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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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der High-school getragen werden musste, was für meinen Geschmack doch etwas riskant war. Ich habe mir für mein Leben zwar stets vieles vorgestellt, aber eine Zukunft im Gefängnis hat nie dazugehört.
    Nein, meine beste Chance bestand darin, einfach alle Hinweise auf unseren Kampf zu beseitigen, meine Fingerabdrücke zu verwischen und dann zu verschwinden. Der Leichnam war inzwischen wieder ein ganz normaler toter Körper, so dass man höchstwahrscheinlich annahm, Sinclair wäre einem unglücklichen Unfall zum Opfer gefallen, wenn man ihn fand. Ich musste einfach in die Turnhalle gehen, meine Kinder finden, die ganze Mami-auf-dem-Familientag-Sache hinter mich bringen und versuchen, nicht allzu abgelenkt und erschöpft zu wirken.
    Wenn es dann so weit war, nach Coastal Mists zurückzukehren, konnte ich vorgeben, mir um Mr. Sinclair Sorgen zu machen, und eine Suche beginnen. Ich konnte hierher zurückkehren und die Tragödie ›entdecken‹. Wahrscheinlich würde ich nicht den ersten Preis für die beste Ehrenamtliche des Jahres gewinnen (schließlich sollte ich mich um den Mann kümmern), aber ich bezweifelte, dass jemand auf die Idee kommen würde, mich als Mörderin zu verdächtigen. Wofür saß ich bitteschön im Elternbeirat?
    Ich begann also hastig aufzuräumen, meine Fingerabdrücke überall abzuwischen und die Dinge zusammenzusammeln, die mir aus der Tasche gefallen waren. Um sicherzugehen, dass nichts Auffälliges zurückblieb, hob ich vorsichtshalber auch noch den Schraubenzieher auf.
    Nachdem meine Sorgen in forensischer Hinsicht, so weit es ging, beschwichtigt waren, nahm ich meine Tasche. Das Buch war zu groß, als dass es ganz hineingepasst hätte. Ich zog meine Strickjacke aus und hängte sie über die Tasche, so dass der Band nicht weiter auffiel.
    Dann eilte ich die Treppe hinauf. Oben blieb ich noch für einen Moment stehen, um mir den Staub aus den Kleidern zu klopfen und mir meine Situation durch den Kopf gehen zu lassen. Da sich wahrscheinlich bereits alle in der Turnhalle versammelt hatten, waren die Gänge wahrscheinlich leer. Mit etwas Glück würde ich zu den anderen Eltern stoßen, Allie finden und mich ohne großes Aufhebens mit der effizienten Miene eines Mitglieds des Elternbeirats auf meinen Platz setzen. Offiziell hatte ich schließlich gerade noch einiges für den Elternbeirat geregelt.
    Da es sich jedoch leider um einen jener Tage handelte, an denen nichts glatt läuft, hatte ich natürlich nicht das Glück, das ich mir wünschte. Ich traf nämlich auf David Long, der plötzlich wie aus dem Nichts neben mir im Korridor auftauchte.
    »Oh«, sagte ich. Er sah genauso verblüfft – und schuldbewusst – aus, wie ich mich fühlte. Obwohl ich zugeben muss, dass ich das mit dem Schuldbewusstsein auf seiner Seite wahrscheinlich hinzugedichtet habe. Oder vielleicht auch nicht. Schließlich war heute der große Tag der Schüler. Es ging um Auszeichnungen. Darbietungen. Das ganze Drum und Dran. Sollte er also nicht auch bereits in der Turnhalle sein?
    »Haben Sie etwa Ausgang, Mister?«, fragte ich und grinste ihn auf eine, wie ich hoffte, entwaffnende und charmante Weise an. Ich hatte bereits vor Jahren gelernt, dass es besser ist, in die Offensive zu gehen, als sich als Erstes zu rechtfertigen.
    Er klopfte sich die Hemdtaschen ab und zuckte dann mit den Achseln. »Ich muss wohl meine schriftliche Erlaubnis im Lehrerzimmer vergessen haben.«
    Ich schnalzte tadelnd mit der Zunge. »Ihre Zukunft sieht aber gar nicht rosig aus, wenn Sie sich weiterhin so benehmen.«
    »Ich unterrichte Chemie«, erklärte er mit ausdrucksloser Miene. »Ich verbringe also meine Tage damit, in Dutzende von verständnislosen Gesichtern zu blicken und mich mit Schülern herumzuschlagen, die alle annehmen, dass eine Ladungszahl etwas mit Revolvern oder so zu tun hat. Ist das nicht bereits Strafe genug?«
    Ich tat so, als ob ich darüber nachdenken müsste. »Ich verstehe, was Sie meinen. Also lasse ich Sie diesmal noch davonkommen. Aber das war das letzte Mal«, fügte ich mit besonders grimmiger Miene hinzu.
    Er nickte, noch immer ohne das Gesicht zu verziehen. »Sehr wohl, Madam.«
    »Was machen Sie hier überhaupt?«, wollte ich wissen.
    »Ich suche noch ein paar versprengte Schüler zusammen«, erklärte er. »Viele unserer Kids werden nämlich versuchen, auszubüchsen. Meistens verstecken sie sich irgendwo in den Aufenthaltsräumen. Es ist an mir, sie in die Turnhalle zu bringen.« Lässig lehnte er sich an die

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