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Vom glücklichen Leben (German Edition)

Vom glücklichen Leben (German Edition)

Titel: Vom glücklichen Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Annaeus Seneca
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Widerspruchs zu seinem eigenen Anspruch auf Gelassenheit schämte. In der Zeit um Neros Herrschaftsantritt entstand auch Senecas Schrift De clementia (Von der Güte), die er an seinen Zögling richtete, ebenso verfasste er die sieben Bücher De beneficiis . Die Regierungszeit Neros gestaltete sich in der ersten Jahren unter dem Einfluss Senecas und des Prätorianerpräfekten Sextus Afranius Burrus’, die beide in großer Einigkeit wirkten, vielversprechend. Damals erhielt Seneca auch enorme Schenkungen von Nero, die den Erzieher und Philosophen zu einem sehr reichen Mann machten. 55 wurde Seneca Suffektkonsul. Im Jahr 58 wurde Publius Suillius Rufus in einem Denunziantenprozess angeklagt, der in seiner Verteidigungsrede Senecas Lebensführung aufs Schärfste angriff. Suillius wurde in die Verbannung geschickt. Seneca ging trotz eines formalen Sieges angeschlagen aus der Sache hervor. Ende der 50er, Anfang der 60er-Jahre entstanden De tranquillitate animi und De otio.
    Doch allmählich schwand sein Einfluss auf Nero zugunsten von dessen Ehefrau Poppaea Sabina; äußerlich blieb seine Stellung aber unberührt; als Philosoph rechtfertigte er sein Verbleiben am Hofe mit der Möglichkeit, die Lage noch günstig zu beeinflussen. Der von der Stoa geforderte Abstand zu den Niederungen der Tagespolitik, so Senecas Überzeugung, musste nicht durch Rückzug vom Kaiserhof erreicht werden, viel wichtiger war der innere Abstand zu den Geschehnissen. Dazu diente ihm die Philosophie, die in seinen Werken wenig auf Staatspolitik Bezug nimmt.
    Tatsächlich soll Seneca bei Neros Muttermord 59 eine Rolle gespielt haben: Tacitus berichtet (Annalen 14,7), dass Seneca – von Nero nach dem ersten, gescheiterten Mordversuch gegen seine Mutter um Rat gefragt – die endgültige Beseitigung Agrippinas als Erster empfohlen habe. Auch das Schreiben, das die Vorgänge gegenüber dem Senat als Notwehr rechtfertigte, soll Seneca noch verfasst haben.
    62, in dem Jahr, in welchem Nero seine Frau Octavia ermorden ließ, in dem auch Burrus starb und von dem Bösewicht Tigellinus beerbt wurde, bat Seneca um seinen Abschied von Neros Hof und die Rücknahme großer Teile der Schenkungen des Kaisers an ihn. Die offizielle Antwort lautete: Nero könne Seneca nicht entbehren und die Schenkungen mit Rücksicht auf seinen kaiserlichen Ruf nicht zurücknehmen. Tatsächlich aber war Senecas Einfluss auf den Kaiser damit erloschen. Es folgte der Rückzug ins Privatleben auf sein Weingut Nomentum nordöstlich von Rom. Dort entstanden zunächst De otio (Von der Muße) und De beneficiis (Von den Wohltaten) mit Kritik an Neros Politik. Außerdem konnte Seneca noch zwei große Vorhaben verwirklichen: die Quaestiones naturales (Naturwissenschaftliche Fragen), die wie bei seinem epikureischen Kollegen Lukrez vor allem dazu dienen sollen, die Menschen von ihren Ängsten vor Naturphänomenen zu befreien, und die 124 Ad Lucilium epistulae morales (Philosophische Briefe an Lucilius), die seine in der Regel aus der Situation entstandenen Schriften zu einem Gesamtwerk abrundeten. Denn es ging ihm trotz seines Schwerpunktes auf der Ethik darum, ein geschlossenes philosophisches System zu formulieren. Neros Frau Octavia wurde in der Seneca zugeschriebenen gleichnamigen Tragödie verewigt, deren Verfasserschaft jedoch unter anderem deswegen angezweifelt wird, da auf Ereignisse nach Senecas Tod angespielt wird.
    Lucius Annaeus Seneca starb 65 bei Rom. Seinen Selbstmord hatte Nero wegen des Vorwurfs der Beteiligung an der Pisonischen Verschwörung und einem Mordanschlag auf den Kaiser, der kurz vor Vollendung aufgeflogen war, befohlen. Gaius Calpurnius Piso war zum Anführer derer geworden, die den Kaiser nicht mehr ertragen konnten. In der Literatur wird er ebenso anständig wie sympathisch als hilfsbereiter Genussmensch geschildert. Die Anhänger Pisos waren zahlreich und kamen aus verschiedenen Ständen. Als eine Mitwisserin, die Freigelassene Epicharis, bei dem Versuch, in Misenum einen weiteren Anhänger zu gewinnen, verhaftet wurde, entschlossen sich die Verschwörer, Nero schnellstmöglich, am besten bei den Zirkusspielen, zu töten. Der Plan wurde durch einen Sklaven verraten. Epicharis und Piso nahmen sich das Leben. Ob Seneca zu den Verschwörern gehörte, ist in der historischen Überlieferung umstritten. Jedenfalls war er denunziert worden, nachdem Nero durch Folter und durch eine Kronzeugenregelung die Anzeige möglichst vieler potentieller Verschwörer und

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