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Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Titel: Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Kolenda
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mich hindurch.
Kein Wachmann, der mich am Kragen packte, kein Hund verbiss sich knurrend in mein
Bein, ich absolvierte einen Hindernislauf zwischen Drahtrollen, Schutthaufen und
Schubkarren hindurch und kam dicht an den Bauwagen heran.
    Deutlich
konnte ich nun die Stimmen hören. Die erste gehörte Kurt. Es sagte: »Ich finde mein
Polnisch gar nicht perfekt, aber danke für Ihr Kompliment.«
    »Oh Mann«,
brummte die andere Stimme. »Setzen Sie sich endlich! Was machen Sie da?«
    »Ich musste
den Sessel zuerst auf versteckte Nägel hin prüfen. Sie haben selbst gesagt, er gehörte
zu den Lieblingsstücken des Johann von Brocke.«
    »Und?«
    »Sie werden
es kaum glauben, aber ich suche nach hinterlistigen Überraschungen.« Kurt klang
ruhig. »Sie haben mir die Lieblingstücke des Johann von Brocke gezeigt: Zangen,
Stricke und andere nützliche Instrumente, die das Herz eines Sadisten höher schlagen
lassen. Ich kann mir vorstellen, dass er auch in den Sessel etwas eingebaut hat.
Eine Spitze zum Beispiel, die sich in mein …«
    »Setzen
Sie sich, zum Teufel!« Die genervte Stimme kam mir irgendwie bekannt vor. Vorsichtig
tastete ich mich näher ans Fenster heran.
    »Und?«,
brummte der Fremde. »Sitzen Sie bequem? Sehen Sie, nichts Schlimmes ist passiert.
Johann von Brocke würde seinem Landsmann keine Nadel in den Arsch rammen wollen.
Vielleicht wusste er sogar, dass Sie sich mal draufsetzen werden. Sein Karma hat
es ihm wohl vor 100 Jahren zugeflüstert.«
    Jetzt erkannte
ich die Stimme. Sie gehörte Herrn Matuschek, dem Bauarbeiter der Familie Robotka.
Sein Karma war anscheinend doch nicht so zerrüttet, wie Frau Robotka behauptete,
denn er befahl laut: »Sehen Sie aus dem Fenster, Herr Schönowski. Das Ding hat sich
von Brocke aus Spanien liefern lassen. Das will ich verkaufen. Aber nur an Selbstabholer.«
    Rechtzeitig
duckte ich mich.
    Über meinem
Kopf hörte ich Kurt: »Ein Pranger! Ein echter?«
    Herr Matuschek
lachte. »Ich verkaufe keine Fälschungen. Sie können alles schätzen lassen. Bloß
später und nicht hier.«
    Es folgte
ein sachliches Gespräch: Herr Matuschek pries den Pranger an, Kurt zweifelte, ob
er unbedingt einen brauchte. Wo sollte er ihn aufstellen? In seinem Garten oder
im Wohnzimmer? Langsam wurde mein Posten unbequem. Die Sonne knallte mir auf den
Kopf.
    »Sie haben
also auch den Franziskus?«, fragte Kurt unvermittelt.
    »Na klar,
Mann. Hier ist er.«
    Eine Weile
ertönte nur »Ach« und »Och!«.
    Matuscheks
Stimme mischte sich dazwischen: »3.000 Euro, und Sie können mit dem Zug nach Deutschland
abhauen, Herr Schönowski.«
    »Aber mein
lieber Mann«, sagte Kurt tadelnd. »Ich werde ihn dorthin zurückbringen, wo er hingehört.«
    »Was Sie
nicht sagen«, lachte Matuschek. »Ein Witzbold! Was soll das jetzt?«
    »Das, was
ich gerade gesagt habe.«
    »Hehe.«
    »Nicht hehe.
Ich werde ihn mitnehmen und …«
    »Moment
mal. Was heißt hier mitnehmen? Halten Sie mich für blöd, Mann? Wo ist das Geld?«
    »Ich habe
kein Geld dabei.«
    »Das glaube
ich einfach nicht. Haben Sie Agatha nicht richtig verstanden? Sie hat sich auf Ihre
Anzeige gemeldet, um Ihnen ein Angebot zu machen. Sie haben zugestimmt, Sie Betrüger!
Sie wollten den Franziskus kaufen, Sie Lump!«
    »Doch! Die
nette Frau hat mir gesagt, Sie wären ein ehrlicher Zwischenhändler. Aber wenn ich
Ihnen nun sage, dass Sie Hehlerware zum Verkauf anbieten, dann …«
    »Was dann,
Mann? Wollen Sie mich ausrauben, Sie hinterhältiger Germane?«
    Kurts Stimme
zitterte. »Die Lanze, die Sie gerade gegen meinen Hals richten, ist wirklich ein
schönes Exemplar. Wie gesagt, ich will mich nicht durch die Sache profilieren. Mir
reicht es, dass ich die Figur in detektivischer Kleinarbeit gefunden habe. Wenn
Sie möchten, können wir zusammen zur Kirche fahren.«
    Zurzeit
suchte Herr Matuschek offenbar keinen kirchlichen Beistand, er war mit den Nerven
am Ende. Er schrie: »Sie bringen mich mit Ihrem Gesülze um! Womit habe ich das verdient?
Ich muss doch auch einmal Glück haben, ich will endlich mal Urlaub an der Costa
Smeralda in Sardinien machen, nicht in Bulgarien, wie jedes Jahr. Jetzt, wo ich
endlich mal etwas anderes versuche, als irgendwelche Bruchbuden zu renovieren, da
passiert mir so was. Mein erster Kunde, ein deutscher Schwätzer. Nöö, ehrlich, mein
Karma ist wirklich im Arsch! Sie bringen mich um, Mann! – Nein! Ich habe eine bessere
Idee: Ich bringe Sie um.«
    Länger konnte
ich nicht untätig warten, ich riss die Tür zum

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