Vom Umtausch ausgeschlossen
aufschreiben sollen, was ich wo gekauft habe.
Ach was, ist halb so schlimm. Ist ganz bestimmt nur halb so schlimm.
Und außerdem wollen wir ja schließlich ein paar Souvenirs haben, oder? Wäre ja wohl ein bisschen blödsinnig, um die ganze Welt zu reisen und mit leeren Händen zurückzukehren, oder? Eben.
Ich sehe Chandra vorübergehen und winke ihm freundlich zu.
»Du warst heute wirklich sehr gut, Becky«, lobt er mich und kommt auf mich zu. »Ich würde dich gerne etwas fragen. In zwei Wochen leite ich einen Meditationskurs für Fortgeschrittene. Die Teilnehmer sind in erster Linie Mönche und Leute mit langjähriger Yoga-Erfahrung, aber... ich habe das Gefühl, du würdest sehr gut in die Gruppe passen. Was meinst du? Bist du interessiert?«
»Ach, wäre das toll!« Ich setze ein enttäuschtes Gesicht auf. »Aber ich kann leider nicht. Luke und ich fahren nach Hause.«
»Nach Hause?« Chandra sieht richtig schockiert aus. »Ja, aber... du bist so gut! Du willst doch nicht etwa den Yoga-Pfad verlassen?«
»Nein, nein«, versichere ich ihm. »Keine Sorge. Ich kaufe mir ein Video.«
Als Chandra weitergeht, sieht er regelrecht erschüttert aus. Ist ja auch kein Wunder. Er wusste wahrscheinlich noch nicht mal, dass es so etwas wie Yoga-Videos überhaupt gibt. Und von Geri Halliwell hat er bestimmt auch noch nie gehört.
Neben mir taucht ein Kellner auf, und ich bestelle einen Mango-Papaya-Cocktail, der auf der Karte »Happy Juice« heißt. Na, das passt doch hervorragend zu meiner momentanen Stimmung! Ich sitze hier auf meiner Hochzeitsreise in der Sonne und werde bald alle meine Lieben mit meiner unangekündigten Rückkehr überraschen! Bingo!
Ich sehe auf, als Luke sich mit seinem Palm Pilot in der Hand dem Tisch nähert. Bilde ich mir das bloß ein, oder geht er tatsächlich irgendwie schneidiger, und sieht er tatsächlich irgendwie lebhafter aus als in den vergangenen Monaten?
» Okay«, verkündet er. »Ich habe mit dem Büro gesprochen.
»Und, ist alles in Ordnung?«
»Alles in Ordnung.« Er wirkt, als könne er die in ihm sprudelnde Energie kaum kontrollieren. »Sogar in allerbester Ordnung. Genau genommen läuft alles so gut, dass ich für Ende dieser Woche gerne ein paar Termine machen würde.«
»Na, das ging ja schnell!« Ich bin erstaunt.
Mannomann. Ich dachte, es würde mindestens eine Woche dauern, bis wir uns ansatzweise irgendwie organisiert hätten.
»Aber da ich weiß, wie viel dir der Aufenthalt in diesem Yoga-Refugium bringt, schlage ich vor, dass ich schon mal vorfahre, und dass du dann später nachkommst... Und dann fliegen wir zusammen nach England.«
»Und wo sind deine Termine?«, erkundige ich mich leicht verwirrt.
»In Italien.«
Der Kellner kommt mit meinem Happy Juice, und Luke bestellt sich ein Bier.
»Ich will mich aber nicht von dir trennen!«, beschwere ich mich, als der Kellner wieder weg ist. »Das hier ist unsere Hochzeitsreise, Luke!«
»Aber wir haben doch schon zehn wunderschöne Monate miteinander verbracht...«, ruft Luke mir in Erinnerung.
»Ich weiß. Aber trotzdem...« Unglücklich nippe ich an meinem Happy Juice. »Und wo in Italien?«
»Ach, in irgendeinem uninteressanten Städtchen«, antwortet Luke nach einer kurzen Pause. »Irgendwo im Norden ... Nichts Besonderes. Geradezu langweilig. Ich würde dir wirklich empfehlen, hier zu bleiben und die Sonne zu genießen.«
»Na ja...«Hin- und hergerissen sehe ich mich um. Es ist wirklich schön hier. »Wie heißt die Stadt?«
Luke schweigt.
»Mailand«, antwortet er dann sichtlich widerwillig.
»Mailand?« Ich falle fast vom Stuhl vor Aufregung. »Du fliegst nach Mailand? Ich war noch nie in Mailand! Da wollte ich schon immer mal hin!«
»Ach«, sagt Luke. »Wirklich?«
»Ja! Natürlich! Ich will mit!«
Wie konnte er bloß glauben, dass ich nicht nach Mailand wollte? Davon träume ich schon so lange!
»Okay.« Luke schüttelt den Kopf. »Ich muss verrückt sein, aber okay, du kannst mit.«
Restlos begeistert lehne ich mich auf meinem Stuhl zurück und trinke einen großen Schluck Happy Juice. Diese Hochzeitsreise wird von Tag zu Tag besser!
2
Also, das ist mir ja wohl mal ein totales Rätsel, wie Luke auf die Idee kommen konnte, ohne mich nach Mailand zu fliegen! Ohne mich! Ich bin wie geschaffen für Mailand!
Ach nein, nicht Mailand. Milano.
Abgesehen von einem Taxi und unserem Hotelzimmer habe ich zwar noch nicht viel von der Stadt gesehen - aber das macht einer Weltenbummlerin wie mir
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