Vom Kämpfen und vom Schreiben
schaffen.
Im Hinblick auf das Erscheinen des Romans im Herbst droht mir schon ein Burnout, wenn ich nur an die Ochsentour des Eigenmarketings denke.
Gut, dass ich fast täglich eine Stunde ins Fitnessstudio gehe, das hält mich fit und erlöst mich von den Rückenschmerzen, die ich nach ungezählten Stunden am Schreibtisch habe. Immer noch marschiere ich am Tag zwei Stunden mit dem Hund durch Köln, aber abschalten kann ich nicht mehr. Mein Kopf arbeitet immer.
Anfang Mai ist das Lektorat des Romans »Die Rattenfänger« fertig, der Klappentext ist geschrieben, die Leseprobe steht, die Widmungen auch.
Aber: Es folgt keine Euphorie, weil das Werk, mit dem vor vielen Jahren alles begann, nun fertig ist und veröffentlicht wird.
Was folgt, ist eine große Leere in mir.
Ich frage in der Filiale der Mayerschen, ob ich »Die Rattenfänger« dort in einer Premierenlesung vorstellen darf. Ja! Jetzt brauche ich nur noch das genaue Erscheinungsdatum, damit wir den Termin festlegen können.
Anfang Juli teilt mir die Verlegerin mit, dass sie nichts dagegen habe, wenn wir künftig getrennte Wege gingen. Was? Nein! Jetzt, ein paar Wochen, bevor der Roman, mit dem alles begann, der mein ganzes Leben beeinflusst hat, erscheinen soll, ist alles umsonst gewesen? »Die Rattenfänger« ist lektoriert, es ist ein gutes Buch, ein brisantes Thema, eine zeitlose Geschichte. Getrennte Wege gehen? Warum? Ich hab mir doch nichts zuschulden kommen lassen? Nein, ich will das nicht!
Ich unterschreibe schließlich einen Auflösungsvertrag.
Was passiert mir da immer wieder? Warum geht jede Zusammenarbeit den Bach runter? Es muss verdammt noch mal an mir liegen, es kann nicht sein, dass, bis auf eine Ausnahme, alle Verlage, mit denen ich bisher zusammengearbeitet habe, schuld daran sind, dass es nie wirklich geklappt hat. Es muss einfach an mir liegen. Aber was mache ich falsch?
Wir diskutieren in der Familie und im Freundeskreis lange darüber. Mein Mann sagt, ich sei vielleicht zu perfektionistisch, habe extrem viel Power und Ideen und ein zu hohes Tempo. Das kann sein. Und jetzt?
Ich denke über den Tipp der Verlegerin Sandra Uschtrin nach und ziehe alle Möglichkeiten in Betracht. Soll ich alleine weitermachen? Ohne Verlag? Martin und ich erkundigen uns, wie viel es kostet, selbst einen Verlag zu gründen. Wir recherchieren Druckkosten für den Roman. Print on Demand wäre eine Möglichkeit, damit fielen keine Lagerkosten an, das Buch würde immer nur gedruckt, wenn jemand es bestellt. Schön und gut, aber solche Bücher kommen nie in den Buchhandel. Na und? Meine Bücher sind jetzt auch kaum im Buchhandel zu haben, was würde sich schon ändern?
Ich müsste alles selber machen: Satz, Korrektur, Lektorat, Cover, Druck, Vertrieb, Verkauf, Werbung. Na und? Mach ich nicht sowieso fast alles selbst? Ich könnte auch nur noch E-Books veröffentlichen und sie nur übers Internet verkaufen. Und die Lesungen? Wie soll ich aus einem E-Book Lesungen machen? Meine Zuhörer haben kein Interesse an virtuellen Büchern, an Downloads, Readern, meine Zuhörer wollen unterhalten werden und sie sollen sich mit einem Lächeln an den Abend mit mir erinnern. Ach, Mist, ich will doch gar keine Verlegerin sein!
Ich will Bücher schreiben, Geschichten erzählen, ich will unterhalten, die Menschen zum Lachen, zum Weinen und zum »sich wundern« bringen. Mehr nicht. Ich will, dass jemand an meine Texte und an mich glaubt, dass ich Bücher schreiben kann und jemand anders sie verkauft.
Und so jemand ruft mich eines Tages an. Der Verleger aus Mainz kennt mich von Facebook, er hat mitbekommen, dass mit meinem derzeitigen Verlag nicht alles rund läuft. Er bietet mir die Zusammenarbeit für meine nächsten Bücher an und ich sage zu.
Ist das jetzt ein Happy End? Nach allem Hin und Her, allen Hürden, Hindernissen und Ereignissen? Irgendwie schon.
Warum habe ich mich so verrückt gemacht? Ich hätte es wissen müssen. Meine Güte, lerne ich es denn nie? Ich müsste wissen, dass ich mich immer auf mich verlassen kann. Ich muss meiner Intuition, die trotz allen Handwerks vonnöten ist, trauen. Sie meldet sich immer, ich weiß nur nie, wann sie mir das Richtige sagt.
Lange habe ich nun über das Ende dieses Buches nachgedacht, mir sogar eine Schreibblockade diagnostiziert! So ein Unsinn.
Es kann doch gar kein Ende geben!
Weil die Geschichte, meine Geschichte, nicht zu Ende ist. Es wird weitere Bücher geben, weitere Kämpfe, weitere Fehler und weitere Erfolge.
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