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Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Titel: Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Kolenda
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Wunder auch, man braucht länger, um
sich so volllaufen zu lassen, dass man im Krankenhaus landet. Das weiß ich aus Erfahrung«,
plapperte sie munter, ohne mich dabei anzusehen.
    »Moment
mal«, ich unterbrach sie. »Ich war nicht betrunken. Du warst also da!« Ich erhob
mich, stützte meine Hände auf die Tischkante und beugte mich über Wanda, wie ein
Greifvogel über die ersehnte Beute. »Wenn du mich gesehen hast, dann bist du möglicherweise
die perverse Person, die mich im Flur zusammengeschlagen hat, du kleine hinterhältige
Heuchlerin!«
    Hilflos
flatterte sie mit ihren Händen. »Ich wollte dich nicht schlagen, ich bin reingegangen,
da hast du blöderweise im Flur gewartet. Vor Angst habe ich geschlottert, dann habe
ich meine Handtasche gehoben und dann ist es passiert.« Sie schluchzte auf. »Du
weißt gar nicht, wie schwer es für mich war, dich an die frische Luft zu schleifen.
Mit den Brennnesseln, das tut mir wirklich leid. Sie sollen aber sehr gesund sein,
für die Gesichtshaut und so. Sie wirken verjüngend. Ehrlich, ich wollte einen Krankenwagen
rufen, doch dann sah ich einen Mann auf das Haus zurennen. Das war Herr Schöne und
er sah so wütend aus, da bin ich geflüchtet.«
    Meine Erinnerung
an die Auswirkungen der Brennnesselgesichtsmaske war noch nicht verblasst. »Du warst
das, ich werde dich gleich …!«
    Ihr Gesicht
war klein und ängstlich, wie das eines Kindes. »Nicht schlagen, Valeska.«
    Sofort war
ich ruhig. »Warum wolltest du dich mit Edy treffen?«
    »Ich wollte
die Fotos haben. Das Geld hatte ich auch dabei.«
    »Welche
Fotos?«
    »Vom Papst
und mir.« Mutlos senkte sie den Kopf. »Es war ein Fehler, ich weiß es selbst. Ich
habe meinem Bruder geholfen, den Papst rauszuholen. Damals wusste ich noch nicht,
dass ich so bald eine reiche Witwe sein werde. Ich wollte meinem Bruder nur helfen.
Er ist ein Pechvogel. Und gegen Pech kann man einfach nichts ausrichten. Siehe da,
kaum hatte mein Bruder den Papst auf den Lastwagen gehoben, da hat uns Edy schon
fotografiert.«
    »Ihr habt
also die Papstskulptur aus der Garage von Jan Linde geklaut. Die berühmte Skulptur,
nach der Jan und die hiesige Polizei seit langer Zeit vergeblich suchen.«
    Wandas Repertoire
an Gesten der Reue und Verzweiflung war aufgebraucht. Sie starrte dumpf vor sich
hin und nickte.
    »Wo ist
die die wertvolle Statue jetzt?«
    »Verkauft.«
    »Kann man
sie zurückkaufen?«
    »Die ganze?«
    »Natürlich
die ganze. Am Geld wird es nicht scheitern. Wie viel hat dein Bruder für den Papst
bekommen?«
    »Keine Ahnung.
Die Skulptur war so schwer zu tragen. Ich habe mir die Hand aufgeschlitzt, als ich
sie an den Füßen angefasst habe, sie waren so scharfkantig«, klagte sie weinerlich.
»Dann musste die Sache schnell gehen; ich konnte mir nicht mal einen Verband anlegen.
Jetzt hieß es: Sofort abtransportieren und verkaufen. Und was mein Bruder dafür
bekommen hat? 100 Kilo hat sie bestimmt gewogen. Keine Ahnung, was ein Kilo Altmetall
wert ist. Ich schwöre, ich weiß wirklich nicht, was die Schrotthändler für die Skulptur
bezahlt haben.«
    »Ihr habt
die Papstskulptur als Altmetall verkauft? Sofort nach dem Diebstahl?«
    »Erstens
nicht wir, sondern mein Bruder. Zweitens nicht sofort. Mein Bruder musste sie vorher
in kleine Teile zersägen. Das war eine verfluchte Schufterei, du glaubst es nicht!«
    »Zersägen!
Wenn Jan das hören würde!«
    Wanda fuhr
erschrocken hoch. »Aber damals wusste ich noch nicht, dass wir zusammenkommen, Jan
und ich. Du wirst mich doch nicht verraten, Valeska? Bitte!«
    »Und wenn
doch?«
    »Jesus Maria,
das wird er mir nie verzeihen. Er liebt den Papst über alles. Er wird mich nie heiraten.
Kein guter Katholik heiratet eine Papstdiebin.«
    Ich lächelte,
süß schmeckte die Rache. »Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen, Wanda. Wenn
Jan sich zwischen dir und dem Papst entscheiden müsste, dann würdest du den Kürzeren
ziehen.«
    Wanda schielte
zu den Kartons an der Wand, plötzlich sprang sie auf die Füße und ihre Hände verschwanden
in der obersten Kiste. Eine Weile wühlte sie in den alten Zeitungen darin herum.
In meinem Innern tobte ein anderer Sturm. Und was soll ich sagen: Meine Dussligkeit
gewann die Oberhand.
    »Lass es,
Wanda«, sagte ich. »Das ist die falsche Kiste, außerdem habe ich gar keine Papstfotos
in Edys Nachlass gefunden.«
    Sie glaubte
mir nicht und fing an, verzweifelt zu schluchzen.
    »Die Deutschen
sind gerissen, das weiß ich. Besonders der deutsche Tourist,

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