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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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zu bringen. Und ganz egal, was es sein mochte – meine erste Sorge galt der Sicherheit meiner Familie. Wenn das bedeutete, dass ich dafür einige Dämonen um die Ecke bringen musste – dann umso besser.
    Plötzlich hörte ich ein metallisches Kratzen. Es hallte in dem stillen Haus wie ein lauter Schuss wider. Entsetzt zuckte ich zusammen. Oben. Jemand – oder etwas – befand sich im ersten Stock.
    Ich hielt den Eispickel fest umklammert, während ich leise die Stufen hinaufschlich, wobei ich es tunlichst vermied, die knarzende dritte Stufe zu betreten. Mit etwas Glück hatte mein ungeladener Gast noch gar nicht bemerkt, dass ich nach Hause gekommen war. Hoffentlich würde sich der Überraschungseffekt günstig für mich auswirken.
    Zuerst warf ich einen Blick in unser Schlafzimmer. Dort konnte ich nichts außer einigen Staubmäusen entdecken, die sich entsetzt in einer Ecke unter dem Bett versteckten. Ich gab ihnen zu verstehen, dass sie heute zur Abwechslung einmal nicht ganz oben auf meiner Liste standen, und schlich dann zu Timmys Zimmer weiter.
    Dort herrschte Chaos. Klamotten und Spielzeug waren auf dem ganzen Boden verteilt. Zerbrochene Malkreiden, Papierfetzen, Bettdecke, Kissen auf dem Boden.
    Mit anderen Worten: Es sah hier genauso aus wie sonst auch.
    Ich runzelte die Stirn und nahm mir vor, mir Stuarts schlechtes Gewissen noch weiter zunutze zu machen und ihn dazu zu verdonnern, das Zimmer seines Sohnes aufzuräumen. Ich hielt auf einmal inne. Ein leises, rhythmisches Klopfen drang an meine Ohren.
    Langsam drehte ich mich einmal um mich selbst, um herauszufinden, woher das Geräusch stammte. Jetzt war es nicht mehr zu hören. Gerade als ich aufgab, angestrengt zu lauschen, vernahm ich es von neuem. Ein leises, dumpfes Klopfen, das von der Zwischenwand zu kommen schien – jener Wand, die sich zwischen Timmys und Allies Zimmer befand.
    Eine Sekunde später stand ich vor Allies Zimmer auf dem Flur, die Schulter flach gegen die Wand gepresst. Die Tür stand einen Spalt breit offen, und ich bemerkte, dass Licht an war. Von hier aus konnte ich außerdem eine ganze Ladung von T-Shirts erkennen, die auf dem Boden verstreut war. Auch das war nichts Außergewöhnliches.
    Das dumpfe Klopfen jedoch…
    Ich konnte es jetzt deutlich hören. Was konnte das bloß sein? War vielleicht jemand dabei, Schubladen auf- und zuzumachen?
    Im Grunde war es egal, was dieses Geräusch verursachte. Was immer in diesem Zimmer geschehen mochte – ich hatte jedenfalls nicht vor, den Eindringling so ohne Weiteres davonkommen zu lassen. Also holte ich tief Luft, zählte bis drei und stürzte dann mit dem Eispickel in der erhobenen Hand durch die Tür.
    Allies schriller Schrei zerriss mir beinahe das Trommelfell.
    Sofort ließ ich meinen Arm sinken. Mein Herz pochte heftig.
    »Scheiße, Mami!«, schrie sie, und zur Abwechslung rügte ich sie nicht einmal für ihre Ausdrucksweise.
    »Entschuldige bitte! Es tut mir ja so wahnsinnig leid!« Ich versuchte den Eispickel unbemerkt in meiner hinteren Hosentasche verschwinden zu lassen, doch leider war es bereits zu spät.
    Allie hatte auf dem Rücken gelegen und mit den Füßen gegen die Wand geklopft, wahrscheinlich im Rhythmus einer Musik, die aus ihrem i-Pod stammte und die ich nicht hören konnte. Jetzt saß sie aufrecht auf ihrem Bett und starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an, während sie die Hand vor Schreck gegen ihren Hals presste.
    »Sorry, mein Schatz! Ich habe auf einmal ein Geräusch gehört, und mir war überhaupt nicht klar, dass ihr schon zu Hause seid.«
    »Mann, Mami!« Sie riss sich die Kopfhörer aus den Ohren und atmete hörbar aus. »Du hast mich fast zu Tode erschreckt! Selbst hörst du anscheinend nicht auf das, was Stuart und du mir ständig predigen? Dass man das Haus verlässt, wenn man glaubt, ein Einbrecher sei da. Dass man die Polizei ruft. Du schleichst nicht einfach nach oben, mit einem grässlichen Eispickel in der Hand, und erschreckst deine Tochter zu Tode. Mann, was soll denn das!«
    »Du hast ja so recht, Liebling. Du hast wirklich recht.« Was konnte ich sonst groß sagen?
    Ich holte mehrmals tief Luft und wartete darauf, dass mein Herz wieder langsamer schlagen würde. »Also – wo steckt Stuart?«
    »Im Büro«, sagte sie. »Er ist etwa drei Sekunden, nachdem wir hier waren, wieder abgehauen.« Sie zeigte auf das winzig kleine Gerät, dem sie noch vor wenigen Augenblicken so intensiv gelauscht hatte. »Er wollte nicht einmal sehen, wie es

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