Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)
Ein neues Leben. Nun musste er es nur noch dämonenfrei machen.
Es war Mittag, und Ethan stand hinter seinem Stuhl an dem sechseckigen Tisch im obersten Stockwerk des Wachturms. »Also gut«, begann er und sah Mab, Cindy, Gus und Young Fred an, die um den Tisch herum Platz genommen hatten, »fangen wir an.«
Er warf einen raschen Blick hinüber zu Oliver und Weaver, die an der Wand saßen, Weaver in das Buch über die Guardia- Waffen vertieft und sich zu Oliver beugend, um ihm ein Wort zu zeigen, das er ihr übersetzen sollte, und Oliver schweigend und aufmerksam. Glenda saß neben ihnen und betrachtete Ethan, voller Stolz lächelnd. Ihr Sohn, der Guardia- Captain.
Die Stille war ohrenbetäubend.
»Unsere Aufgabe«, begann er nun, »ist es, die Unberührbaren hinter Schloss und Riegel zu halten, damit die Welt vor ihnen sicher ist. An Halloween um Mitternacht ist die Gefahr am größten, weil dann die Grenzen zwischen dem Natürlichen und dem Übernatürlichen schwächer werden. Ist das so richtig, Mom?«
»So ziemlich«, erwiderte Glenda. »Aber die meisten Halloween-Nächte sind ereignislos verlaufen. Die letzte wirklich schlimme Nacht war vor vierzig Jahren.«
»Nun ja, diesmal wird etwas geschehen«, stellte Ethan fest. »Wir haben Minion -Dämonen hier, die versuchen, uns umzubringen. Das ist neu, oder?«
»Na ja, nicht ganz«, antwortete Glenda. »Es tauchen immer mal wieder ein paar von ihnen hier auf. Sie kommen mit Touristen über den Fluss, die nicht merken, dass irgendetwas, was sie mit sich führen, besessen ist. Aber Minions sind nicht besonders schlau, deswegen …«
»Diesmal sind sie organisiert«, fiel Ethan ihr ins Wort. »Da steckt ein größerer Plan dahinter.«
Mab blickte ungeduldig drein, deswegen wandte er sich an sie: »Was ist?«
»Wenn wir wissen, dass die Unberührbaren in ihren Urnen gefangen sind«, begann sie, »warum können wir sie dann nicht einfach in einer Fuhre Zement begraben?«
»Weil sie, falls die Urne im Zement zerbricht, herauskönnen«, antwortete Glenda. »Und dann haben wir die Urne nicht mehr, um sie wieder einzufangen, weil sie zerbrochen unter dem Zement liegt. Wir halten die Urnen in eisernen Statuen verschlossen, damit die Minions nicht an sie herankommen, und die Schlüssel an einem anderen Ort. Das ist das Beste, was wir tun können.«
»Was wollen die eigentlich?«, erkundigte sich Cindy. »Ich weiß, ich bin neu hier, aber wenn wir wüssten, worauf sie aus sind, könnten wir uns dann nicht irgendwie mit ihnen einigen oder so was?«
»Wollen Sie sich mit dem Teufel einigen?«, rief Weaver von hinten. »Ganz und gar keine gute Idee. Er ist ›der Vater der Lüge‹. Niemand kann ihm trauen. Niemals.«
»Ich finde, Cindy hat recht, wir müssen wissen, warum sie sich so verhalten«, meinte Mab.
Ethan verdrehte die Augen. »Weil sie Dämonen sind. Sie verhalten sich wie Dämonen, weil sie Dämonen sind.«
»Nein«, widersprach Mab. »Es muss etwas geben, was sie wollen. Wenn wir wüssten …«
»Verzweiflung«, erwiderte Glenda. »Davon zehren sie. Sie terrorisieren Menschen, zerstören Hoffnungen und ziehen Kraft aus deren Schmerz. Sie …«
»Nein.« Mab schüttelte den Kopf. »Das stimmt nicht. Fun hat nichts getan, damit ich in Verzweiflung gerate.«
»He, was war das neulich in der Herrentoilette«, mischte Ethan sich ein. »Da warst du verzweifelt.«
»Ich war bekümmert«, korrigierte Mab. »Und er war nicht dabei. Wenn er von meinem Kummer hätte zehren wollen, dann wäre er geblieben. Ich wurde ärgerlich, und er ging zurück in den Pavillon. Damals dachte ich, er täte es, weil er eben ein Mann ist, aber jetzt glaube ich, dass er vielleicht Kummer nicht ertragen kann.«
»Wir werden ihm einen Psychotherapeuten besorgen, wenn wir ihn erst wieder im Kasten haben«, erklärte Ethan. »Jetzt müssen wir …«
»Augenblick mal«, mischte Oliver sich von hinten ein, und Ethan drehte sich ärgerlich zu ihm um. »Ich glaube, sie hat recht. Fufluns war nicht immer ein Dämon, er war ursprünglich der Gott des Genusses und wurde dann relegiert. Ich wette, er nährt sich von Glück.«
»Genau«, stimmte Mab zu und richtete sich auf. »Deswegen bringt er die Leute immer zum Lachen. Nicht dass er es braucht, dass alle ihn mögen, aber er nährt sich von Glück, um zu überleben, um stark zu sein. Deswegen hat er …« Sie brach ab, offensichtlich in der Erinnerung an etwas, was sie mit niemandem teilen wollte.
»Falls Fufluns sich von Glück
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