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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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man nur als übernatürlich schnell bezeichnen konnte, griff das Monster nach meinem Fuß und riss entschlossen daran. Ich kam ins Wanken und stürzte mit einem Schrei auf den Boden, der bestimmt die Wände zum Wackeln gebracht und meine Tochter alarmiert haben musste.
    Doch mir blieb keine Zeit, mir darüber Sorgen zu machen. Die Dämonin hatte sich bereits mit der Begeisterung eines Kindes für ein Trampolin auf meine Brust geworfen. Ihre Knie krachten auf meine Rippen, und ich versuchte zu atmen, während sich ihre Hände um meinen Hals legten.
    »Das Buch«, zischte der Dämon in Frauengestalt, und sein stinkender Atem schlug mir ekelerregend ins Gesicht. »Der Meister braucht das Buch.«
    »Pech für den Meister«, brachte ich mühsam hervor, während ich mein Knie hochriss und versuchte, sie in den Unterleib zu treffen, um sie auf diese Weise von mir zu schleudern. Doch leider hatte ich kein Glück.
    »Wo ist es?«, fragte die Kreatur. »Rede – oder stirb. So einfach ist das.«
    Mir sagte weder die eine noch die andere Möglichkeit zu, aber eine große Wahl blieb mir nicht. Keuchend versuchte ich Luft zu holen, um klar denken zu können. Dann drehte ich den Kopf und starrte einen Moment lang betont unauffällig auf das Wärmespeicherfach unter meinem Ofen. Ich schloss die Augen, öffnete sie wieder und sah zu dem Unwesen hoch. »Nein«, erklärte ich. »Nein.«
    Da einige Dämonen noch dümmer sind, als sie aussehen, wandte sich diese Variante sogleich dem Wärmespeicher zu. Während sich allmählich ein Grinsen auf ihrem Gesicht ausbreitete, verlagerte sie ihr Gewicht. Nicht stark, aber es reichte. Vor allem, da ich bereits darauf gewartet hatte.
    Die Kreatur hielt mit einer Hand weiterhin meinen Hals fest, doch um das Fach zu erreichen, musste sie sich ein wenig nach vorn beugen. Als sie das tat, drehte ich mich blitzartig zur Seite. Es gelang mir, meine Hand unter ihr herauszuziehen und in meine hintere Hosentasche zu fassen.
    Als die Dämonin begriff, was geschah, war es bereits zu spät. Ich hatte den Eispickel herausgezogen und zielte. Mit einer raschen Bewegung, in der all meine noch verbliebene Kraft lag, rammte ich das Ding ins Schwarze.
    Das Ungetüm heulte auf und wurde dann still. Als der Dämon den Frauenkörper verließ, ließ ich den Kopf auf den gekachelten Boden sinken und rang erschöpft nach Luft. Ich musste dringend den Leichnam loswerden, ehe Allie nach unten kam und eine tote Frau in unserer Küche vorfand.
    Erst einmal musste ich allerdings wieder etwas zu Kräften kommen.

 
    Ich blieb noch einen Moment lang liegen und nahm so viel Sauerstoff wie möglich in meine Lungen auf. Dann zwang ich mich dazu, aufzustehen. Im Haus herrschte völlige Stille. »Du dumme, alte Schachtel«, flüsterte ich und beugte mich über den Leichnam. »Man legt kein Papier in ein Wärmespeicherfach.« Ich mochte vielleicht keine großartige Hausfrau sein, aber das wusste sogar ich.
    Finster sah ich sie an. Sie hatte mein Leben für einen Augenblick ziemlich in Gefahr gebracht. Oder vielmehr machte mir ihr Meister das Leben zur Hölle. Aber wer war ihr Meister? Einer der Tartaros-Dämonen? Hatten sie bereits durch das Buch zu ihren Untergebenen gesprochen? Und waren diese vielleicht aufgebracht, weil ich ihr gemütliches kleines Kommunikationssystem lahmgelegt hatte?
    Oder verbarg sich hinter diesem Meister jemand ganz anderes? Ein Dämon höherer Ordnung, der nicht in Ketten lag? Ein Dämon, der vielleicht seinerseits die Tartaros-Gefangenen befreien wollte? Schließlich klangen diese Typen ziemlich mächtig. Sie würden wahrscheinlich verdammt dankbar sein, wenn man sie befreite. Für einen Dämon höherer Ordnung, der eine Armee aufbauen wollte, würde einer, der lange Zeit im Tartaros eingesessen hatte, einen echten Zugewinn bedeuten.
    Ein Weilchen dachte ich über diese Fragen nach. Es frustrierte mich, weil ich noch immer keine einzige von ihnen befriedigend beantworten konnte. Noch schlimmer jedoch war, dass ich nun auch noch eine Leiche am Hals hatte. Ich starrte sie an. Was sollte ich mit ihr machen? (Ich kann ja irgendwie verstehen, dass die Forza nicht mehr haargenau die gleiche Organisation ist, die sie früher einmal war. Aber ein wenig mehr Hilfe, um den Jägern zu assistieren, wenn es darum geht, die dämonischen Überreste zu beseitigen, wäre wirklich nicht zu verachten.)
    Ich entschied mich für die Garage. Zum einen konnte ich den Körper dorthin bringen, ohne durch das Wohnzimmer gehen zu

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