Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
Vom Netzwerk:
eine Art von Duzaversion. Aber das kriegen wir schon hin.‹
    Mit diesen Worten gab der Arzt unserem Manne mit der flachen Hand einen Schlag auf den Kopf, und unser Mann gab dem Arzt eine schallende Ohrfeige.
    ›Das ist merkwürdig‹, sagte Doktor Nischel, indem er sich die Wange rieb, ›meinen Fernsehapparat habe ich auf die Art schon oft in Gang gebracht. Ein kurzer Schlag, und er funktionierte wieder. Ist dir dein Name eingefallen?‹
    ›Nein.‹
    ›Na, macht nichts, hier werden sowieso alle numeriert. Du kriegst die Nummer 18. Und jetzt ab in die Zelle!‹
    Doktor Nischel rief einen Pfleger herbei, der Nummer 18 auf ein Krankenzimmer brachte. Der Arzt blickte seinem neuen Patienten hinterdrein und murmelte: ›Solch ein Fall ist mir noch nicht begegnet, wirklich merkwürdig.‹
    Und Nummer 18 wunderte sich seinerseits über den Arzt. ›Ich habe schon immer gehört‹, sagte er zum Pfleger, ›daß Nervenärzte ein bißchen verrückt sind, aber dieser ist es ganz besonders, mich wie einen kaputten Fernsehapparat zu behandeln, wirklich merkwürdig.‹
    Der Pfleger blickte ihn unbewegten Gesichts an, schob ihn schweigend in ein Zimmer und schloß die Tür hinter ihm ab. Der Raum war bis auf einen Tisch und vier Stühle völlig leer. An dem Tisch aber saßen zwei Männer. Sie waren in ein Brettspiel vertieft und wandten keinen Blick davon ab. Langsam beschlich Nummer 18 ein unheimliches Gefühl.
    ›Sie spielen Mühle?‹ fragte er, und seine Stimme klang etwas eigenartig.
    Er erhielt keine Antwort und wiederholte seine Frage. Da die beiden auch diesmal nicht dergleichen taten, trat er zögernd näher, bis er nur noch einen Schritt vom Tisch entfernt stand. Die beiden Spieler wandten noch immer keinen Blick vom Brett. Sie schoben die Steine hin und her, machten Mühlen auf und zu, nahmen sich gegenseitig Steine weg und sagten kein Wort. Als die Partie beendet war, blickten sie auf und sagten wie aus einem Munde: ›Ja, wir spielen Mühle.‹
    Nummer 18 faßte wieder Hoffnung. Er hatte schon befürchtet, mit zwei Taubstummen in eine Zelle gesperrt zu sein. Und wenn sie noch dazu im Kopf nicht ganz richtig waren, hätte ihn das in eine schwierige Lage gebracht.
    ›Ich bin Nummer 18‹, stellte er sich jetzt vor.
    ›Ich bin Nummer 11‹, sagte der eine.
    ›Und ich Nummer 15‹, der andere.
    ›Sehr angenehm‹, sagte Nummer 18. ›Ich habe bisher als Buchhalter gearbeitet, kein besonderer Beruf, aber noch immer nicht überflüssig.‹
    Nummer 11 gab sich als Chefdispatcher eines Großflughafens zu erkennen, und Nummer 15 war in der Antimaterieforschung tätig gewesen. Nummer 18 wunderte sich jetzt nicht weiter über das zurückhaltende Benehmen der beiden. Und als sie eine neue Partie Mühle spielten und seine übrigen Fragen ignorierten, setzte er sich bescheiden auf einen Stuhl und sah ihnen schweigend zu. Sie waren mal wichtige Leute, sagte er sich, und da ist es nur natürlich, daß sie so einen einfachen Menschen wie mich nicht groß beachten. Wenn man es recht bedenkt, ist es eine Ehre für mich, mit ihnen in der gleichen Zelle eingesperrt zu sein. Mit der Zeit aber bekam Nummer 18 Hunger, und als der Pfleger seinen Kontrollgang machte und die Tür öffnete, fragte er ihn, ob es bald etwas zu essen gäbe. Statt einer Antwort warf der Pfleger die Tür zu und rannte fort. Nummer 18 wandte sich verwundert an seine Leidensgefährten.
    ›Der Pfleger scheint auch ein bißchen verrückt zu sein. Knallt mir einfach die Tür vor der Nase zu, wenn ich etwas zu essen verlange.‹
    ›Hier hat noch keiner etwas zu essen verlangt‹, sagte Nummer 11, ›das ist ein ganz neuer Defekt.‹
    ›Der Arzt wird sich freuen‹, sagte Nummer 15.
    ›Er freut sich immer, wenn einer einen ganz neuen Defekt hat.‹
    Nummer 18 beschlich wieder ein unheimliches Gefühl. ›Und Sie‹, stotterte er, ›Sie haben diesen Defekt nicht? Sie haben nie etwas zu essen verlangt?‹
    ›Nein‹, sagte Nummer 15, ›ich habe bisher auch keinen anderen Roboter gesehen, der zu essen verlangt hätte. Du bist der erste.‹
    Nun, ihr könnt euch denken, wie diese Eröffnung auf unseren Mann wirkte. Er blickte die beiden entsetzt an und wich in eine Ecke zurück.
    ›Um Gottes willen‹, rief er, ›da bin ich hier ja ganz verkehrt!‹
    Die beiden Roboter überlegten einen Augenblick, dann gingen sie langsam auf ihn zu. Nummer 18 drückte sich ängstlich in die Ecke und verschränkte die Arme schützend vor seinen Kopf.
    ›Glaubt mir doch‹,

Weitere Kostenlose Bücher