Vom Umtausch ausgeschlossen
Perücken in der Luft herum.
»Wieso?«
»Vielleicht sollte ich mich schnell auf den Weg machen und da auch noch einen Protest organisieren. Vielleicht sollte ich die Arcodas-Gruppe mit meinen Protesten verfolgen und ihr so richtig Arger machen. Damit du immer schön zu tun hast.«
»Ja, vielleicht wäre das gar keine schlechte Idee«, meint Luke mit einem trockenen Lächeln. »Hör zu, Becky, es tut mir Leid. Aber ich muss schließlich meine Arbeit machen.«
»Ich weiß. Ist wohl so. Aber... Ich dachte, ich würde etwas wirklich Wichtiges machen. Ich dachte, ich hätte etwas erreicht.« Ich gebe einen kellertiefen Seufzer von mir. »Und jetzt war alles umsonst.«
»Alles war umsonst?« Ungläubig sieht Luke mich an. »Sieh dich doch mal um, Becky! Guck doch, was du auf die Beine gestellt hast!« Er zeigt auf die vielen Menschen. »Sieh dir doch mal alle diese Menschen an. Ich habe gehört, dass du die gesamte Protestkampagne total umgekrempelt hast. Von dem Dorf hier ganz zu schweigen... und dann diese Party, die du ins Leben gerufen hast... Du kannst stolz auf dich sein, Becky. Weißt du- wie du genannt wirst? Becky Wirbelwind!«
»Aha. Weil ich eine Schneise der Zerstörung hinterlasse, oder was?«
Luke sieht mich aus seinen dunklen, warmen Augen auf einmal sehr ernst an. »Weil du die Leute einfach umhaust. Und zwar jeden, der dir begegnet.« Er nimmt meine Hand und betrachtet sie eine Weile. »Sei nicht wie Jess. Sei du selbst.«
»Aber du hast gesagt...«, hebe ich an, doch dann verstumme ich.
»Was?«
Oh Gott. Ich wollte doch so erwachsen sein und Würde bewahren und es nicht erwähnen. Aber ich kann mich nicht zurückhalten.
»Ich habe gehört, wie du mit Jess gesprochen hast«, murmele ich. »Als sie bei uns war. Und ich habe gehört, wie du gesagt hast, dass es schwierig ist, mit mir zusammenzuleben.«
»Ja, das ist es ja auch«, entgegnet Luke sachlich.
Entsetzt sehe ich ihn an.
»Aber es ist auch bereichernd. Und aufregend. Es macht Spaß. Es gibt nichts, was ich lieber täte. Wenn es einfach wäre, mit dir zusammenzuleben, wäre es ja langweilig.« Er streicht mir über die Wange. »Mit dir zusammenzuleben ist ein Abenteuer, Becky.«
»Becky!«, ruft Suze mir zu. »Die Party geht los! Hallo, Luke!«
»Komm«, sagt Luke und küsst mich. »Jetzt holen wir dich erst mal von dieser Leiter runter.« Er flicht seine starken Finger zwischen meine, und ich erwidere ihren Druck.
»Und was genau meintest du, als du gesagt hast, du wärst jetzt bescheiden und sparsam?«, fragt er, als er mir die Leiter herunterhilft. »Sollte das ein Witz sein?«
»Nein! Ich bin jetzt wirklich sparsam! Das hat Jess mir beigebracht. So wie Yoda.«
»Und was genau hat sie dir beigebracht?« Luke sieht mich etwas argwöhnisch an.
»Zum Beispiel, wie man aus einem Milchkarton einen Rasensprenger macht«, erzähle ich stolz. »Und wie man alte Plastiktüten als Geschenkpapier benutzen kann. Und dass man Geburtstagskarten immer mit Bleistift schreiben sollte, weil der Empfänger dann deinen Gruß ausradieren und die Karte wiederverwenden kann. Da kann man neunzig Pence sparen!«
Luke sieht mich ziemlich lange an, ohne etwas zu sagen.
»Ich glaube, ich muss dich schnellstmöglich zurück nach London verfrachten«, sagt er dann. Er hilft mir das letzte Stück die Leiter herunter, wobei er sich meine Krücke unter den Arm klemmt. »Ach, übrigens, Danny hat angerufen.«
»Danny hat angerufen??« Die Nachricht überrascht und freut mich so sehr, dass ich glatt die letzte Sprosse verfehle und unsanft auf der Wiese lande. Mir wird schwindlig.
»Ooh!« Ich klammere mich an Luke fest. »Mir ist schwindlig.«
»Alles in Ordnung?«, fragt Luke besorgt. »Ist das noch die Gehirnerschütterung? Warum kletterst du denn auch auf Leitern...«
»Geht schon«, keuche ich. »Ich muss mich nur eben setzen.
»Ha!«, macht Suze im Vorbeigehen. »Genauso ging´s mir auch immer, als ich schwanger war.«
Mein Kopf ist mit einem Mal wie leer gepustet.
Ich werfe Luke einen verdatterten Blick zu. Er sieht nicht weniger verwirrt aus.
Nein. Ich meine... Ich kann doch nicht...
Ich bin doch nicht In Windeseile stelle ich diverse Berechnungen an. Daran habe ich ja überhaupt nicht gedacht... Aber das letzte Mal, dass ich... Das muss doch... Das ist doch mindestens...
Oh mein Gott.
Oh... mein Gott.
»Becky?«, meldet Luke sich mit mir sehr fremder Stimme zu Wort.
»Om... Luke...«
Ich schlucke und versuche, ruhig zu bleiben.
Okay.
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