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Vom Kämpfen und vom Schreiben

Vom Kämpfen und vom Schreiben

Titel: Vom Kämpfen und vom Schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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einen solchen Job vorstellen können. Als sie hören, dass es mir darum geht, für mich Lesungen zu akquirieren und dass ich dafür zwanzig Prozent meines Honorars zahlen kann, sind sie einverstanden. Als sie hören, wie hoch das Honorar für eine Lesung ist, verpufft das Interesse. Natürlich kann niemand etwas verdienen, wenn ich zwei Lesungen im Monat habe und dafür ein paar hundert Euro bekomme, von den Prozenten könnte ein Manager nicht mal den Tank seines Autos füllen.
    Aber ich habe eine Idee. Ich bin noch zu unbekannt, um Soloauftritte zu machen, ich muss dahin gehen, wo die Leute schon sind. Meine Lesungen zum Beispiel bei den Landfrauen sind super – meist sind dort weit über hundert Zuschauerinnen und die sind immer begeistert. Und ich stelle mir vor, eventuell in Kurkliniken zu lesen, damit die Menschen was zu lachen haben, dort, wo Hunderte in einem Haus sind, wo es meist auch einen Saal gibt, in dem das stattfinden kann. Wenn in einer Klinik zweihundert Leute nur fünf Euro Eintritt für eine abendfüllende Lesung zahlen, wären das tausend Euro am Abend. Der Veranstalter müsste den Raum stellen, die Werbung vor Ort übernehmen und meine Reise- und Übernachtungskosten tragen. Wenn ich vier Wochen unterwegs wäre und fünf Mal in der Woche lesen könnte, dann könnte ich zwanzigtausend Euro in einem Monat umsetzen. So eine Lesereise könnte ich zwei Mal im Jahr schaffen, denke ich, das wären, nur mal so gesponnen, vierzigtausend Umsatz. Zwanzig Prozent für den Manager – das ist doch gar nicht schlecht, oder? Der müsste eben die Vertragspartner finden und die Reisen organisieren. Blieben für mich nach Abzug von Steuern ca. achtzehntausend Euro im Jahr – davon könnte ich super leben, meinen Söhnen das Studium erleichtern und ganz in Ruhe schreiben. Denn eigentlich ist es nur das, was ich möchte: Ich will Bücher schreiben, ich will sie nicht vermarkten.
    Andreas Kracht aus Köln bietet sich mir per Facebook als Manager an. Kracht sagt, er sei eigentlich im Sportmanagement tätig, habe aber große Lust auf Pionierarbeit im Künstlermarketing. Ich weise ihn darauf hin, dass ich kein Geld habe, um einen Manager zu bezahlen, erst wenn der Manager für Aufträge sorgt, könne er an mir vielleicht verdienen. Kracht schreibt: »Geld ist nicht alles.«
    Ich erkläre ihm meine Idee der Lesereisen und spinne diese weiter: »Vielleicht kann man eine Bädertour an der Ostoder Nordsee anbieten und einen Sponsor gewinnen, dessen Produkt zu meinen Satiren passt?« Kracht ist begeistert und meint: »Das Modell hatte ich im Übrigen zuletzt mit Sönke Wortmann beim Wiederaufbau von Fortuna Köln ...« Oho. Sönke Wortmann, Fortuna Köln, das ist natürlich eine Hausnummer.
    Ich google Andreas Kracht, finde etliche. Über seine Firma finde ich nichts. Ich bitte ihn um Rückruf, er sichert ein Telefonat für den nächsten Tag zu, jetzt habe er keine Zeit, er sei in der Köln-Arena und habe dort einen Termin mit James Last. James Last. Okay. Der ist in Köln? Ich durchsuche die aktuellen Veranstaltungskalender, aber nirgends ist ein Konzert mit James Last zu finden. Das müsste doch in der Zeitung stehen, wenn der da wäre? Komisch.
    Kracht ruft ein paar Tage später an: Er sei auf dem Weg nach Frankfurt, träfe sich mit der Organisatorin eines Festivals, hätte sechs Lesungen für mich in Aussicht, das würde er jetzt klarmachen.
    Das klingt natürlich klasse! Am nächsten Tag frage ich nach: »Gibt’s was Neues wegen der Lesungen?«
    »Aber sicher, Carla, ich kriege am Freitag sechs Verträge über je fünfhundertfünfzig Euro, die können wir Anfang der Woche durchgehen, bin am Wochenende in London.« Wahnsinn. Außerdem plant er eine Clubtour mit Musikern, die er unter Vertrag hat – und in deren Programm könne man meine Satiren prima integrieren.
    Ich google Kracht nochmal, google seine Handynummer, seine Mailadresse, schaue mir seine Facebookpostings an. Er hat die Angewohnheit, täglich sein Mittagessen zu fotografieren und zu posten. Über ihn oder seine Firma finde ich nichts.
    Am 24. November mailt Kracht, er habe das Traditionsunternehmen Mayermann & Söhne an der Hand, wegen Sponsoring und so, Termin sei Mittwoch, und wegen der Kliniktour habe er auch noch Dates. An dem Wochenende, an dem er eigentlich in London sein sollte, erreicht mich eine konfuse Mail, angeblich aus dem Geißbockheim des FC Köln, die ich offenbar irrtümlich bekommen habe. Als ich nachfrage, ob er nicht in London sei,

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