Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)
stand vor dem leeren Wahrsager-Automaten und bemühte sich zu verstehen, warum sie sich so alleingelassen fühlte. Sie grub einen Penny aus ihrer Tasche, steckte ihn in den Geldschlitz des Automaten und betätigte den Hebel. Eine Karte glitt in die Auffangschale. Eine wirkliche Karte.
Sie nahm sie.
Dir stehen viele interessante Abenteuer bevor .
»Das tröstet mich irgendwie nicht«, sagte sie zu dem Kasten, aber Vanth war fort, und sie sprach nur mit einer leeren Statue. Allein. »Früher war ich immer gern allein«, erzählte sie der Statue. »Was, zum Teufel, ist mir da eigentlich passiert?«
»Das Glück«, sprach Fun hinter ihr, und als sie sich umdrehte, sah sie im kalten Sonnenschein Joe dastehen, warmherzig und wirklich, und er lächelte sie an.
»Weiß Dave, dass du ihn wieder als Vehikel benutzt?«, erkundigte sich Mab.
»Er wollte es selbst.« Fun kam näher, und Mab stählte sich innerlich, um nicht zurückzuweichen. »Wenn ich eine Stunde pro Tag in ihm bin, bleibt sein Haar lockig. Die Frauen lieben das.«
»Kann er denn nicht eine Brennschere benutzen?«
»Dave? Der würde sich ein Auge damit ausstechen.« Fun lächelte auf sie herab, so warmherzig und so real und so hinterlistig.
»Hör mal, ich weiß ja, dass du sauer auf mich bist, aber halte mir doch auch ein bisschen was zugute. Du bist doch viel glücklicher, seit du mich kennst, du bist …«
»Schwanger«, fiel Mab ihm ins Wort, und Funs Lächeln erstarb. »Tja, wir sind Dämonenbalg zwei, die zweite Generation. Und du bist Daddy geworden, du Held. Willst du mir immer noch erzählen, wie gut du mir getan hast?«
»Du bekommst ein Baby?«, murmelte Fun verdutzt. »Aber es ist von Dave, nicht von mir.«
»Wieder falsch.« Mab lächelte ihn an und empfand eine gewisse Befriedigung darin, einmal die Überlegene zu sein. » ZibZ . Zeugung in besessenem Zustand. Da du in Dave stecktest, als er in mir steckte, bist du auch der Vater. Und sie hat definitiv deine Dämonen-Gene, zusammen mit meinen.«
»Sie?«, wiederholte Fun , immer noch verblüfft.
»Delphie. Kleines Mädchen. Rotschopf. Grüne Augen. Schiefes Grinsen. Grünes Glühen. Dämonenbalg.«
Fun ließ sich auf dem kalten, harten Boden nieder, als hätten seine Beine versagt.
»Na ja, wenn sie erst mal geboren ist, sitzt du natürlich längst wieder in deiner Urne«, fuhr Mab fort. »Du bist fein raus, keine Alimente, nichts. Aber das macht gar nichts, ich habe hier eine Familie .« Sie hielt inne, ein wenig verwundert darüber, wie leicht ihr dieses Wort über die Lippen kam, dann aber sprach sie weiter. »Glenda wird eine Wucht von einer Großmutter, Ethan wird ein Onkel, wie ihn jedes Kind haben sollte, und Cindy wird die beste Tante, die es gibt, mit ihrer Eiscreme und ihren Drachen, und ich bin sicher, Weaver wird ihr beibringen, wie man Feinde zermalmt.«
»Ich werde Vater«, sagte Fun wie in Trance.
»Aha. Jetzt hör mir mal zu: Hier geht’s nicht um dich . Hier geht’s darum, dass dem Baby nichts passiert, dass es glücklich wird und … möglichst lange undämonisch bleibt. Also wirst du nicht in dem Sinne Vater, dass du mit ihr spielst, sie von der Schule abholst, auf ihrer Hochzeit den ersten Tanz mit ihr tanzt, kapiert? Du bleibst in deiner Urne .«
»Sieht sie mir ähnlich?«, fragte Fun . »Du hast sie doch gesehen, oder? In der Zukunft?«
»Sie hat dein Lächeln«, antwortete Mab zögernd. »Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob …«
Er erhob sich mit todernstem Gesicht. »Ich werde mich darum kümmern. Ich werde mich um dich kümmern.«
»Nein«, rief Mab erschrocken aus. »Nein, nein, ich habe schon Unterstützung, wirklich, bitte lass …«
Doch Fun marschierte bereits den Hauptweg hinunter zur Rückseite des Parks, und seine Haltung drückte höchste Entschlossenheit aus.
Frankie kam auf Mabs Schulter heruntergeflattert.
Mab biss sich auf die Lippe. »Flieg ihm nach«, bat sie ihn nach einem Augenblick. »Schau nach, wohin er geht.«
Frankie ruckte mit dem Kopf auf und ab und warf sich dann in die Luft.
»Das alles ist einfach viel zu kompliziert«, sagte Mab zu niemand Besonderem und machte sich auf die Suche nach Oliver.
Ein wenig Recherche würde ihr helfen. Und wenn nicht, würde Oliver es ziemlich sicher tun.
Kharos fühlte sich gestört durch die Seele, die sich neben ihn setzte, ein junger Mann in einem blauen, gestreiften Park-T-Shirt, der sich auf die Bank lümmelte, als bedeutete es gar nichts, neben dem Teufel persönlich zu
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