, das mein Mann von seiner Reinigung geschenkt bekommen hatte, Socken und Turnschuhe. Schließlich band ich meine Haare zusammen und warf einen Blick in den Spiegel. Fertig.
    Ich schaltete das Licht im Badezimmer aus, öffnete leise die Tür und schlich durch das Schlafzimmer zum Flur. Ein letzter Blick auf meinen Göttergatten zeigte mir, dass er noch immer selig schlief. Gut.
    Ich öffnete die Tür einen Spaltbreit, um hinauszuschlüpfen. Erst als ich sie wieder hinter mir geschlossen hatte, ohne irgendein

Weitere Kostenlose Bücher