Vom Daemon verweht
laufen, und blieb jedes Mal stehen, wenn ich das tat. Nervös hielt ich inne. Die Schritte verstummten ebenfalls.
»Sie sind spät dran«, sagte ich und drehte mich um. David stand grinsend hinter mir.
»Sie hatten sich verspätet«, gab er zurück.
»Das ist noch lange kein Grund, sich von hinten an mich heranzuschleichen.«
»Sie wussten, dass ich hinter Ihnen war«, sagte er. »Ich habe mich also nicht angeschlichen.«
»Ich bin mir sicher, dass irgendetwas an Ihrer Logik nicht stimmt«, meinte ich, während wir gemeinsam weitergingen. »Nur komme ich gerade nicht darauf.«
»Sie können sich gern so viel Zeit lassen, wie Sie wollen«, antwortete er.
Ich warf ihm einen misstrauischen Blick zu. Sein Tonfall und seine Worte überraschten mich. Doch an seiner Miene ließ sich nichts ablesen. Er schien ganz und gar damit beschäftigt, die Umgebung zu sondieren.
Ich entschloss mich, seinem Beispiel zu folgen, und wir verbrachten die nächste Stunde damit, Dämonen zu suchen… Leider völlig erfolglos. Nach einer Weile blieb ich frustriert stehen und sah mich um. Ich betrachtete das Meer auf der einen und die kleinen Geschäfte auf der anderen Seite der Straße. Wenn wir jetzt aufhörten, konnte ich sogar noch ein paar Weihnachtseinkäufe erledigen, ehe die Läden um zweiundzwanzig Uhr schlossen. »Wie wäre es, wenn wir noch einmal die Gegend absuchten und wenn uns nichts ins Auge springt – «
»Wortwörtlich.«
» – dann könnten wir für heute Abend aufhören«, schloss ich und ermahnte ihn mit einem Blick, zur Abwechslung einmal ernst zu sein.
Also liefen wir noch einmal die ganze Promenade entlang bis zum Meer hinunter. Ohne ein Wort zu wechseln, wanderten wir am Wasser entlang, ganz ins Lauschen und Beobachten versunken.
Neben uns rauschte der Ozean so laut wie die Gedanken, die mir durch den Kopf gingen. Ich war seit Erics Tod mit niemandem mehr auf Patrouille gegangen. Selbst bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen ich jemanden brauchte, um einen Dämon zu jagen, hatten Eddie und ich verschiedene Teile der Stadt getrennt voneinander durchkämmt. Deshalb war es für mich geradezu unwirklich, nun gemeinsam mit einem Mann an meiner Seite auf der Suche zu sein.
Das Ganze hatte zudem einen bittersüßen Beigeschmack. David hatte Eric gekannt. Immer wieder durchfuhr es mich wie ein Blitz, wenn ich daran dachte, und ich wandte mich ein wenig von ihm ab, damit er mein Gesicht nicht sehen konnte. So viele Fragen lagen mir auf der Zunge, aber ich konnte mich nicht dazu überwinden, sie laut zu stellen. Dabei sehnte ich mich danach, Geschichten über Eric zu hören. Ich wollte von David jedes kleine Detail erfahren, das meinen Mann in meiner Vorstellung wieder zum Leben erwecken würde.
Doch ich sagte nichts. Es wäre auch nicht der richtige Zeitpunkt gewesen. Vielleicht würde es diesen richtigen Zeitpunkt auch niemals geben.
Wir liefen am Wasser entlang, bis wir uns wieder auf Höhe des Hochsitzes befanden. Dann wateten wir durch den Sand zur Promenade hoch.
»Niemand weit und breit«, sagte er. »Ich bin zwar enttäuscht, aber eigentlich nicht überrascht.«
»Mir geht es ähnlich.«
Wir standen an einer Straßenkreuzung und warteten darauf, dass die Ampel für uns auf Grün umschaltete, um zu den Laden auf der anderen Seite zu gelangen. Dort befanden sich kleine Kunstgalerien, Schmuckläden, Eisdielen und Geschäfte für Strand- und Bademode. Mit anderen Worten: alles Waren, die vor allem für Touristen bestimmt waren, die ich mir aber auch immer wieder gern ansah.
Als die Ampel umschaltete, gingen wir über die Straße. »Ich möchte etwas für Allie und für Laura besorgen«, sagte ich. »Aber mir fällt auch gerade etwas zu Cool ein. Haben Sie Lust auf eine kleine Shoppingtour?«
»Shoppingtour?« Er sah gequält aus. »Ich vermute, es wird mich nicht gleich umbringen.«
»Wahrscheinlich nicht«, stimmte ich zu. Wir gingen in den ersten Laden namens Escape, eine winzige Boutique, in der alles zu finden war – geschnitzte Holzdosen, Silber- und Perlenschmuck, witzige Wandbehänge und Nippes aus Muscheln. Ich nahm ein großes Schneckengehäuse in die Hand und zeigte es David. »Ich glaube, dass es etwas mit dem Meer zu tun haben muss«, erklärte ich. »Was auch immer es genau sein mag.«
»Ich höre.«
»Warum sonst sollte Asmodis einen Surfer wählen?«
»Er hat ihn vielleicht gar nicht bewusst gewählt«, meinte David. »Dämonen sind schließlich nicht wählerisch. Sie nehmen doch
Weitere Kostenlose Bücher