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Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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Freund zurückbringen.«
    Ich wischte mir eine Träne weg und bedankte mich bei beiden. Dann ging Ambrose hinein, um Jean-Baptiste auf den neuesten Stand zu bringen. Ich blieb am Brunnen sitzen und beobachtete den aufgehenden Mond vor der Kulisse eines eindrucksvollen Sternenhimmels. Wer in den Pariser Nachthimmel schaute, konnte normalerweise keine Sterne sehen, da sie den Wettstreit gegen die Straßenlaternen immer verloren. Doch heute Nacht leuchteten sie mit aller Kraft und boten uns Sterblichen hier unten ein atemberaubendes Schauspiel. Sofort fühlte ich mich zurückversetzt in die erste Zeit nach dem Tod meiner Eltern, denn auch damals hatte ich das Gefühl, dass die Natur sich mit ihrer Schönheit über meine Verzweiflung lustig machte. Wie konnte sich die Erde weiterdrehen – wie konnte dieses funkelnde Himmelsspektakel stattfinden –, während Vincents Schicksal in den Händen seiner Feinde lag? Das ergab doch einfach keinen Sinn.
    Um mich wieder ins Jetzt zurückzuholen, kramte ich mein Handy hervor und schrieb Georgia eine SMS.
    Ich: Wie geht’s dir?
    Georgia: Schmerzmittel = super. Hab Mamie & Papy erzählt, dass ich überfallen wurde.
    Ich: OMG!
    Georgia: Hab gesagt, du bist nach der Schule zu einer Freundin und warst deshalb nicht bei mir.
    Ich: Was haben sie gesagt?
    Georgia: Die sind wild vor Sorge und wollen, dass du sofort herkommst.
    Ich: Geht nicht. Wir haben ihn noch nicht gefunden.
    Mein Handy zeigte mir zwei verpasste Anrufe von Mamie an. Ich musste mir eine gute Ausrede einfallen lassen, weshalb ich sie nicht zurückgerufen hatte, aber darüber konnte ich jetzt nicht nachdenken. Der Gedanke, einfach in das liebevolle, sichere Heim meiner Großeltern zurückzukehren, wirkte so fremd auf mich, als wäre das nicht Teil meines Lebens, sondern eines anderen Mädchens. Vincent zu finden, war das Einzige, was gerade zählte.
    Ich fing an zu frieren, widerstand aber dem Drang, zu den anderen ins Haus zu gehen und dort zu fragen, ob es etwas Neues gab. Sicher würde jemand zu mir herauskommen und es mir erzählen, wenn sich etwas tat. Oder? Zum hundertsten Mal hatte ich das übermächtige Gefühl, nicht dazuzugehören. Nirgendwo. Ich hatte mit den Revenants trainiert, ich kannte ihre Geheimnisse und trug ihr Symbol um den Hals. Ich war Teil ihrer Welt geworden und sie Teil von meiner. Aber ich war keine von ihnen.
    Doch auch in der Haut der Jugendlichen, die ich noch vor einem Jahr gewesen war, fühlte ich mich unwohl. Dafür hatte ich nun schon zu viel erlebt. Früher hatte ich nur geglaubt, was ich mit eigenen Augen gesehen habe, nun war das Unerklärliche alltäglich geworden.
    Vincent war das Verbindungsglied zwischen mir und den Revenants gewesen. Ohne ihn – das musste ich mir eingestehen – trieb ich ohne Anker und führerlos zwischen den beiden Welten. Ich verdrängte diesen Gedanken. Wir werden ihn finden, versprach ich mir selbst.

 
    I n La Maison herrschte Grabesstimmung. Gaspard hatte versucht, aus dem gefangenen Numa weitere Informationen herauszuholen, doch wie es schien, vertraute Violette ihren Knechten nicht genug, um sie in ihre Pläne einzuweihen. In der Zwischenzeit waren weitere Numa aufgetaucht, aber auch von ihnen wusste niemand, wohin Vincent gebracht worden war – es war nur bekannt, dass ihre Anführerin Paris mit ihrer Trophäe verlassen hatte.
    Ich stöberte Ambrose in der Waffenkammer auf, er war gerade dabei, eine Streitaxt an einem altmodischen Schleifrad zu schärfen. Ihn schien dieses Warten genauso zappelig zu machen wie mich.
    »Was bedeutet das nun? Wo suchen wir als Nächstes?«, fragte ich ihn, denn ich wollte nicht akzeptieren, dass wir alle einfach ... aufgaben.
    »Es gibt keine weiteren Hinweise, keine Spur, wo die Numa Vincent hingebracht haben könnten. JB, Gaspard, Arthur und ein paar andere arbeiten an einem längerfristigen Plan.« Sein Blick traf meinen, während er das Rad betätigte; sein Frust materialisierte sich in den Funken, die die Axt versprühte. »Denn gegenwärtig, Katie-Lou, können wir nichts tun als abwarten, ob sie mit uns Kontakt aufnehmen.«
    Ich blieb noch eine Weile bei ihm und ging dann wieder nach oben. Dutzende Pariser Revenants bewegten sich wie Gespenster von Zimmer zu Zimmer, sprachen im Flüsterton miteinander und warteten auf den Anruf, der vielleicht nie kommen würde. Die Stunden vergingen, ohne dass etwas Nennenswertes geschah. Die Revenants waren ruhig, aber in Alarmbereitschaft. Jederzeit bereit, sich auf den Weg

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