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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Vibrieren in Bettas Stimme riefen eine Woge aus Empathie hervor, die sich über sie beide ergoß. Amanda blickte über Bettas Schulter und sah das ruhige und wartende Gesicht Melissas. Sie war nun wie ein Gegenpol zu Betta – anders als ihre Urenkelin verlor sie in normalen Zeiten ihr inneres Gleichgewicht und brauchte dann eine Stütze, die ihr Halt gab.
    „Mach dir keine Sorgen um mich“, sagte Amanda. „Ich werde schon damit fertig. Gib auf dich selbst acht.“
    Sie mußte sich mit Gewalt aus ihrer Umarmung befreien und winkte ihnen zum Abschied zu. Sie blieb noch eine Weile stehen und beobachtete, wie der Gleiter den Hang hinabsummte. Bettas Lebewohl hatte eine Grimmigkeit in ihr erweckt, die sie noch immer empfand. Melissa und Betta. Nun, es war keineswegs gut, eine Frau zu sein, die nur während der Hälfte der Zeit von Nutzen war. Das Leben verlangte von einem, immer und ständig aktiv zu sein.
    Das war das Problem, wenn man einen Namen besaß, der wie der ihre einem Talisman glich. Diejenige, die ihn trug, mußte auf diese Weise ihr Leben einrichten – zu jeder Zeit aktiv sein. Wenn in ihrer Familie jemand mit dieser Fähigkeit geboren wurde, konnte sie den Namen Amanda weitergeben, den sie bisher jedem weiblichen Neugeborenen ihrer Nachkommenschaft verweigert hatte. So wie auch angesichts des Kindes, das Betta nun erwartete. Und doch … und doch war es nicht recht, diesen Namen auf Dauer mit einem Tabu zu belegen. Mit jeder Generation, die sich weiter von ihrer eigenen Zeit entfernte, ihrer Zeit und den damit verbundenen Geschehnissen, mochte er immer legendärer, immer sagenumwobener und unwirklicher werden …
    Zum tausendsten Mal schob sie die Problematik dieser Angelegenheit beiseite und kehrte ins Haus zurück, um die letzten Vorbereitungen für ihren Aufbruch zu treffen. Als sie durch den langen Korridor schritt, strich sie mit dem Finger kurz über die dunkle Vertäfelung. Sie vermochte beinah eine lebende Wärme in dem Holz zu spüren, das schlagende Herz des Hauses. Aber es gab nun nichts mehr, das sie noch für den Schutz ihres Heims unternehmen konnte. In den folgenden Tagen mußte es sich ebenfalls seinem Schicksal steilen.
    Eine Viertelstunde später saß sie in ihrem eigenen Gleiter und flog hangabwärts in Richtung Foraliestadt. In ihrem Rücken lag eine Tasche, die erheblich kleiner war als die, die sie für Betta gepackt hatte. In ihrem Gürtel steckte ein schwerer, voll aufgeladener und bestens gepflegter Blitzwerfer. In der für schwerere Waffen bestimmten Ablage des Gleiters lag eine uralte Donnerbüchse, eine Schrotflinte, deren sauberen und glänzenden Lauf sie kurz zuvor durch einen alten und rostigen ersetzt hatte, der jedoch durchaus funktionsfähig war. Als sie den Fuß des Hanges erreichte und zu den Ausläufern des Gebirges emporschwebte, wurde ihre Aufmerksamkeit ganz von den Bergen beansprucht, und die Sorge um Fal Morgan wich für den Augenblick in einen entlegenen Winkel ihres Denkens zurück.
    Der Gleiter summte die Bergflanken hinauf, nur einen knappen Meter über dem Boden. Die Hochlandsonne über den Wipfeln der Kiefern und Fichten glänzte hell. Die dünne Erdkrume, aus der hier und da granitene Felsen und Quartzblöcke ragten, war braun und nur dünn mit robusten, grünen Gräsern bewachsen. Die Luft war kühl und klar, von der Morgensonne noch nicht erwärmt. Sie spürte die Frische mit jedem Atemzug tief in ihren Lungen. Der Wein des Morgens, so hatte ihre Mutter vor fast einem Jahrhundert Luft von dieser Art genannt.
    Sie flog weiter zum Kamm des Höhenzugs empor, und als sie die Spitze der Bergkette erreichte, erhoben sich die Gipfel um sie herum wie freundliche Riesen, Schulter an Schulter. Von hier aus ging es den Hang auf der anderen Seite hinab nach Foralie. Die Stadt war nun zu sehen – ein ferner, kleiner Fleck an der Flußbiegung weit unten. Mit dem neuen Tag war der Himmel strahlend hell und klar. Nur ein paar vereinzelte Wolken zierten seinen perfekten Glanz. Hinter ihr blieben die stummen, aufragenden Berge zurück. Es gab Leute in Foralie, die ihren nackten Fels, ihre eisverkrusteten Gipfel nicht mochten, doch für Amandas empfindende Seele waren sie wie Brüderunerschütterlich und fest und stark.
    Eine tiefe Zuneigung stieg in ihr empor, selbst nach all diesen Jahren. Schon vor langer Zeit hatte sie festgestellt, daß sie diese Welt liebte, mehr noch als das Zuhause, das sie sich geschaffen hatte. Sie liebte sie so wie ihre Kinder, die Kinder

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