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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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besonderen Art, wie wir
in Dänemark solche Feste begehen, berichtet hatte. Bei all seinen Nachteilen,
von denen Sie gebührend erfahren haben, war er doch von Natur aus wissbegierig
und allem Neuen gegenüber aufgeschlossen. Als ich ihm vorschlug, mich zu dieser
Familienfeier zu begleiten, stimmte er sofort zu. Es bedurfte keiner
Überredungskünste, als ich versprach, ihm etwas original Dänisches zu zeigen.
So habe ich ihn am Nachmittag mitgenommen. Bei dem großen Andrang an
Familienangehörigen, Freunden und Nachbarn ist er gar nicht aufgefallen. Und
zum Trinken musste ich ihn auch nicht animieren. Dafür haben die anderen Gäste
gesorgt. Ebenso wenig ist es aufgefallen, dass ich mich in den späten Abendstunden
mit Banzer vom Fest entfernte. Lediglich meine Mutter«, er warf ihr einen Blick
zu, »hat mich vermisst. Ich konnte es ihr damit erklären, dass ich mich um
meinen betrunkenen Kollegen kümmern musste. Abgesehen davon hatten die
Geburtstagsfeierlichkeiten zu diesem Zeitpunkt ohnehin den Höhepunkt
überschritten.«
    Das also war das fehlende Mosaiksteinchen, das der
Polizei zur Klärung des Falles bisher gefehlt hatte.
    Es kommt sicher nicht oft vor, überlegte Christoph,
dass ein Alibi zugleich richtig und falsch ist.
    »Herr Sørensen«, schloss Christoph die Ausführungen
des blonden Mannes ab, »wie haben Sie sich jetzt die weitere Verfahrensweise
vorgestellt? Sie haben Ihr Gewissen erleichtert und ein vollständiges
Geständnis abgelegt. Wir befinden uns hier aber im Königreich Dänemark und
können Sie nicht festnehmen. Würden Sie sich der Polizei Ihres Heimatlandes
stellen?«
    Anders Sørensen verneinte. »Das ist nicht
erforderlich. Wenn ich vorher noch ein paar Sachen packen darf, begleite ich
Sie über die Grenze nach Deutschland. Dort können Sie dann alles Erforderliche
veranlassen.«
    *
    Große Jäger saß vor seinem Computer und hämmerte mit
zwei Fingern umständlich einen Text in die Tastatur. Er zündete sich die neue
Zigarette an der Kippe der vorhergehenden an und fuhr sich öfter nervös mit der
Hand durchs Gesicht. Dazwischen fluchte er fürchterlich vor sich hin.
    »Was machst du da so Grauenhaftes?«, wollte Christoph
nach einer Weile wissen und stellte sich hinter den Oberkommissar.
    Der sah kurz auf, um sich dann wieder seinem Werk zu
widmen. Dabei nuschelte er zwischen den Zähnen: »Ich schreibe gerade an der
Strafanzeige gegen diesen Rostock-Scheppner vom Finanzamt in Münster.«
    Christoph legte Große Jäger eine Hand auf die
Schulter. »Das hat Zeit bis morgen«, meinte er. »Dann helfe ich dir beim
Formulieren. Ich glaube, gemeinsam lässt sich das besser bewältigen.«
    »Morgen haben wir noch ganz andere Probleme zu
bewältigen«, warf Mommsen ein. »Mich bedrückt, dass wir den ›Schubser‹ immer
noch nicht gefunden haben, der durch Husum schleicht und alte Menschen
überfällt.«
    »Das ist unsere nächste Aufgabe, die es zu lösen gilt.
Wir werden dazu ein neues Kapitel schreiben, wenn uns nicht wieder ein Mord
dazwischen kommt«, warf Christoph ein. »Habt ihr eigentlich schon gehört, dass
unser Chef befördert worden ist?«
    »Wohin? An die frische Luft?«, kommentierte Große
Jäger mit einem breiten Grinsen.
    Christoph schüttelte den Kopf. »Zum Kriminaloberrat.«
    »Das hat er sich auch verdient. Dank seiner
Führungsqualitäten ist dieser Fall nun geklärt. Und was bleibt für uns übrig?«
    »Wir haben uns jetzt ein Abendessen verdient«,
antwortete Christoph. »Was haltet ihr davon, wenn wir uns bei Judith etwas
Gutes gönnen?«
    Mit Judith meinte er die fröhliche Wirtin von
Dragseths Gasthof, dem ältesten der Stadt.
    »Phantastische Idee«, stimmte Große Jäger zu. »Du
kannst dich mit Mommsen schon mal auf den Weg machen. Ich muss nur noch schnell
zum Geldautomaten und meine Geldbörse wieder um Bares ergänzen.«
    Sie trennten sich vor der Tür. Christoph und Mommsen
bogen rechts in Richtung Binnenhafen ab, während Große Jäger ins Stadtzentrum
strebte.
    Er führte am Geldautomaten seine Karte in den Schlitz,
gab seine Geheimnummer ein und registrierte, wie er zu schwören bereit war, ein
schmatzendes Geräusch des Automaten.
    »Ihre Karte wurde eingezogen. Bitte wenden Sie sich an
Ihre zuständige Bankfiliale« las er auf dem Bildschirm.
    Wütend schlug er gegen den Kasten.
    »He, he, he«, ereiferte sich ein vorbeikommender
Passant, »was soll denn diese Randale?« Andere Fußgänger blieben ebenfalls
stehen.
    Große Jäger zeigte dem Mann den

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