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Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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wenn ich des Deutschen mächtig gewesen wäre. »Äh, danke? Lederhosen? Tut mir leid, mehr kann ich zu diesem Gespräch nicht beitragen. Um das Thema elegant zu wechseln: Hast du Charles gefunden?«
    »Ja, hab ich. Ich bin gerade bei ihm und den Revenants, bei denen er untergekommen ist.« Im Hintergrund lief so laut Speed Metal, dass ich Vincent fast nicht verstehen konnte.
    »Wieso gehst du nicht für einen Moment raus?«, schrie ich ins Telefon.
    »Ich bin draußen«, antwortete er. »Warte mal kurz.« Die Musik wurde leiser und leiser. »So, jetzt bin ich einen Häuserblock weit weg. Kannst du mich besser verstehen?«
    Ich lachte. »Bei was für Typen ist Charles denn da gelandet?«
    »Ich sag nur so viel: Hier sieht’s ganz anders aus als bei Jean-Baptiste.«
    »Ist mit Charles alles in Ordnung?«
    »Nicht nur in Ordnung, ich würde sogar sagen, er ist zur Abwechslung mal ziemlich glücklich. Obwohl er Charlotte gegenüber ein schlechtes Gewissen hat. Aber er ist noch nicht bereit, zurückzukommen. Ob du’s glaubst oder nicht, der Aufenthalt hier tut ihm richtig gut.«
    »Das sind ja tolle Neuigkeiten!«
    »Ja, nicht wahr? Jetzt muss ich bloß den Revenant finden, von dem der Tipp mit den Numa stammte. Charles’ neue Kumpel kennen ihn nicht so gut und wissen nicht, wo er sich aufhält. Ich bin sicher noch ein paar Tage hier – und danach wollte ich Charlotte einen Besuch abstatten. Ihr berichten, wie es Charles geht, und mir ein Bild davon machen, wie sie und Geneviève zurechtkommen.«
    Mein Herz sank. »Dann bist du also nicht vor nächster Woche zurück?«
    »Um ehrlich zu sein, hatte ich gehofft, dass du mitkommst. Zum einen könntest du dann Charlotte wiedersehen. Und zum anderen – das ist ein eher egoistischer Grund – wollte ich schon längst mal mit dir wegfahren. Raus aus Paris.«
    »Wegfahren?«, fragte ich ungläubig. »Wir beide? An die Côte d'Azur? Im Ernst?«
    »Meinst du, deine Großeltern erlauben es?«
    Ich versuchte, mich zu beruhigen, aber meine Lunge bestand darauf, zu hyperventilieren. »Oh, Vincent, das wäre so wunderbar! Und wenn wir bei Charlotte und Geneviève wohnen, werden Mamie und Papy sicher nichts einzuwenden haben.«
    »Dann steht der Plan. Ich setze alles daran, am Freitag aus Berlin zurück zu sein. Wenn wir den Zug um sechzehn Uhr erwischen, sind wir abends um zehn in Nizza. Leider sind es nur anderthalb Tage, weil wir ja am Sonntag schon wieder in Paris sein müssen. Ich möchte nämlich nicht, dass du wegen mir die Schule schwänzt.«
    Mein Gesicht lief rot an. Was würde er wohl sagen, wenn er wüsste, dass ich heute genau das getan hatte? Noch dazu, um etwas zu machen, was ihn nicht wirklich erfreuen würde. Mit Jules als Komplize. Aber er wird es ja erfahren. Ich werde es ihm sagen, dachte ich. Ich muss nur den richtigen Zeitpunkt dafür finden.
    Am Donnerstag bat ich Jules, auf dem Heimweg nach der Schule einen kleinen Umweg nach La Maison zu machen.
    »Wieso? Vermisst du Vincent so sehr, dass du dich ein bisschen in sein Zimmer setzen möchtest?«
    »Nein, nein. Ich habe mir ein Buch aus Jean-Baptistes Bibliothek geliehen und vergesse permanent, es zurückzubringen.« Okay, weshalb ging mir das nun Jules gegenüber so leicht von der Zunge, aber bei Violette nicht?, wunderte ich mich.
    »Oh, nimm dich bloß in Acht! Du riskierst, dass dich der Zorn Gaspards trifft, dem Hüter aller Bücher. Und, glaube mir, davor solltest du dich wirklich fürchten«, sagte er mit dramatischer Miene.
    Das brachte mich zum Kichern. »Ich bin mir sicher, er hätte nichts einzuwenden gehabt, wenn ich denn vorher gefragt hätte. Aber weil ich das leider versäumt habe, würde ich das Buch lieber wieder zurücklegen, bevor Gaspard merkt, dass es fehlt.«
    »Du bist ja wirklich eine gewissenhafte junge Dame«, scherzte Jules, wofür ich ihm spielerisch gegen die Schulter boxte. Er wartete im Wagen auf mich, während ich ins Haus stürmte. Weil ich niemanden traf, lief ich geradewegs zur Bibliothek.
    Die Tür stand offen, weshalb ich schon beim Eintreten das Buch aus meiner Tasche holte und aus dem Schal wickelte, in den ich es eingeschlagen hatte, damit es nicht zerkratzte. Gerade als ich die Schachtel aus dem Regal zog, räusperte sich jemand. Ich fuhr herum und blickte mich suchend um, bis ich Arthur in einer Ecke sitzen sah. Er balancierte ein Notizbuch mit Stift auf seinem Schoß, um ihn herum lagen eine Menge aufgeschlagener Bücher verstreut.
    »Hallo, Kate«, begrüßte er

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