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Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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in der Nähe sein können.«
    »Eine Begleitperson ?«, fragte ich, von Neuem beunruhigt.
    »Was spricht denn gegen einen Schutzengel? Oder auch zwei?«, fragte Ambrose. »Du bist mit einem Revenant zusammen, Katie-Lou, da musst du darauf gefasst sein, dass dir jemand nachstellt.«
    »Wenn ich nicht gerade mit dem Objekt der Begierde unterwegs bin, sollte ich doch für die bösen Jungs nicht weiter von Interesse sein«, konterte ich. Wenn Vincent bei mir war, okay. Aber mir vorzustellen, dass mir jederzeit irgendein Revenant durch die Straßen von Paris folgte, war eine ganz andere Nummer. Ich konnte nur den Kopf schütteln. »Bekomm ich noch einen Gute-Nacht-Kuss oder hat die Begleitperson dagegen etwas einzuwenden?«
    Ich reckte mein Gesicht zu Vincent und er gab mir einen langen, sanften Kuss.
    »Tschüss, Katie-Lou.« Ambrose salutierte kurz, dann ging er los.
    »Wiedersehen«, rief ich den beiden Revenants hinterher, als sie in die Schatten eintauchten, die die Bäume im Mondlicht warfen. Ich blickte ihnen so lange hinterher, bis ich sie nicht mehr sehen konnte, schließlich folgte ich meiner Schwester in die Wohnung meiner Großeltern.
    Georgia hatte sich schon aus ihrem Partykleid gepellt und trug stattdessen ein übergroßes T-Shirt, als ich ihr Zimmer betrat. »Wie kommst du zu einer Zwei-Mann-Eskorte?«, fragte sie.
    »Drei-Mann«, antwortete ich. »Ein Typ namens Henri schwirrte da auch noch rum. Vincent ist total paranoid und fürchtet, dass mir böse Zombies auflauern. Seit sie ihren Anführer verloren haben, halten die Numa sich versteckt und die Revenants rechnen jederzeit mit einem Überraschungsangriff.«
    »Für meine Ohren klingt das ziemlich gut, wenn Numa untertauchen.« Sie beugte sich zum Spiegel vor, um sich mit einem Taschentuch den Lippenstift abzuwischen. »Ich persönlich bin ja sehr froh, keinem mordlustigen Killer mehr begegnet zu sein, seit ... seit du meinem Ex mit einem Schwert den Kopf abgeschlagen hast.« Obwohl meine Schwester so unbeschwert tat, lauerte hinter all ihrem sorglosen Gehabe noch immer eine Spur von Furcht.
    »Vincent will mir einen Leibwächter an die Seite stellen, wenn er nicht da ist.«
    »Cool!«, rief Georgia begeistert, ihre Augen erwartungsvoll aufgerissen.
    »Von wegen cool«, sagte ich. »Ich will nicht, dass mir immer und überall jemand hinterherrennt. Das ist einfach so ... eigenartig.«
    »Dann ändere doch den Blickwinkel. Dir rennt niemand hinterher, sondern jemand begleitet dich. Und welchen Unterschied macht das schon? Du bist doch eh ständig mit Vincent oder einem seiner Freunde unterwegs.«
    Ich schaute ihr prüfend ins Gesicht. Sie meinte das nicht als Kritik. Für meine obersoziale Schwester war es normal – sogar wünschenswert –, rund um die Uhr, sieben Tage die Woche von Menschen umgeben zu sein.
    »Weißt du noch, mit wem du hier sprichst, Georgia? Ich bin’s, Kate. Deine einzige Schwester. Die Schwester, die keine Partykönigin ist – weder in Paris noch sonst wo – und die es sogar mag, ein paar Stunden am Tag allein zu verbringen.«
    »Dann sag Vincent halt, dass du keinen Babysitter willst. Er betet dich doch an. Deine Worte sind sein Befehl.«
    Ich verdrehte die Augen. Schön wär’s. »Du glaubst nicht, welches Wort er benutzt hat: Begleitperson!«
    »Vincent ist so scharf, wenn er wie ein Opa redet«, scherzte sie. »Als Nächstes wird er Papy fragen, ob er dir den Hof machen darf, und danach geht’s nur noch abwärts. Du weißt schon, falsche Zähne und ausgebeulte Feinrippschlüpfer.«
    »Iiiih!«, lachte ich und boxte meine Schwester zum Spaß.
    Irgendwo in Georgias Handtasche fing ihr Handy an zu vibrieren. Sie zog es heraus, las eine SMS und war bereits dabei, die Antwort zu tippen, als sie noch einmal zu mir aufschaute: »Nur so ganz nebenbei, Katie-Bean, das Kleid steht dir sagenhaft.«
    Ich drückte meine Schwester, den bezauberndsten Lebemensch aller Zeiten, und ließ sie dann allein, damit sie sich in Ruhe ihren Silvester-SMS widmen konnte.

 
    A m Neujahrstag war der Gare de Lyon praktisch verwaist. Tauben stürzten sich in Kamikazemanier von den Stahlverstrebungen unterhalb des Glasdachs oder machten gewagte Loopings. Unser kleines Grüppchen von sechs Personen musste winzig wirken in dieser gewaltigen Bahnhofshalle. Wir standen vor einem dieser ultramodernen TGV-Hochgeschwindigkeitszüge, der Charlotte und Charles in weniger als sechs Stunden nach Nizza bringen würde. Ambrose stand in ihrem Abteil und stapelte

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