Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
nicht in Erfahrung bringen
können. Die Frau ist von hinten überfallen worden. Der Täter hat ihre Geldbörse
entwendet, in der sich etwa hundertfünfzig Euro befunden haben, ferner eine
Bankkarte, der Personalausweis und einige weitere eher persönliche Papiere.«
    »Ist die Frau schwer verletzt?«
    Friedrichsen wiegte den Kopf. »Wahrscheinlich nicht.
Ein paar Prellungen und Hautabschürfungen. Viel schwerer wiegt der Schock, den
der Überfall ausgelöst hat. Die Folgen wird die Frau sicher noch lange spüren.
So eine Schweinerei. An die Konsequenzen denken die Typen nicht, die solche
Taten begehen.«
    »Kann die Frau etwas zum Tathergang sagen?«
    »Nein, nichts. Sie ist geschubst worden. Mehr weiß sie
nicht.«
    »Eine Beschreibung des Täters?«
    Der Streifenpolizist schüttelte den Kopf.
    »Wie üblich. Nichts Konkretes. Sie meint, einen großen
Schatten wahrgenommen zu haben. Es soll ein überdurchschnittlich großer Mann
gewesen sein.«
    »Hat er gesprochen?«
    »Nicht ein Wort.«
    »Mist. Das gibt uns auch keinen ersten Anhaltspunkt
für eine Täterbeschreibung. Gibt es weitere Zeugen?«
    Erneut schüttelte Friedrichsen den Kopf. »Wir haben
noch keinen gefunden.«
    »Na, denn will ich mal«, schloss Mommsen das Gespräch
und öffnete den kleinen Metallkoffer, den er mit sich führte. Er zog sich dünne
Handschuhe über und begann, die Hecktür des Golfs sowie den Kofferraum auf
etwaige Spuren zu untersuchen.
    *
    Nur gedämpft drangen die Geräusche des Betriebs durch
das geschlossene Fenster. Christoph war aufgestanden und schaute auf den Platz
vor dem Firmengebäude, als es an der Bürotür klopfte. Erst nach dem zweiten
energischen »Herein« öffnete sich langsam die Tür und ein groß gewachsener
junger Mann von schlaksiger Statur trat ein.
    Sein schmaler Kopf, die hohen Wangenknochen und der
dünne Hals verliehen ihm Ähnlichkeit mit einem Habicht, was durch den
hervorspringenden Kehlkopf zusätzlich betont wurde.
    Er nahm auf der vordersten Kante des angebotenen
Stuhls Platz und rutschte unruhig hin und her.
    »Ihr Name ist …«, begann Christoph das Gespräch.
    »Schwarz.«
    »Haben Sie auch einen Vornamen?«, wollte Große Jäger
wissen und rollte dabei mit den Augen.
    »Entschuldigung! Volker Schwarz.«
    »Haben Sie mit Herrn Banzer zusammengearbeitet?«
    »Ja.«
    »Was ja?«
    »Ja, ich habe mit Herrn Banzer zusammengearbeitet.«
    »War er Ihr Vorgesetzter?«
    »Ja.«
    »Gab es jemals Meinungsverschiedenheiten zwischen
Ihnen und dem Toten?«
    »Nein.«
    Große Jäger fuhr aus der Haut. »Herrgott noch mal!
Können Sie auch anders antworten als nur mit Ja und Nein?«, bellte er den
verschüchterten Mann an.
    Der zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. »Entschuldigung!
Ich habe meine Arbeit erledigt und mich wenig um das gekümmert, was links und
rechts von mir geschehen ist.«
    »Wie sind Sie mit dem Toten zurechtgekommen? Wir haben
gehört, dass er ein schwieriger Vorgesetzter gewesen ist.«
    »Ich hatte keine Probleme mit ihm. Was man mir
aufträgt, erledige ich.«
    »Völlig kritiklos?«, bohrte Christoph nach.
    »Ja.«
    »Nun antworten Sie wieder nur mit Ja«, regte sich
Große Jäger auf.
    Der Mann sah ihn ängstlich an. »Entschuldigung«, gab
er nur leise von sich.
    Es machte keinen Sinn, die Befragung fortzusetzen.
Außer Ja, Nein und Entschuldigung war von Volker Schwarz nichts in Erfahrung zu
bringen.
    *
    Die Frau, mit der sie das nächste Gespräch führten,
machte einen selbstsicheren Eindruck. Genauso dezent wie ihr Auftreten war auch
ihre Kleidung. Sie hieß Doris Landwehr und war siebenunddreißig Jahre alt.
    Sie sprach wohl akzentuiert, überlegte, bevor sie den
Mund aufmachte. Es hatte den Anschein, als schildere sie etwas, das sie aus der
Distanz heraus miterlebt hatte, wobei sie selbst nicht Teil der Wirklichkeit
gewesen war.
    »Die Streiche unter den Kollegen …«
    »Streiche? Das nennen Sie Streiche?«, fragte Große
Jäger ungläubig.
    Doch sie ließ sich nicht beirren. »Über Geschmack kann
man streiten. Zugegeben. Manchmal waren die Streiche schon an der Grenze des
Erträglichen. Aber das möchten Sie kaum von mir hören. Herr Roth versteht
bestimmt sein Handwerk. Allerdings steht er ständig unter Stress, hat nie Zeit,
ist kaum ansprechbar. Er wirkt routiniert, hat bestimmt auch das Geschehen fest
in der Hand – soweit ich das beurteilen kann –, aber die ungewollt von ihm
verbreitete Hektik hemmt doch den Teamgeist. Der ist durch das Erscheinen von
Harald

Weitere Kostenlose Bücher