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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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müssen (und möglicherweise dort Allie anzutreffen, von der ich immer noch nicht glauben konnte, dass sie überhaupt nichts gehört hatte). Zum anderen hatte Stuart mehrere Abdeckplanen in einer Ecke der Garage deponiert, weil er irgendwann einmal vorhatte, unser Badezimmer neu zu streichen. Da ich vermutete, dass mein Mann das Innere eines Baumarkts bestimmt nicht vor der Wahl erblicken würde, konnte ich die Leiche dort problemlos verstecken. Zumindest, bis mir ein besserer Plan einfiel.
    Ich hatte gerade den toten Dämon unter den Achseln gepackt, als Allies Ruf durch das ganze Haus schallte. »Mami! Maami!«
    »Einen Augenblick!« Ich ließ den regungslosen Körper los, achtete aber darauf, dass der Hinterkopf auf meinem Fuß landete, um nicht zu viel Lärm zu machen. Dann eilte ich ins Wohnzimmer. Hier war zum Glück keine Allie zu sehen. »Was ist los?«, rief ich nach oben.
    Ihr Kopf tauchte über dem Treppengeländer auf, und sie sah mich mit gerunzelter Stirn an. »Was war das denn für ein Lärm?«
    »Lärm?«, wiederholte ich und überlegte mir, weshalb meine Tochter auf einmal eine derart lange Reaktionszeit an den Tag legte.
    »Ja. Ich habe irgendetwas gehört. Vor einer Minute oder so.« Sie begann, die Treppe herunterzukommen. »Hast du nichts gehört?«
    »Äh…« Ich hielt hastig eine Hand hoch, um sie aufzuhalten. »Ach so. Das… Ach, das war nichts weiter. Ich habe nur aus Versehen ein Kuchenblech fallen lassen. Das macht immer einen Höllenlärm auf den Fliesen. Das weißt du doch.«
    »Machst du etwa einen Kuchen? Oder Kekse? Ach, Mami! Du weißt doch, dass ich nichts mit gesättigten Fettsäuren esse!«
    »Ich habe nur ein paar Dinge umgeräumt«, schwindelte ich. »Und außerdem hast du heute morgen Pfannkuchen gegessen, die vor Butter und Sirup nur so troffen.«
    »Das war etwas ganz anderes!«
    »Hm…«
    Sie hielt sich am Geländer fest und legte ein Bein darauf, um so ein wenig hin und her zu schaukeln. »Dann brauchst du also keine Hilfe, oder?«
    »Nein«, erwiderte ich fröhlich. »Alles unter Kontrolle, mein Schatz.«
    »Kann ich dann wieder in mein Zimmer gehen?«
    »Denkst du, ich würde es wagen, mein Mädchen länger als nötig von seinem neuen i-Pod fernzuhalten?«
    Sie rollte mit den Augen und ging zurück in ihr Zimmer.
    Ich gab ihr genügend Zeit, um sich wieder einzustöpseln, und kehrte dann in die Küche zurück. Die Tote lag noch immer an derselben Stelle. Sie starrte mich mit ihrem unverletzten Auge an. Ich blickte weg. Es befriedigte mich jedes Mal, wenn ein Dämon auf diese Weise das Zeitliche segnete, und ich hatte so etwas schon oft getan, aber trotzdem wurde ich ein gewisses Ekelgefühl einfach nicht los.
    Wieder packte ich den toten Dämon unter den Achseln, und wieder wurde ich unterbrochen. Diesmal war es das Läuten des Telefons. Ich ließ den Leichnam an der Stelle liegen, an die ich ihn gezerrt hatte – auf halbem Weg in die Garage, die Schultern bereits an die Tür gelehnt –, und rannte zum Telefon. »Ja – hallo?«
    »Ich bin es«, begrüßte mich Laura. »Ich mache mir allmählich Sorgen.«
    »Inzwischen ist alles wieder in Ordnung«, erklärte ich. Dann warf ich einen Blick auf die Tote. »Obwohl… Da gäbe es durchaus eine Kleinigkeit, bei der du mir behilflich sein könntest…«
    »Bist du dir wirklich sicher?«, fragte ich, als wir uns hinunterbeugten und die Leiche, die inzwischen in die Abdeckfolie gewickelt war, an beiden Enden packten – ich beim Kopf und Laura an den Füßen.
    »Oh, ja«, antwortete Laura entschlossen. »Das bin ich mir. Absolut.«
    Sie und Timmy waren etwa eine Viertelstunde zuvor zu mir herübergekommen. Nachdem wir den kleinen Kerl mit einer Schachtel Duplosteine und einer DVD mit den Dora-Filmen im Wohnzimmer geparkt hatten, hatte ich Laura mit mir in die Garage gezogen. Dort hatte ich den toten Dämon vor die Gefriertruhe gelegt.
    »Ich muss die Leiche unbedingt in die Kathedrale bringen«, hatte ich ihr erklärt. Father Ben mochte vielleicht noch nicht lange als alimentatore arbeiten, aber er hatte sich bereits mehrmals als sehr erfindungsreich erwiesen, wenn es darum gegangen war, tote Dämonen zu entsorgen. Inzwischen benutzten wir die Krypta unter der Kathedrale, um die Leichen dort zu verstecken.
    Das Problem dabei war nur, dass die Familien der Toten (also derjenigen, deren Körper der Dämon infiltriert hatte) glaubten, dass sich ihre geliebten Angehörigen einfach aus dem Staub gemacht hatten. Leider blieb uns

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