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Vom Mondlicht berührt

Titel: Vom Mondlicht berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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»Uns geht’s mehr um die CO₂ Bilanz.«
    Ist ja klar , dass ein übernatürliches Wesen, dem die Rettung der Menschheit am Herzen liegt, ökologisches Bewusstsein hat, schoss es mir durch den Kopf, während ich mich begeistert umsah.
    Anderthalb Stunden später landeten wir in Nizza. Charlotte erwartete uns am Flughafen und schloss uns beide gleichzeitig in ihre Arme.
    »Ich kann euch gar nicht sagen, wie schön es ist, euch zu sehen. Länger hätte ich es nicht ausgehalten, also danke, dass ihr mir den langen Weg nach Paris erspart habt!«
    Sie sah von mir zu Vincent und erschrak. »Oh mein Gott, Vincent. Du sieht ja fürchterlich aus!« Sie hob eine Hand, um mit dem Finger die großen, dunklen Flecken unter seinen Augen nachzuzeichnen. Seine letzte Ruhephase lag fast drei Wochen zurück, doch er sah schon jetzt so schlimm aus wie am Ende seines letzten Zyklus, dabei hatte er noch eine ganze Woche vor sich.
    Er behauptete, dass das Experiment funktionierte, aber wenn es nach mir ginge, sollte er es lieber heute als morgen abbrechen. Nächste Woche würde ich Gwenhaël anrufen. Hoffentlich hatte sie bis dahin eine Alternative gefunden, damit ich Vincent bitten konnte, mit diesem schrecklichen Projekt aufzuhören.
    »Aber guck mal dich an!«, rief ich, um das Thema zu wechseln. Ihre Haare waren schulterlang. »Es ist doch erst sechs Wochen her, dass ich dich das letzte Mal gesehen habe. Wie um alles in der Welt konnten deine Haare in der kurzen Zeit so lang werden?«, fragte ich und musste kichern, weil mir wieder einfiel, mit wem – oder vielmehr mit was – ich gerade sprach.
    Charlotte kicherte ebenfalls. »Geneviève und ich sind ja nicht nur zum Spaß hier. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass du mit Vincent nur selten über das Thema Haarpflege sprichst. Wenn wir viele Menschen retten und uns ihre Energie übertragen wird, müssen wir mitunter einmal pro Woche zum Friseur.«
    »Und der wird nicht misstrauisch?«
    »In Paris habe ich vier verschiedene«, antwortete Charlotte. »Ich gehe immer abwechselnd reihum, damit es nicht so auffällt.«
    Mal wieder etwas, worauf ich nie gekommen wäre, dachte ich und fragte mich, ob ich je den Punkt erreichen würde, an dem mich nichts mehr überraschen konnte und die ganze Revenantsache ein alter Hut für mich war.
    Arm in Arm verließen wir den Flughafen und traten in die noch hellblaue Nacht hinaus. Es war kühl, aber nicht so kalt wie in Paris. Ich atmete tief ein. In der Luft lag der leicht salzige Geruch des nahe gelegenen Meeres.
    Ein grellroter Austin Mini stand an der Bordsteinkante, und als sich die Fahrertür öffnete, sprang Geneviève heraus, kam zu uns gelaufen und drückte mich aufgeregt an sich. »Es ist so schön, euch zu sehen!« Als sie sich zu Vincent lehnte, um ihn zur Begrüßung zu küssen, erschauderte sie. »Vincent, ich kann es leider nicht anders sagen, aber du siehst schrecklich aus. Kommt, fahren wir schnell nach Hause.« Eilig setzte sie sich wieder ans Steuer.
    Charlotte und ich teilten uns die winzige Rückbank und Vincent klemmte sich auf den Beifahrersitz, seine Beine so stark angewinkelt, dass die Knie gegen seinen Brustkorb stießen. Obwohl die Nacht schon angebrochen war, wurde die stark bevölkerte Küste zwischen Nizza und Villefranchesur-Mer von einer Million kleiner Lichter fast taghell erleuchtet. Eine Weile verlief die Straße direkt am Meer, bis sie ins Landesinnere abknickte und an nicht gerade vertrauenerweckenden steilen Felsen entlangführte.
    Zwanzig Minuten nachdem wir den Flughafen hinter uns gelassen hatten, bogen wir von der Hauptstraße in eine steile Auffahrt, die uns direkt vor ein Haus aus Glas und Holz brachte, das sich an einen Hügel schmiegte und in dem man wohl eher ein Museum für moderne Kunst als ein Wohnhaus vermuten würde.
    »Wir sind da!«, prahlte Charlotte überschwänglich, während wir aus dem Auto kletterten. »Pünktlich zum Abendessen!«
    »Kommt rein, kommt rein«, sagte Geneviève und winkte uns durch die Eingangstür.
    Ich blickte kurz zu Vincent, der mich aufmerksam beobachtete. »Vielen Dank, hier ist es wundervoll«, flüsterte ich und stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss zu geben.
    »Ist mir ein Vergnügen«, sagte er. Es war neu und ungewohnt, ihn mal nicht in der vertrauten Pariser Umgebung zu sehen, und offensichtlich dachte er gerade das Gleiche über mich.
    Dieses Haus hätte sich nicht grundlegender von Jean-Baptistes hôtel particulier unterscheiden können. Der

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