Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)
Ethan im Bett hätte ich jetzt nicht gebraucht«, knurrte Mab mit zusammengezogenen Brauen. »Konzentrieren Sie sich bitte auf’s Geschäft.«
»Oh.« Weaver räusperte sich verlegen. »Können Sie Gedanken lesen?«
»Nein«, erwiderte Mab. »Das wäre zu einfach. Ich empfange Bruchstücke, außer derjenige konzentriert sich auf eine Frage. Dann kann ich sehen, was er oder sie denkt, und daraus Schlüsse ziehen. Aber Sie stellen ja keine Frage.«
»Also gut«, gab Weaver nach und streckte wieder ihre Hand aus. »Kann ich der Guardia eine Hilfe sein?«
»Gute Frage.« Mab legte ihre Hand auf Weavers und konzentrierte sich; die Bilderflut wurde langsamer; Weaver, die sich als Beschützerin der Guardia sah, Weaver, die sich selbst sah, wie sie gegen etwas kämpfte, das wie die Teufelsstatue aussah, Weaver, die mit dem Team zusammen standhielt … »Na, also, auf alle Fälle glauben Sie, dass Sie es können.« Mab änderte ihre Haltung leicht und bewegte dabei ihre Hand auf Weavers Hand. »Und …«
Ein neues Bild, diesmal von Weaver, die einen Deckel auf eine Urne knallte und »Servo« schrie, und die Urne versiegelte sich …
»O Gott.«
»Was?« stieß Weaver hervor. »Was ist passiert?«
»Sie werden selbst eine Guardia sein.« Mab drückte ihre Hand fester auf Weavers, aber es geschah nichts. Sie zog ihre Hand zurück. »Sie werden die Wächterin sein.« Sie blickte Weaver in die Augen. »Sie werden für immer hierbleiben. Es ist bedeutungslos, dass Ursula eine Nervensäge ist und dass Oliver Ihren Stil kritisiert, denn Sie werden den Dienst quittieren und zu uns kommen. Hoffen wir nur, dass Gus sich zurückziehen kann und nicht sterben muss.«
»Nein«, widersprach Weaver entschlossen. »Ich werde nicht zur Guardia gehen. Von mir aus werde ich die Wächterin sein, wenn es denn sein muss, aber ich werde nicht meinen Dienst quitt…«
»Was glauben Sie wohl, was geschieht, wenn Sie Ursula sagen, dass es Dämonen wirklich gibt und dass die fünf schlimmsten hier gefangen sind?«, fragte Mab. »Was wird sie wohl mit dem Park machen? Ihn in die Luft sprengen? Oder herkommen und den Betrieb schließen, vielleicht eine neue Abteilung zweiundfünfzig hier einrichten?«
»Na ja«, meinte Weaver, »das würde Sinn machen. Und es ist Abteilung einundfünfzig.«
»Nein«, entgegnete Mab. »Das wäre sehr, sehr schlecht. Sie werden sich entscheiden müssen. Entweder Sie sind auf unserer Seite oder auf deren Seite. Beides zusammen geht nicht.« Sie runzelte die Stirn. »Haben Sie irgendjemandem von den Unberührbaren erzählt?«
»Oliver«, antwortete Weaver.
»Ach«, sagte Mab. »Und will er aus Dreamland eine Abteilung einundfünfzig B machen?«
»Er findet, es müsste genau untersucht werden. Meinen Sie, ob er es Ursula gesagt hat? Nein, hat er nicht. Er denkt darüber nach. Oliver verbringt die meiste Zeit mit Nachdenken.«
»Und Sie verbringen die meiste Zeit mit Handeln.« Mab nickte. »Gutes Team. Sie werden sich zwischen ihm und uns entscheiden müssen.«
Weavers Gesicht zeigte seinen gelegentlichen maultierstörrischen Ausdruck. »Nein.«
»Tja, dann werden wir unter allen Umständen Gus am Leben erhalten müssen. Dafür wäre ich sowieso.«
Weaver zog ihre Hand zurück und stand auf. »Wissen Sie, Sie könnten sich das Ganze auch ausgedacht haben.«
»Stimmt.« Mab schob den Zehner über den Tisch zurück. »Hier, bitte sehr.«
Weaver blickte darauf hinab. »Behalten Sie’s. Schließlich haben Sie dafür gearbeitet.«
»Und deswegen sind Sie eigentlich auch hergekommen«, stellte Mab fest und war sich plötzlich ganz sicher. »Sie wollten herausfinden, dass die ganze Geschichte mit den übernatürlichen Kräften nur ein Trick war.«
»Leicht zu erraten«, sagte Weaver.
»Und jetzt schulden Sie Ethan zwanzig Mäuse, weil er mit Ihnen gewettet hat, dass es echt ist«, fuhr Mab fort. »Sie waren sich völlig sicher, dass ich alles nur vortäusche.«
»Und ich bin mir nicht sicher, ob das nicht auch stimmt.«
»Ist Weaver Ihr Vorname oder Ihr Nachname?«
»Nachname«, antwortete Weaver. »Warum?«
»Wie lautet Ihr Vorname?«
»Geht Sie nichts an«, erwiderte Weaver scharf.
»Ach du lieber Gott«, entfuhr es Mab, die ihren Gedanken las. » Bathseba ? Heilige Mutter Gottes. Das ist ja Kindesmisshandlung.«
»Wie konnten Sie …« Weaver presste die Lippen zusammen.
»Stellt man jemandem eine Frage, denkt er die Antwort«, erklärte Mab. »Ich lese in Ihren Gedanken. Und das habe ich bestimmt
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