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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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getötet werden.“
    Es war eigenartig, hier zu sitzen und zu hören, wie er Kensies Namen auf diese Weise aussprach. Sowohl Rang als auch Name hallten mit der Befremdung in meinen Ohren wider, die man empfindet, wenn jemand in der dritten Person von sich selbst spricht.
    „Aber ausgerechnet Pel?“ sagte ich.
    „Wir wußten nicht, daß es sich bei dieser Person um General Sinjin handelte“, erwiderte Ian. „Sie selbst haben ihn gerade entsprechend identifiziert, indem Sie seinen Namen als Grund dieses Besuchs nannten.“
    „Er gehört der Blauen Front an“, sagte ich.
    „Ja.“ Ian nickte.
    „Ich kenne ihn seit vielen, vielen Jahren“, sagte ich und wog jedes Wort sorgfältig ab. „Ich glaube, er hat angesichts des Todes Ihres Bruders eine Art Nervenzusammenbruch erlitten. Wissen Sie, er bewunderte Ihren Bruder sehr. Aber andererseits ist er immer noch der Mann, mit dem ich aufgewachsen bin; und das bedeutet, daß er nicht einfach zu etwas veranlaßt werden kann, was er nicht will. Pel weigert sich, uns irgendwelche Informationen zu liefern, die uns helfen könnten, die Mörder zu finden. Und er ist davon überzeugt, daß wir ihn nicht zum Reden bringen können, bevor die sechs Stunden abgelaufen sind, die uns noch bleiben, bis Ihre Soldaten mit der Durchsuchung Blauvains beginnen. Ich kenne ihn und fürchte daher, daß er recht hat.“
    Ich schwieg. Ian saß noch immer reglos hinter seinem Schreibtisch und wartete nur.
    „Verstehen Sie nicht?“ sagte ich. „Pel kann uns helfen, aber ich kenne keine Möglichkeit, ihn dazu zu veranlassen.“
    Ian gab nach wie vor keinen Ton von sich.
    „Was verlangen Sie von mir?“ Ich schrie ihn jetzt beinah an.
    „Alles, was zu tun Sie in der Lage sind“, gab Ian zurück.
    Für einen Augenblick hatte ich den Eindruck, als entstünde ein Riß in dem granitenen Berg, den er darzustellen schien. Ich hätte schwören können, für einen Sekundenbruchteil in ihn hineingesehen zu haben. Doch wenn das stimmte, dann schloß sich dieser Riß genau in dem Moment, in dem ich ihn erblickte. Erneut saß er ganz fern von mir hinter seinem Schreibtisch, kalt wie Gletschereis.
    „Ich kann nichts tun“, sagte ich. „Es sei denn, Sie kennen eine Möglichkeit, Pel zum Sprechen zu bewegen.“
    „Ich habe keine Möglichkeit, die in Übereinstimmung zu bringen wäre mit der Reputation meines Bruders als Dorsai-Offizier“, sagte Ian aus der Ferne.
    „Sie machen sich Sorgen um Reputationen?“ erwiderte ich. „Ich mache mir Sorgen um die Menschen, die in Blauvain den Tod finden und verletzt werden, wenn Ihre Söldner in die Stadt kommen, um jedes einzelne Haus nach den Mördern zu durchsuchen. Was ist wichtiger: der Ruf eines Toten oder das Leben unschuldiger Menschen?“
    „Es steht Ihnen zu, sich um die Menschen zu sorgen, Polizeidirektor“, sagte Ian, und seine Stimme klang noch immer dumpf und weit entfernt. „Ebenso wie es mir obliegt, an die berufliche Reputation von Kensie Graeme zu denken.“
    „Welche Auswirkungen wird es auf diese Reputation haben, wenn die Truppen in weniger als sechs Stunden in Blauvain einmarschieren?“ fragte ich scharf.
    „Keine besonders guten“, sagte Ian. „Doch das befreit mich nicht von meiner persönlichen Verantwortung. Ich kann nichts unternehmen, was ihr zuwiderläuft. Ich muß tun, was ich tun muß.“
    Ich stand auf.
    „Dann gibt es also von Ihrer Seite aus keine Lösung für das Problem“, sagte ich. Plötzlich spürte ich wieder diese umfassende Müdigkeit, die sich schon einmal in allen Fasern meines Körpers festgesetzt hatte. Ich war müde angesichts der fanatischen Quäker, die aus einem anderen Sonnensystem hierher gekommen waren, um einen rein theoretischen Anspruch auf Sold und Zahlungsausgleich geltend zu machen und ihn als Vorwand dazu zu benutzen, Santa Maria anzugreifen und zu besetzen. Ich war müde, wenn ich an die Blaue Front und Leute wie Pel dachte. Ich war aller Außenweltler überdrüssig, einschließlich Dorsai und Exoten. Ich war müde, so müde … Dann fiel mir ein, daß ich einfach weggehen konnte. Ich konnte es ablehnen, jene Entscheidung zu treffen, zu der ich nach Padmas Worten unweigerlich’ käme – und dann hätte ich mit der ganzen Angelegenheit nichts mehr zu tun. Ich wollte das sofort in die Tat umsetzen, mich umdrehen und das Büro verlassen, doch es war, als klebten meine Füße am Boden fest. Der Ereignisstrom hatte mich als Schlüsselfigur bestimmt und sich dadurch genau den richtigen

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