Vom Prinzen gezähmt (Elven Lover) (German Edition)
stammelte Cherry, verwirrt von seiner Nähe.
Sie entzog ihm ihre Hand. Die kurze Berührung hatte ein Kribbeln bis in ihre Zehenspitzen geschickt und ihr Herz klopfte schneller.
„Für alles. Dass du Aerios angerufen hast und dass du bei mir bist.“ Er schaute sie intensiv an. „Vor allem, dass du bei mir bist.“
Sein Blick machte sie nervös. Sie hatte noch nie auf einen Mann so stark reagiert, wie auf ihn. Vielleicht lag es daran, dass er kein Mensch war. Vielleicht konnte er sie irgendwie beeinflussen, so wie ein Vampir sein Opfer beeinflussen konnte. Woher wusste sie, ob er nicht gefährlich war? Sie kannte ihn nicht, wusste nicht, wozu er fähig war. Sie hatte gelernt, dass das Äußere trügen konnte. Böse Männer sahen nicht immer danach aus. Sie sollte es besser wissen, also warum fühlte sie sich zu dem Elfen so hingezogen?
„Es war … Das war doch ...“, stammelte sie verwirrt.
„Nein!“, unterbrach er sie. „Sag jetzt nicht
das war doch nichts
! Ich kann mir gut vorstellen, wie die ganze Situation auf dich gewirkt haben muss. Noch immer wirken muss. Es tut mir leid, dass du durch mich in so eine furchtbare Lage geraten bist.“
„Es ist alles so … Ich verstehe so vieles nicht.“
„Dann gib mir etwas Zeit, dir alles zu erklären“, bat er mit schwacher Stimme und schloss die Augen. „Ich bin noch etwas ...“
Besorgt registrierte Cherry, dass Merlon wieder bewusstlos geworden war. Sie wollte gerade Aerios zu Hilfe holen, als der Hüter schon zur Tür hereinkam.
„Ich muss Volcan helfen. Kann ich Merlon bei dir lassen?“, fragte er.
„Er ist gerade ohnmächtig geworden“, sagte Cherry besorgt.
Aerios legte eine Hand auf Merlons Stirn.
„Er heilt. Kein Grund zur Sorge. Kannst du für ihn sorgen, bis er wieder zu Kräften gekommen ist?“
„Ja! Ich komme schon zurecht.“
Er drückte ihr eine Einkaufstasche in die Hand.
„Danke! Ich muss mich beeilen. In der Tasche ist Kleidung für ihn.“ Er grinste und zwinkerte ihr zu. „Der Junge kann schließlich nicht nackt nach Hause laufen.“
Cherry errötete. Sie nickte und der Hüter verschwand vor ihren Augen.
Sie blickte auf den schlafenden Elfen und seufzte. Gerade jetzt, wo sie ihr Leben neu in die Hand nehmen wollte, musste er auftauchen und alles durcheinanderbringen. Sie wollte sich jetzt, wo sie endlich frei von Justin war, an keinen anderen Mann binden. Vielleicht würde sie sich nie wieder binden. Die Angst, wieder verletzt zu werden, saß zu tief. Männer hatten ihr bisher nur Leid gebracht. Es hatte damit angefangen, dass ihre Mutter wieder geheiratet hatte, als Cherry sieben Jahre alt gewesen war. Er brachte einen Sohn mit in die Familie. Aiden war sechs Jahre älter als sie und hatte schon als dreizehnjähriger Junge damals eine ausgeprägte, sadistische Ader gehabt. Er quälte Cherry über Jahre hinweg. Er drohte ihr, damit sie niemandem etwas verriet. Als sie zwölf wurde, erwachte auch das Interesse ihres Stiefvaters und er begann, sie zu missbrauchen. Nach dem ersten Mal vertraute sie sich ihrer Mutter an, doch diese glaubte ihr kein Wort und beschuldigte Cherry, Lügen zu erzählen, um ihren Stiefvater aus dem Haus zu treiben. Cherrys Mutter machte es sehr deutlich, dass sie nicht gedachte, ihr
Glück
zerstören zu lassen.
Zwei Jahre später verunglückte die ganze Familie mit dem Auto und nur Cherry überlebte den Unfall. Sie kam in ein Waisenhaus, indem Schläge und Missbrauch an der Tagesordnung waren. Als sie sechzehn Jahre alt war, hielt sie es nicht mehr aus und rannte davon.
Justin war ihr heldenhafter Ritter in schimmernder Rüstung gewesen und für kurze Zeit schwebte sie wie auf Wolken. Er benahm sich wie ein Gentleman. Doch schon bald, nachdem sie bei ihm eingezogen war, ließ er die Maske fallen, und sie begann an irgendeinem Punkt zu glauben, dass sie wertlos sein musste, wenn niemand in der Lage zu sein schien, sie zu lieben. Sie verkroch sich in einem verborgenen Winkel ihres Inneren und baute hohe Mauern. Dicke Mauern. Nur so war sie in der Lage, ihr Martyrium zu überleben. Cherry war gebrochen und nur der kleine heile Kern von ihr hinter all den Mauern war noch am Leben. Doch jetzt sah sie mit Entsetzen, dass ihre Mauern Risse bekamen und die Fugen porös wurden. Sie musste etwas dagegen unternehmen. Sie musste sich in Sicherheit bringen und ihre Mauern wieder instand setzen, ehe es zu spät war.
Cherrys Blick glitt zurück zu Merlon. Er war hilflos. Zumindest in seinem derzeitigen
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