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Vom Himmel in Die Traufe

Titel: Vom Himmel in Die Traufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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fand es unbegreiflich, dass sich jemand mit diesem tristen Ausblick begnügte, wenn es doch in unmittelbarer Reichweite viel schönere Landschaften gab.
    Hermanni Heiskari kochte Kaffee und tischte ein paar Kekse auf, die er glücklicherweise am Vortag gekauft hatte.
    Nach dem Kaffee kam Ragnar Lundmark zur Sache.
    »Zuallererst möchte ich mich herzlich dafür bedanken, dass Sie meiner Nichte Lena Lundmark das Leben gerettet haben. Wie Lena berichtete, haben Sie sie mutig und unerschrocken geleitet, haben vielen Schwierigkeiten getrotzt und sie aus Sturm und Eis aufs sichere Festland gebracht, noch dazu unter Gefährdung Ihres eigenen Lebens.«
    »Nicht der Rede wert. Wie geht es Madame jetzt?«
    »Sie genießt Doktor Sorjonens ausgezeichnete Behandlung, und ihre Genesung macht rasche Fortschritte.«
    »Das ist ja prima«, äußerte Hermanni Heiskari ehrlich er­freut.
    »Wie Sie sich vielleicht erinnern, war es Frau Lundmark wichtig, dass Sie für Ihre Heldentat großzügig belohnt werden. Diesen Auftrag zu erledigen, bin ich nach Lappland gekommen.«
    Nach diesen verheißungsvollen Worten begann Ragnar Lundmark seine Aufgabe näher zu erläutern. Zunächst ein­mal könne Herr Heiskari jetzt frei von materiellen Sorgen sein Leben nach besten Kräften genießen. Frau Lundmark werde für alle Kosten aufkommen. Ihr ausdrück­licher Wunsch sei es außerdem, dass ihr Onkel, Ragnar also, Herrn Heiskari bei diesen für ihn neuen und anfangs ­vielleicht auch fremden Lebensgenüssen als Wegbegleiter zur Seite stehe.
    »Ich wurde also als eine Art Helfer in allen Lebenslagen eingesetzt, vielleicht sollte ich Butler sagen, falls das die Situation besser charakterisiert.«
    »Und dieses Glück für den ganzen Rest meines Lebens?«, stöhnte Hermanni, der einfach nicht glauben konnte, dass feine Leute ihr Wort hielten.
    »Leider bin ich nicht befugt, Ihren Gelüsten fürs ganze weitere Leben nachzukommen oder diese zu finanzieren, auf jeden Fall aber erst mal für ein volles Kalenderjahr.«
    Ragnar zückte seinen Taschenkalender und erklärte, dass der Beginn des Jahres der Genüsse auf jenen Moment datiert sei, da der Heißluftballon auf dem Inarisee notlandete.
    »Das war am 9. Juni, wenn ich recht unterrichtet bin?«
    »Ja, das stimmt wohl.«
    Ragnar Lundmark erklärte, dass Herr Heiskari am besten gleich eine Art Jahresplan für seinen neuen Lebensstil erstellen solle, damit der wohlwollende Gedanke Frau Lundmarks in die Tat umgesetzt werden könne. Der Aufenthalt in dieser bescheidenen kleinen Blockhütte sei für jemanden, der an eine entsprechende Lebens­weise gewöhnt ist, vielleicht ganz vergnüglich, aber diesen zu finanzieren sei bei Weitem nicht Lohn genug für die Lebensrettung Madames. Es lohne, etwas anzupeilen, was ein wenig mehr Komfort und Genuss versprach.
    »Aber wenn ich losziehe, um auf die Pauke zu hauen, dann kostet das, und nicht mal wenig.«
    »Finanzielle Beschränkungen gibt es nicht. Ich garantiere, dass mehr als ausreichend Geld für den Zweck zur Verfügung steht.«
    Glückliche Entschlossenheit machte sich in Hermannis Gesicht breit.
    »Na, mir soll’s recht sein. Dann nix wie los!«

Zweiter Teil

8
    Sie brachen sofort auf. Hermanni Heiskari warf ein paar Hemden, Strümpfe und Unterhosen, sein Rasierzeug und ähnlichen Bedarf in eine große rote Sporttasche, die auf der einen Seite die Aufschrift International University und auf der anderen die Abkürzung des Ballsportvereins Rovaniemi trug. Ragnar Lundmark erkundigte sich diskret, ob Herr Heiskari denn keinen Koffer besitze, damit er einen Anzug für kommende Gelegenheiten einpacken könne.
    »Nee, hab keinen Koffer, und ’nen Anzug auch nicht.«
    Ragnar Lundmark staunte:
    »Ja, glauben Sie denn wirklich, dass Sie sich überall in Freizeitkleidung zeigen können?«
    Hermanni hatte nie einen Gedanken an korrekte Kleidung verschwendet, wenn er auf Tour gegangen war. Das war bei Waldburschen nicht üblich. Und in den seltenen Fällen, da in den Gaststätten Schlips und Sakko verlangt wurden, konnte man diese herrschaftliche Ausstattung beim Türsteher mieten. In guten alten Zeiten hatten die Türsteher im Norden für Notfälle die komplette Kluft in den passenden Größen parat gehabt. Konfirmationsanzüge für große Jungs.
    Also das Vorhandene eingepackt, und auf ging’s. Ragnar Lundmark fuhr nach Saariselkä, wo Hermanni schnurstracks der Kneipe zustrebte und das Besorgen der Unterkunft seinem Butler überließ. Das war der Auftakt zu

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