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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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hatte. Mit der rechten Hand packte ich David am Hals und hielt ihn gegen den Sitz gedrückt. Dann drehte ich mich zu ihm und setzte ihm den Eispickel an die Halsschlagader.
    »Scheiße, Kate!«
    Ich sprach mit drohender, leiser Stimme. »Es gibt nur einige wenige Leute, die das wissen, was Sie gerade gesagt haben. Und Sie gehören nicht dazu.«
    »Nein, Kate! Ich stehe auf Ihrer Seite.«
    »Woher wissen Sie das alles?«, zischte ich. »Und ich kann Ihnen gleich sagen: Wenn mir Ihre Antwort nicht gefällt, dann trenne ich Ihnen den Hals durch. Und Ihr Auge werden Sie auch nicht behalten, weil ich nämlich ganz sichergehen will.«
    »Sie halten mich für einen Dämon?« Er murmelte etwas Unverständliches vor sich hin und nickte dann. »Unter den gegebenen Umständen kann ich das sogar verstehen.«
    Ich kratzte mit dem Eispickel über seine Haut, so dass ein winzigkleiner Tropfen Blut erschien. »Reden Sie!«
    »Ich weiß von Ihnen, weil ich Dämonenjäger kenne.«
    »Sind Sie in der Forza?« Ich konnte es mir kaum vorstellen. Nachdem ich Padre Corletti angefleht hatte, einen weiteren Jäger zu schicken, hätte er mir wohl kaum verheimlicht, dass sich bereits einer in der Stadt befand.
    »Nein, bin ich nicht«, sagte David, nachdem er kurz gezögert hatte. »Ich bin auch ein Jäger, aber ein Einzelgänger. Und ich habe Sie angerufen, nachdem ich den Ring gefunden hatte, weil mir da klar wurde, dass die ganze Sache für mich allein zu groß wird.«
    »Forza-Jäger teilen ihre Informationen normalerweise nicht mit Einzelgängern«, sagte ich. Viele Jäger, die allein arbeiten, sind gefährlich und oft willig, Menschen für ihre »Sache« zu opfern, um so Dämonen vom Antlitz der Erde zu fegen. Meiner Meinung nach – und da lag ich ganz auf der Linie der Forza – sollte man jedoch immer als Erstes versuchen, ein Menschenleben zu retten.
    »Ich hatte nie vor, Jäger zu werden«, meinte David. »Ich schwöre es. Aber man braucht uns. Verdammt, Kate, gerade Sie können doch nicht leugnen, dass man uns braucht.«
    Ich beobachtete ihn, ohne etwas zu sagen, während der Minivan durch den vorbeirauschenden Verkehr leicht ins Wanken kam. David blinzelte nicht, flehte mich nicht an und kam auch nicht ins Schwitzen. Er starrte nur geradeaus und wartete darauf, wie ich mich entscheiden würde.
    Ich zog den Eispickel von seinem Hals, hielt ihn aber noch immer in der Hand, um für den Fall der Fälle bereit zu sein. Zwar begann ich allmählich, dem Mann etwas mehr zu trauen, aber ganz entspannt war ich noch nicht. »Wen?«, fragte ich. »Wen kennen Sie in der Forza? Wer sind diese Jäger, die Sie angeblich so gut kennen? Die Leute, die Ihnen alles von mir erzählt haben?«
    Er schloss die Augen, und ich sah, wie sich seine Brust hob und senkte, als er tief ein- und dann wieder ausatmete. Schließlich sah er mich an. Seine grauen Augen wirkten sehr wach. »Kate, müssen Sie das wirklich noch fragen?«
    Es überlief mich erneut eiskalt. Der Eispickel entglitt meiner Hand und fiel zu Boden. David beugte sich nach vorn und hob ihn auf, um ihn mir zu reichen. Ich achtete jedoch nicht darauf.
    »Eric?«
    »Er war… Für den Moment möchte ich nur so viel sagen, dass ich ihn gut kannte.«
    »Sie haben mir den Schlüssel gebracht.«
    Er nickte. »Eric hatte mich darum gebeten.«
    »Aber warum gerade jetzt? Nach fünf Jahren?«
    »Es gibt viele Gründe«, erklärte er. »Aber letztlich lag es vor allem daran, dass ich Sie erst einmal finden musste. Ich habe lange gebraucht, um Sie ausfindig zu machen.«
    »Warum?«
    Er seufzte. »Lassen Sie uns das ein anderes Mal besprechen, Kate. Wenn Sie mir nicht vertrauen, dann können Sie den Eispickel hier gern wiederhaben. Aber ich will diese Jahre nicht noch einmal durchleben müssen. Jedenfalls nicht jetzt. Nicht einmal für Sie.«
    Ich dachte über seine Worte nach. Für den Moment blieb mir nichts anderes übrig, als seine Entscheidung zu akzeptieren. Ich hatte keine Wahl. Ich wollte erfahren, was es mit Eric und ihm auf sich hatte. Woher David ihn kannte. Ich wollte von den Gesprächen hören, die sie geführt hatten, und den Dingen, die David erlebt hatte. Ich wollte alles von diesem Mann über Eric erfahren, um es dann tief in mir vergraben zu können.
    Mir blieb also nichts anderes übrig, als ihm zu vertrauen. Ich musste es.
    Und ich denke, das wusste er auch.
    Frustriert ließ ich wieder den Motor an und wartete auf eine Lücke im Verkehr, um weiterzufahren. Den Rest des Weges wechselten

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