Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)
war verantwortlich für sie, auch wenn sie selbst nicht alle begeistert waren, zu seinem Team zu gehören. Vor allem Cindy, die mehr verwirrt als engagiert schien; dennoch redimio -te sie wie ein Weltmeister, sobald sie an der Reihe war.
Verantwortlich zu sein empfand er als normal, so sollte es sein, manchmal aber wachte er mitten in der Nacht auf, von kaltem Schweiß bedeckt, weil Erinnerungen an all die Gräuel, die er in Afghanistan erlebt hatte, ihn im Schlaf quälten. Verantwortung brachte auch Risiken mit sich. Er konnte nicht auch noch in seinen Träumen Geister ertragen.
So stand er Freitagmorgen früh auf, legte Beemer an seiner Stelle in das warme Bett, ging hinunter zum Dream Cream und ließ sich an der Theke nieder.
Cindy kam und stellte einen Kaffeebecher vor ihn hin.
»Hey, Boss.«
»Nicht Boss«, entgegnete Ethan. »Wir sind alle gleichgestellt.«
»Gut. Willst du Frühstück?«
»Nein, ich möchte sicher sein, dass du mit der ganzen Chose hier wirklich klarkommst.« Ethan versuchte, seine warmherzige, mitfühlende, verständnisvolle Seite hervorzukehren, und erkannte dann, dass er keine besaß. »Du bist unsere Neueste, und bei unserem Treffen im Turm hast du nicht besonders gut aufgepasst. Ich …«
»Doch, habe ich«, entgegnete Cindy einfach. »Und ich habe mich viel mit dem Buch beschäftigt, das Mab mir gegeben hat. Es geht nur langsam vorwärts, aber ich habe schon vieles gelernt. Auch, wie man die Drachen unter Kontrolle kriegt. Die meisten. Wirklich, ich habe meinen Horizont schon stark erweitert, wie Mab sagen würde.«
»Hm, das ist gut«, meinte Ethan. Da wurde die Tür geöffnet, und ein Teenager kam herein, schlaksig und fröhlich grinsend, und setzte sich auf den Hocker daneben.
»Bin gleich zurück«, rief Cindy und bereitete eine Waffel vor.
Dann nahm sie die Schüssel mit hinaus in den Lagerraum und kam mit einem Berg orangefarbener Eiscreme auf der Waffel wieder zurück. Sie stellte sie vor den Jungen hin.
»Du siehst aus wie jemand, der was für ein Eiscreme-Experiment übrighat«, meinte sie und strahlte ihn an. »Zimt-Überraschung. Geht auf’s Haus.«
»Super!«, rief der Junge und grub den Löffel in die Eiscreme, während Cindy zu Ethan zurückging.
»Tja also, gut, dass du, äh, viel lernst«, begann Ethan. »Aber wir brauchen …«
»Zum Beispiel nicht nur Zaubersprüche, obwohl mir Glenda auch ein paar verraten hat. Sie meint, ich wäre ein Naturtalent«, erklärte Cindy und beobachtete den Jungen beim Eisessen.
»Das ist gut«, meinte Ethan noch einmal. »Aber wir brauchen auch praktische Fähigkeiten …«
Der Junge ließ den Löffel klappernd auf die Theke fallen und begann zu würgen.
»Zum Beispiel kann ich jetzt einen Dämon erkennen, sobald er zur Tür hereinkommt«, fuhr Cindy fort. Sie beugte sich über die Theke zu dem Jungen und sagte zu ihm: »Das ist dafür, dass du Mab belogen und geschwängert hast.«
Ethan sah das gelbe Glühen in den Augen des Jungen, packte ihn beim Genick und schleifte ihn zur Tür, während Cindy die Eiscremeschüssel in den Abfalleimer leerte. Alle in der Gaststube erstarrten und glotzten sie an. Da rief Cindy: »Es ist alles bestens !«, und es klang genau wie Glendas übertrieben aufgekratztes »Es-ist-überhaupt-nichts-passiert«-Trillern, und alle begannen wieder zu essen und sich zu unterhalten.
Ethan zerrte Fun hinter das Gebäude und knallte ihn gegen die Holzvertäfelung.
»Hey, langsam«, ächzte Fun , der noch immer nach Atem rang. »Ich kriege keine Luft.«
»Solange es nur du bist und nicht dein Wirtsmensch, ist mir das egal«, erwiderte Ethan, und im nächsten Augenblick gesellte sich Cindy zu ihnen und sah fast wie ein Western-Girl aus mit ihren rosa Streifen und den Pailletten auf ihrer türkisfarbenen Jacke, die in der Oktobersonne glitzerten, als sie gegen die Kälte die Arme um sich schlang.
»Was war denn in dem Eis?«, röchelte Fun .
»Eisenrost«, antwortete Cindy. »Sieht genauso aus wie Zimt. Und ich habe Kübel voll davon.«
»Wisst ihr, was«, begann Fun und lächelte, obwohl er immer noch ächzte. »Ich habe von dem Baby erfahren, und ich finde das großartig. Ich hatte noch nie ein Kind …«
»Und du wirst auch jetzt keines kriegen«, erwiderte Ethan und versetzte ihm einen Kinnhaken, der ihn zu Boden warf. »Du hast meine Schwester geschwängert, du Bastard.«
»Bring ihn nicht um«, mahnte Cindy. »Das ist Jerry Riesenrad.«
»Tja, eine schlimme Woche für die Riesenrads.«
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