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Vom Nehmen Und Genommenwerden

Titel: Vom Nehmen Und Genommenwerden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter A. Schroeter , Doris Christinger
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gewisse Aspekte unseres Wesens sein, die wir nicht wahrhaben wollen, die wir nicht mögen, nicht annehmen oder anschauen wollen. Kurz, deren Existenz wir verdrängen. Je häufiger wir diese Methodik der Selbst-Erforschung anwenden, desto einfacher und klarer wird der Weg zur Selbstliebe. Sobald wir jedoch alles schon zu wissen meinen und uns auf der mentalen Ebene verrennen, schließt sich die Tür. Wahre Selbst-Erforschung stellt alles infrage, sie ist rebellisch und erschüttert unsere tiefsten Überzeugungen, Annahmen und vor allem unser vermeintliches Wissen, weil wir schlicht und ergreifend alles beleuchten. Indem wir uns selbst erkunden, lernen wir uns kennen, so wie wir sind und nicht so, wie wir gerne sein möchten oder wie unsere Eltern, Partner oder unser Umfeld uns haben wollen oder haben wollten. Diese große Entdeckungsreise auf dem Weg zur wahren Selbstliebe kann jederzeit beginnen – am besten genau JETZT.
    Die Praxis der Selbst-Erforschung
    Wir einigen uns auf eine Frage, die uns im Moment beschäftigt. Das kann ein Begriff sein, den wir als Paar klären wollen, wie zum Beispiel: Was heißt spirituelles Lieben? Wie definiere ich Beziehung? Was bedeutet Treue für mich? Es können aber auch Themen aus dem Liebesalltag sein wie: Welche Erfahrungen habe ich bei den sexuellen Massagen gemacht? Wie ekstatisch erlebe ich mich beim Lieben? Wo stoße ich an Widerstände und wie zeigen sich diese?
    Wie bei den essenziellen Gesprächen vereinbaren wir, wer beginnt und wie lange das Gespräch dauern soll. In diesem Rahmen erforscht der Partner, der sich auf die Reise begibt, das Thema so gewissenhaft wie möglich. Wichtig ist dabei, vor allem auf die Körperempfindungen zu achten und immer wieder bewusst zu atmen, um möglichst in Verbindung mit dem gegenwärtigen Moment zu bleiben. Es geht also nicht um einen intellektuellen Diskurs, sondern darum, mit den Inhalten des spirituellen Liebens in Kontakt zu kommen und uns davon berühren zu lassen. Sobald wir merken, dass wir zu stark vom Kopf her reden, lenken wir unsere Aufmerksamkeit wieder zurück zu den Körperempfindungen und Gefühlen. So bleiben wir in der Gegenwart und verbunden mit dem Netzwerk aus Gedanken, Gefühlen und Körperreaktionen.
    Für den begleitenden Partner ist das Selbst-Erforschen eine Übung darin, einfach präsent zu sein. Er folgt den Ausführungen des aktiven Partners, ohne etwas zu erwidern und möglichst ohne mit Mimik und Körpersprache auf seine Aussagen zu reagieren. Dem Geliebten den Raum für die Selbst-Erkundung zu halten, ist eine starke Übung in Präsenz, Respekt und Achtsamkeit. Denn wenn der zuhörende Partner nicht reagiert, können wir viel eher erspüren, was wir wirklich fühlen, denken und empfinden. Wir sind gewohnt, nur die Dinge zu sagen, von denen wir annehmen, dass der andere sie von uns hören will. Meist können wir erst, wenn der Partner einfach nur ganz still mit uns schwingt, zu dem vorstoßen, was uns in unserer Einzigartigkeit ausmacht. Seine stille Präsenz ist das größte Geschenk an uns.
    Nach der ersten Sequenz der Selbst-Erforschung ist es wichtig, einen Moment in Ruhe und Stille zu verweilen, um das Erzählte innerlich nachwirken zu lassen. Nach dieser Pause gibt der Partner kurze Rückmeldungen und stellt klärende Fragen. Indem er das, was zuvor ausgedrückt wurde, noch einmal mit seinen Worten wiederholt, werden uns unsere Inhalte zurückgespiegelt. Dann werden die Rollen getauscht.
    Es ist sinnvoll, anfangs mit je zehn Minuten Selbst-Erforschung und fünf Minuten Rückmeldung zu arbeiten. Nach einiger Zeit können wir dies auf fünfzehn bis zwanzig Minuten erweitern.
    Atem – Bewusst im HIER und JETZT
    Ein erster Schritt, um uns aus der Vergangenheit zu lösen und uns mit unserer Essenz wieder zu verbinden (um somit aus der bloßen »Reaktion« wieder in die lebendige »Aktion« zu gelangen), ist zu verstehen und bedingungslos anzunehmen, dass es nur das JETZT gibt. Die Vergangenheit ist bereits geschehen. Die damit verbundenen Schmerzen haben wir bereits erlebt. Die Zukunft ist noch nicht. Die damit verbundenen Ängste sind nicht wirklich real. Das Einzige, was wir haben, ist die Gegenwart. Und das ist gut so. Denn alle Erwartungen, seien es nun Fantasien oder Befürchtungen, die ja wiederum vor allem auf vergangenen Verletzungen oder

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