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Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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signum hin.
    Einen Moment lang wirkte sie wie gelähmt, dann erhob sie sich. »Hättest du es mir gleich zu Anfang gezeigt, meine Liebe, hätten wir uns das ganze Theater sparen können«, sagte sie. Ihre Miene wandelte sich. Waren ihre Züge bisher kalt und professionell gewesen, nahmen sie nun einen komplizenhaften, freundlichen Ausdruck an. »Willkommen, kleine Schwester.«
    In meinem Kopf summte es wie in einem Bienenstock, als ich mich wieder in den Sessel fallen ließ. Ich konnte es nicht fassen: Passierte das hier gerade wirklich?
    »Alles in Ordnung, ma puce ?«, fragte sie besorgt, eilte zu einer Anrichte, wo sie für mich ein Glas mit Wasser aus einem Krug füllte. Sie stellte es auf den Tisch neben mir und setzte sich dann auch wieder.
    »Ja!«, sagte ich ein wenig zu laut. Meine eigene Stimme klang fremd in meinen Ohren, in denen es noch immer klingelte. »Ja, mir geht’s gut. Es ist ... Ich bin einfach so überwältigt, dass Sie wirklich ...« Ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte, deshalb hielt ich einfach meine Klappe und wartete.
    »Ha! Ja, und es gibt mich wirklich. Vielmehr, meine Familie gibt es wirklich. Obwohl ich zugeben muss, dass mich bisher noch niemand eines Revenantanliegens wegen aufgesucht hat. Die letzte Anfrage dieser Art liegt ein paar Hundert Jahre zurück. Das ist also ganz schön aufregend für mich.« In ihren Augen funkelte es wie zum Beweis. »Du hast also beide Bücher gefunden?«
    »Äh, ja. Woher wissen Sie das?«
    »Nun, es gab im achtzehnten Jahrhundert mal einen unschönen Zwischenfall. Eins der Bücher fiel ein paar der Bösewichter – Numa heißen sie – in die Hände, die uns dann aufspürten. Kein schönes Ereignis. Deshalb eignete sich mein Vorfahr das Exemplar an und suchte den Edelmann, der das einzige existierende andere Exemplar besaß. Die beiden haben mit ein bisschen schwarzer Tinte dafür gesorgt, dass es nun schwer, aber nicht unmöglich ist, uns zu finden. Wir haben schließlich trotzdem eine Aufgabe zu erfüllen.« Sie gluckste stolz. »Du hast die Bücher nicht zufällig dabei, oder?«
    »Nein«, gestand ich.
    »Ach, wie schade. Ich hätte sie gern einmal gesehen. Wir besitzen nur eine schnelle Abschrift, die besagter Vorfahre damals gemacht hat. Wir konnten die Originale ja nicht behalten. Das wäre ein wenig kontraproduktiv, nicht wahr?«
    »Ähm, ja«, sagte ich, vollauf damit beschäftigt, gedanklich mit all den neuen Informationen Schritt zu halten, mit denen sie um sich warf.
    »Also, meine liebe ...« Sie wartete.
    »Kate. Kate Mercier.«
    »Meine liebe Kate Mercier, was führt dich zu mir?« Sie stellte diese Frage so, als würde sie damit einem Ritual folgen.
    »Ich ... Ich bin verliebt. In einen Revenant.«
    Sie sah mich fassungslos an. »Ach, du liebes bisschen.«
    Dieser mitleidige Blick gab mir die nötige Entschlossenheit, fortzufahren. »Er ist noch jung, erst seit fünfundachtzig Jahren ein Revenant. Sein Drang, für jemanden zu sterben, ist also noch sehr groß. Ich liebe ihn. Aber ich bin nicht stark genug, mit jemandem zusammen zu sein, der wieder und wieder so grausam stirbt.«
    »So stark kann man auch kaum sein, meine Liebe. Wenn du deinem Herzen nicht jede Art von Gefühl verbietest, steht dir ein sehr traumatisches Leben bevor. Aber wenn es dir gelingen würde, dich so sehr zu betäuben, dass es dir nichts anhaben kann, dann wärst du nicht mehr das einfühlsame Mädchen, das hier vor mir sitzt. Und in das er sich verliebt hat.«
    Im Stillen war ich ihr sehr dankbar dafür, dass sie mich verstand. »Ich suche etwas, damit er nicht so leiden muss, wenn er seinem Drang zu sterben widersteht. Damit er länger durchhalten kann. Vielleicht sogar so lange, wie ich lebe«, sagte ich, aber in meinen Gedanken endete der Satz mit bis ich sterbe. »Ich möchte nicht, dass er meinetwegen leidet.«
    »Das kann ich sehr gut verstehen«, sagte sie seufzend. »Doch ich muss dir leider gestehen, dass ich mit keinem Wundermittel aufwarten kann. Es versteckt sich weder eine heilende Salbe noch ein magischer Zaubertrank in meinen Schränken. Du weißt ja, der junge Mann in der Geschichte findet meine Vorfahren nie. Aber nachdem meine Vorfahren von den Büchern erfuhren, hat jeder guérisseur unserer Linie über die Jahre seine Gedanken zu diesem und anderen Themen aufgeschrieben.
    Ich werde erst einmal in meinen Aufzeichnungen stöbern müssen, Kate, um zu sehen, was ich machen kann. Ich weiß einiges über Revenants, ich wurde in verschiedene

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