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Vom Himmel in Die Traufe

Titel: Vom Himmel in Die Traufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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einer zweiwöchigen nervenzerfetzenden Zechtour durch Lappland und das übrige Finnland.
    Den Ort Saariselkä machte Hermanni zwei Tage lang unsicher. Er erregte beträchtliches Aufsehen mit seiner lärmenden Feierei, bis Ragnar Lundmark vorschlug, nach Rovaniemi weiterzufahren, da er den gemieteten Wagen zurückbringen wollte.
    »Nu denn, ist mir recht, fahren wir zum Pohjanhovi .«
    In Rovaniemi vergingen wieder ein paar Tage, und im Nu war auch Johannis vorbei. Das Wunder der Mitternachtssonne feierten sie mit großem Nachdruck am Ounasvaara, und anschließend rauschten sie im Taxi nach Oulu.
    »Die Stadt ist ja mächtig gewachsen, seit ich zuletzt hier war.«
    Hermanni hatte 1965 in Hiukkavaara in der Granatwerferkompanie der nördlichen Brigade gedient.
    »Bin Unteroffizier. Darf man fragen, was Ihr Rang ist?«
    Lundmark zögerte einen Moment. Dann erklärte er, dass er Oberstleutnant a.D. sei. Diese Nachricht machte auf Hermanni gewaltigen Eindruck, und von da an leistete er sich keinen Versuch mehr, seinen Butler zu duzen, nicht mal, wenn er betrunken war.
    Als Oulu gründlich durchfeiert war, ging es weiter nach Jyväskylä, Tampere, Lahti und anschließend nach Kotka. Endlich war bei Hermanni Heiskari die Luft raus, und schlapp und erschöpft ruhte er sich im Motel von Kymi aus. Die hemmungslose Tour hatte an den Kräften gezehrt. Hermanni schlief zwei Tage und Nächte hintereinander, und so hatte Ragnar Lundmark endlich Zeit, sich hinzusetzen und seiner Nichte schriftlich vom Verlauf der vergangenen zwei Wochen zu berichten. Es wurde denn auch ein langer und recht harscher Brief, den Ragnar nach Maarianhamina faxte.
    »4. 7., Kymenlaakso Finnland
    Liebe Lena!
    Erst jetzt habe ich Gelegenheit, dir in einem detaillierten Bericht zu schildern, was Herr Heiskari und ich in letzter Zeit erlebt haben.
    Gleich zu Beginn muss ich konstatieren, dass ich nie vermutet hätte, wie anstrengend dein neuer Auftrag sein würde. Dazu kommt die unglaubliche Primitivität, die diese Reise geprägt hat. Sei mir nicht böse, aber ich schreibe diesen Bericht frustriert und zu Tode erschöpft. Ich weiß nicht, ob ich deinen Auftrag weiter erfüllen kann oder dich bitten muss, jemand anderen zu suchen, der einen volkstümlicheren Geschmack hat und der jünger und physisch belastbarer ist.
    Andererseits ist der Auftrag, wie du weißt, finanziell enorm wichtig für mich, und ich möchte nicht vorschnell das Handtuch werfen. Wäre ich gläubig, würde ich Gott um Durchhaltevermögen bitten und mir zugleich wünschen, dass die ungeheuren Kräfte deines Auserwählten erlahmen oder wenigstens ein bisschen nachlassen mögen. Kaum zu glauben, dass er schon fast fünfzig ist. Aber anscheinend stählt die Arbeit in diesen kargen Nadelwäldern die Männer.
    Als Persönlichkeit machte er auf mich zunächst einen unsympathischen Eindruck. Er wirkte mürrisch und ein wenig beschränkt. Aber sowie Alkohol vor ihm steht, lebt er auf und erzählt merkwürdige Geschichten, von denen der größte Teil, wie ich vermute, glatt gelogen oder zumindest übertrieben und fantasievoll ausgeschmückt ist. An sich ist er nicht dumm, sondern auf seine eigene grobe Weise sogar gebildet. Er hat zu Hause tatsächlich seine eigene Bibliothek mit allerlei halbphilosophischen Schriften und belletristischen Werken jeglicher Couleur, bunt durcheinandergewürfelt, ohne dass irgendein System zu erkennen wäre, nach dem die Werke angeschafft wurden. Er rühmt sich damit, Schwedisch ›über den Arm‹ gelernt zu haben, was wohl so viel bedeutet, dass er in jungen Jahren irgendwo in Nordschweden Bäume gefällt hat. Und Englisch, so prahlt er, spricht er wie ein Wasserfall – hat es angeblich drei Jahre lang an einer finnischen Volksbildungseinrichtung, einer Fernschule, gebüffelt. Auf Deutsch knurrt er nur ein paar Zoten und Kommandos, und wenn er betrunken ist, brüllt er die widerwärtigsten deutschen Militärausdrücke und wirkt dabei richtig bedrohlich. Hier fällt mir übrigens ein, dass er von seinem militärischen Rang her Unteroffizier der Reserve ist.
    Leider muss ich gestehen, dass ich mir nicht verkneifen konnte, hinsichtlich meines eigenen Ranges ein wenig zu übertreiben. Ich erklärte, dass ich Oberstleutnant a. D. sei, was großen Eindruck auf ihn machte. Ich hoffe, dass du diese kleine Notlüge meinerseits nicht korrigierst, denn unter den gegebenen Umständen musste auch ich mir etwas ausdenken, auf das ich mich notfalls stützen kann. Außerdem:

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