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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Idioten ausgesucht. Es ging mir wie Ian: Ich konnte nichts unternehmen, was meiner Verantwortung zuwiderlief; ich mußte tun, was ich tun mußte.
    „Na schön“, sagte ich. „Vielleicht ist Padma in der Lage, Pel zum Reden zu bringen.“
    „Die Exoten“, erwiderte Ian, „zwingen niemanden zu etwas.“ Doch er stand ebenfalls auf.
    „Vielleicht kann ich ihn in diesem Fall dazu überreden“, gab ich leer zurück. „Ich kann es zumindest versuchen.“
    Erneut hatte ich nicht die geringste Ahnung, wo sich Padma gegenwärtig aufhielt, und ich hätte wahrscheinlich viel Zeit gebraucht, um ihn ausfindig zu machen. Ian aber entdeckte ihn schließlich beim Studium in der Bibliothek von Blauvain in einer kleinen Lesenische inmitten der langen Regale. Die Bibliothek war, wie alle solche Einrichtungen auf den elf besiedelten Welten, von den Exoten ausgestattet worden. Ian und ich standen Padma in der Enge des Studieralkovens gegenüber, während der Exote in seine blaue Robe eingehüllt ruhig auf einem Stuhl saß und uns mit unverändertem Gesichtsausdruck ansah. Wir erzählten ihm, welche Hilfe wir in Hinsicht auf Pel nötig hatten, und er schüttelte den Kopf.
    „Tom“, sagte er, „Sie müßten bereits wissen, daß wir, die wir die Exotischen Wissenschaften studieren, niemals irgend jemandem oder irgend etwas einen fremden Willen aufzwingen. Nicht nur aus den üblichen Gründen allein; die Ausübung eines solchen Zwangs würde unsere Fähigkeit beeinträchtigen, die sensitive Arbeit durchzuführen, der wir unser Leben gewidmet haben. Aus diesem Grund bezahlen wir Söldner, die für uns kämpfen, und Rechtsanwälte von Ceta, die die Handelsverträge mit Außenwelt für uns abschließen. Ich bin der letzte auf diesem Planeten, der Pel zum Sprechen bringen könnte.“
    „Empfinden Sie keinerlei Verantwortung für die unschuldigen Menschen in dieser Stadt?“ fragte ich. „Jenen gegenüber, die sterben werden, wenn er uns nicht die gewünschten Informationen gibt?“
    „Rein emotional gesehen, ja.“ Padmas Stimme klang sanft. „Aber es gibt praktische Begrenzungen der Verantwortung in Hinblick auf die Untätigkeit einer Person. Wenn ich mich mit all dem möglichen Leid auseinandersetzen müßte, das auch die unbedeutendste und geringste Aktivität meinerseits zur Folge haben kann, dann müßte ich den Rest meines Lebens als unbewegliche Statue verbringen. Ich bin nicht verantwortlich für Kensies Tod. Und es obliegt auch nicht meiner Verantwortung, seine Mörder zu finden. Ohne eine solche Verantwortlichkeit kann ich nicht einfach das grundlegenste Verbot meiner Lebensprinzipien verletzen.“
    „Sie kannten Kensie“, sagte ich. „Haben Sie ihm gegenüber nicht die geringste Verpflichtung? Haben Sie keine Verpflichtung gegenüber jenen Bürgern von Santa Maria, denen Sie auch Ihre Streitkräfte zur Unterstützung schickten?“
    „Wir legen Wert darauf zu geben, anstatt zu nehmen“, erwiderte Padma. „Ganz einfach um solchen Verbindlichkeiten aus dem Weg zu gehen, die uns zu etwas zwingen könnten, das unserem Wesen zuwiderläuft. Nein, Tom. Die Exoten und ich stehen nicht in der Schuld der Bürger von Santa Maria, nicht einmal in der Kensies.“
    „Und was ist mit Dorsai?“ ertönte Ians Stimme hinter mir.
    Ich hatte fast vergessen, daß er da war, so sehr war ich auf Padma fixiert gewesen. Und bestimmt hatte ich nicht damit gerechnet, daß er sich zu Wort meldete. Der Klang seiner tiefen Stimme hallte wie das dumpfe Läuten einer Glocke in der Nische wider, und ich erlebte zum erstenmal, daß sich Padmas Gesichtsausdruck veränderte.
    „Dorsai …“ wiederholte er. „Ja. Die Zeit wird kommen, da gibt es weder Exoten noch Dorsai … dann, wenn die Entwicklung schließlich ihren Höhepunkt erreicht hat. Aber wir Exoten haben unsere Arbeit immer als einen Schritt auf dieses Ziel zu betrachtet – und die Dorsai haben uns dabei geholfen, diesen Weg zu verfolgen. Wenn sich die Dinge anders entwickelt hätten, gäbe es Dorsai heute vielleicht gar nicht, und wir wären noch immer dort, wo wir angefangen haben. Doch die Dinge haben nun einmal den Verlauf genommen, der uns bekannt ist. Und seit Ihr vielfacher Urgroßvater Cletus Grahame die Kolonien vom Joch der Erde befreite, ist unser Schicksal immer eng verknüpft gewesen mit dem Dorsais …“
    Er stand auf.
    „Ich werde niemanden zu etwas zwingen“, fügte er hinzu. „Aber ich kann Pel meine Hilfe dabei anbieten, Frieden mit sich selbst zu schließen,

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