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Vom Himmel das Helle

Vom Himmel das Helle

Titel: Vom Himmel das Helle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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und nur für sich, vorgesorgt, dabei aber keine Minute außer Acht gelassen, mit wem sie es zu tun hatte. Sie wusste es, seit er Friedrich, ihren Mann, kaltblütig erschossen hatte. Alles Planen zuvor, jeder rauschhafte Kuss, verkam in diesem Moment zu einer Untat. Sie hätte sich am liebsten auf der Stelle von allem reingewaschen, was geschehen war. Doch das konnte sie erst, wenn es keinen Zeugen mehr gab. Niemanden, der davon wusste, was an jenem Tag, als ihr Mann ermordet worden war, tatsächlich geschehen war. Wenn dieser Zustand hergestellt wäre, könnte sie wieder die sein, die sie zuvor war. Eine Frau, die eine Zukunft hatte.
    Sie wollte diesen Zustand so sehr, dass alles andere egal war. Die Reinwaschung ihrer Existenz, die ihr vor Augen lag wie das schönste Geschenk, das man sich überhaupt machen konnte, war alles, was zählte. Was machte es da schon aus, das Leben eines Mörders zu beenden? Eines Mannes, der weder vor zwei Schüssen zurückschreckte, noch vor Schlägen und Tritten auf eine wehrlose Frau.
    »Können wir miteinander reden?«, fragte Almut und schaute ihn dabei an, als läge ihr tatsächlich daran, etwas mit ihm zu klären. Eine Farce, aber eine gut gespielte, fand sie. Sie motivierte sich, den zweiten Schritt zu tun. Sie ging auf sein Lächeln ein, das er ihr sicher nicht zum ersten Mal mit solch offensichtlicher Falschheit anbot, und folgte ihm in sein Zimmer.

Vierundvierzig

    Ich führte meinen Finger zum Klingelknopf, um anzuläuten. Doch dann erinnerte ich mich an das Polizei-Training, das Frank mir vor einigen Monaten ans Herz gelegt und das ich absolviert hatte. Die schnellste und unauffälligste Methode, ins Haus zu kommen, wäre, mich am Tor oder der Mauer hochzuhieven. Ich setzte meinen Fuß in eine Ritze, rutschte ab, fand wieder Halt und kletterte schließlich routiniert die Mauer hoch. Es dauerte nicht lange und ich landete mit einem gekonnten Sprung in der Wiese. Hastig durchschritt ich den Garten, bis ich vor dem Fenster zum großen Wohnsalon stand. Was nun, grübelte ich. Drinnen sah ich einen wunderschön gedeckten Tisch mit opulenter Teekanne, Salaten und silbernem Besteck. Eine einladende Szene, allerdings ohne jemand, der sie belebte. Ich bewegte meine Hand nach unten und drückte gegen die Tür. Quietschend gab sie nach. »Das darf doch nicht wahr sein!«, wunderte ich mich im Stillen und trat ein. Eine Alarmanlage, die noch immer nicht instand gesetzt war und eine angelehnte Wohnzimmertür. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Almut schien entweder völlig durch den Wind zu sein oder sich extrem sicher zu fühlen. Beides schlechte Voraussetzungen, wenn man so wie sie lebte.
    Mein Ziel stand fest. Der Keller. Besser gesagt, das Versteck Bogdan Ivanovics. Doch ich kam nicht weit. Ich hatte gerade den Flur Richtung Kellertreppe passiert, als die Tür zu einem Raum, an den ich mich nicht mehr erinnerte, einen Spalt weit aufging. Der Kopf Norma Thatas lugte hervor. »Frau Einsiedel?« Sie wirkte erleichtert. »Helfen Sie mir!«, nuschelte sie mir zu. Ich war irritiert, weil ich nicht mit ihr gerechnet hatte. Zumindest nicht, dass sie sich irgendwo versteckte. Denn das tat sie offensichtlich.
    »Was machen Sie in der Kammer, Frau Thata?«, wollte ich wissen. Norma warf mir einen Blick zu, der mehr als Worte sagte. Sie hatte Angst. »Bleiben Sie, wo Sie sind. Dort sind Sie sicher«, versuchte ich sie zu beruhigen. Doch trotz meiner Anweisung kam Norma aus ihrem Versteck. Sie kroch über den Boden, als wäre es gefährlich, aufzustehen. »Lassen Sie mich hier raus. Ich will nach Hause«, flehte sie mich an. »Es ist jemand im Haus. Ein Mann. Ich habe Angst.« Ich überlegte, ob sie es hinaus schaffen könnte, ohne dass Almut und Bogdan es merkten, doch es erschien mir zu gefährlich, auch für sie selbst. Deshalb entschied ich mich dagegen. »Es ist sicherer, wenn Sie bleiben, wo Sie sind«, erklärte ich der Pflegerin. Meine Stimme klang fest und bestimmt. Ich redete eine Weile beruhigend auf sie ein und schließlich zeigte mein Einsatz Wirkung. Norma war bereit, zurück in ihr Versteck zu kriechen.
    Ich war heilfroh, dass ich sie soweit gebracht hatte, denn eine innere Stimme sagte mir, dass die Auflösung des Lohmann-Falls gefährlich werden könnte.

Fünfundvierzig

    Almut tippte Bogdan, der sich nach vorn gebeugt hatte, um die Stereoanlage zu bedienen, auf die Schulter, als wolle sie schnell noch eine Kleinigkeit loswerden. Er drehte sich nach ihr um, nichtsahnend. Sie

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