Vom Daemon verweht
Wand, seinen Stock neben sich. Dann schob er die Daumen in die Vordertaschen seiner Hose, und diese Bewegung war mir so unerwartet vertraut, dass mir beinahe das Herz stehen blieb.
Eric.
Innerlich schüttelte ich mich, um nicht in meine Erinnerungen abzugleiten. Es gibt schließlich viele Männer, mit denen man so einfach ins Plaudern kommt und die ähnliche Gesten haben. Es stimmte zwar, dass David Long mich an Eric erinnerte. Aber ich konnte es mir nicht leisten, mich davon verwirren zu lassen. Nicht heute. Nicht mit dem gestohlenen Buch in meiner Tasche, einem toten Dämon im Keller und einer höllischen Maschinerie, die bereits in Gang gesetzt war.
Ich holte tief Luft und zwang mich dazu, mich zu konzentrieren.
»Eigentlich«, sagte er, »könnte ich Sie dasselbe fragen, nicht wahr?«
»Wie bitte?«
»Was Sie hier tun, meine ich«, fügte er hinzu, während er sich wieder gerade hinstellte und dadurch den Zauber brach. »Sollten Sie nicht auch in der Turnhalle sein?«
»Stimmt«, erklärte ich. »Äh… Ich habe mich irgendwie verlaufen. Diese ganzen bunten Korridore, das ist gar nicht so leicht.«
»Ja, stimmt, das stellt eine gewisse Herausforderung dar.« Er trat näher, und ich bemerkte, wie sein Blick nach unten wanderte. Automatisch zog ich meine Tasche näher an mich. Meine Strickjacke war verrutscht, und man konnte eine Ecke des Buches sehen. Nicht sehr viel, aber doch genug, um jemandem, der genau hinsah, zu zeigen, dass ich ein staubiges (und möglicherweise dämonisches) Buch mit mir herumschleppte. Verdammt noch mal!
Als ich aufblickte, bemerkte ich, dass mich David Long fragend ansah.
»Also gut«, sagte ich fröhlich. »Dann sollte ich wohl besser weiter.« Ich machte einen Schritt nach vorn und hoffte, dass er beiseitetreten würde.
»Sind Sie sich sicher, dass bei Ihnen alles in Ordnung ist?«
Ich blickte ihn scharf an. »Wieso sollte es das nicht?«
»Weil Sie hinken.«
Scheiße. »Ach, das sind nur die neuen Schuhe.«
Er warf einen Blick auf die extrem bequemen, extrem ausgetretenen Halbschuhe, die ich zu meiner Leinenhose und einem Twinset trug. Sie waren wahrhaftig keine Designerexemplare, aber dafür auch wesentlich praktischer als Pumps, um Leitern in Altenheimen zu besteigen. Oder auch um den einen oder anderen Dämon um die Ecke zu bringen.
»Aha«, erwiderte er.
»Also«, sagte ich. »In welche Richtung gehen wir?«
Für einen kurzen Moment glaubte ich, er wollte noch etwas sagen, mich vielleicht für die Wahl meines Schuhwerks kritisieren. Aber er zeigte nur den Korridor entlang. »Da hinunter. Die Turnhalle befindet sich am anderen Ende.«
Ich nickte. Es bereitete mir gewisse Sorgen, dass er mich weiterhin ein wenig misstrauisch betrachtete. Doch dann wandte ich mich in die von ihm genannte Richtung, blieb allerdings noch einmal stehen, als ich bemerkte, dass er in die entgegengesetzte ging. In jene Richtung, aus der ich gerade gekommen war. »Mr. Long?«
»Bitte nennen Sie mich David.«
»Gerne. Also, David – kommen Sie nicht auch mit?«
Er schüttelte den Kopf. »Mir ist gerade eingefallen, dass ich noch kurz etwas nachsehen muss.« Er winkte mir freundlich zu und lief weiter. »Wir sehen uns dann nach den Festivitäten.«
Na gut.
Ich sah ihm nach und wurde das unangenehme Gefühl nicht los, dass er direkt in den Putzkeller gehen würde. Für einen Moment überlegte ich, ob ich ihm folgen sollte. Doch was konnte ich sagen, wenn er mich entdeckte? Dass ich mich auf einmal unsterblich in ihn verliebt hätte und es nicht ertragen würde, länger als einige Minuten von ihm getrennt zu sein? Dass ich gern Allies Zukunft mit ihm besprechen würde? Dass ich dringend wissen wollte, was sich hinter dem Begriff Ladungszahl verbarg?
Irgendwie nahm ich nicht an, dass eine dieser Ausreden sehr plausibel geklungen hätte.
Ich redete mir also ein, dass ich nicht sicher sein konnte, wohin er ging. Schließlich war es eine große Schule, und selbst wenn er in den Putzkeller ging – was hatte das zu bedeuten? Ich würde bestimmt nicht zugeben, dass ich etwas mit der Leiche neben der Treppe zu tun hatte.
Und trotzdem – irgendetwas an David Long machte mich nervös, und ich wollte ihn nicht aus den Augen verlieren. Also drehte ich mich um und ging in dieselbe Richtung, die er eingeschlagen hatte. Mir würde schon eine Ausrede einfallen, wenn er mich sah. Da auf einmal vernahm ich jene warme, knarzende Stimme, die mir inzwischen so vertraut war: »Gütiger Himmel, Kate.
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