Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)
nicht erwartet.«
Weaver blieb für einen Augenblick stumm. Dann bat sie: »Bitte erzählen Sie es niemandem.«
»Auf gar keinen Fall«, versicherte Mab. »Ihr Geheimnis ist bei mir sicher.« Sie zog ihre Suppenschüssel wieder zu sich heran. »Sie haben einen netten …« Ihr Handy klingelte, und sie hob es ans Ohr. »Ja?«
»Wir haben Fun «, verkündete Cindy. »Komm zum Turm, damit wir ihn in seine Urne zurückbefördern können.«
»Oh«, meinte Mab.
»Wir könnten es auch ohne dich versuch…«
»Ich komme«, erwiderte Mab und legte auf.
»Ärger?«, erkundigte sich Weaver.
»Nein«, meinte Mab wie betäubt. »Der Ärger ist vorbei.«
Dann erhob sie sich und machte sich auf den Weg zum Wachturm, um ihren Exlover gefangen zu nehmen.
»Bist du sicher, dass du das kannst?«, fragte Ethan Mab, als sie im obersten Stockwerk des Turms erschien.
»Ja«, antwortete sie, aber sie sah traurig aus.
»Dann lasst uns anfangen«, meinte Ethan und tätschelte Jerry Riesenrad etwas unsanft die Wange, bis er sich regte und langsam zu sich kam.
Young Fred sagte: »Tut mir leid, Kumpel, Frustro «, und Fun schoss aus Jerry Riesenrad heraus und stand vor ihnen, Lockenhaar, Ziegenhörner und eine sonnengelb schimmernde Aureole. Er rief: »Moment!« , aber Mab trat vor und sprach: »Specto« , und Ethan rief: »Capio!« und zog ihn in sich hinein.
Ethan wappnete sich gegen den schmerzhaften Druck auf sein Herz, doch stattdessen war er plötzlich von Sonnenschein erfüllt, der ihn wärmte, und es wurde ihm leicht ums Herz, fast glückli…
»Redimio!« , sprach Cindy, und der Sonnenschein verließ ihn und sprang in die Urne, und Gus klappte den Deckel darauf und sprach: »Servo« . Fun saß wieder im Kasten.
Gus stellte die Urne neben die anderen drei und schloss die Türen des Schranks.
»Also gut«, meinte Mab abschließend und sah dabei gar nicht gut aus. »Das ist ja glattgegangen. Wir bekommen Übung …«
Jerry Riesenrad, der noch auf dem Boden lag, regte sich, und Ethan half ihm auf.
»Äh, du bist in Ohnmacht gefallen«, sagte Ethan und hoffte, dass einer der anderen Jerry erklären konnte, wie er in den Turm hinaufgekommen war.
»Verdammter Dämon«, stöhnte der Junge und betastete sein schmerzendes Kinn. »Habt ihr ihn gekriegt?«
»Äh, ja«, erwiderte Ethan.
»Gut«, sagte der Junge und machte sich eilig aus dem Staub.
»Wir haben jetzt alle bis auf Kharos « , stellte Mab fest und betrachtete den Schrank besorgt. »Wisst ihr, ich bin mir nur nicht sicher …«
»Aber ich«, fiel Ethan ihr ins Wort. »In sechsunddreißig Stunden von jetzt an ist der ganze Zirkus vorbei. Zumindest sind wir auf bestem Wege dazu.«
Mab zögerte und sagte dann: »Okay«, und Ethan fühlte, wie die Spannung von ihm abfiel. Da vibrierte sein Handy, und er klappte es auf. »Ja?«
»Ethan, hier ist Ray. Ich möchte einen Handel mit Ihnen machen.«
»Wieso?«
»Um meinen Arsch zu retten«, antwortete Ray, was Ethan irgendwie einleuchtete. »Ich gebe Ihnen den Dreizack, und Sie geben mir die Hälfte von Ihrem Anteil am Park.«
»Das rettet deinen Arsch nicht, Ray.«
»Na kommen Sie schon«, krächzte Ray. »Ich versuche, vernünftig zu sein.«
»Du weißt gar nicht, was ›vernünftig‹ bedeutet.«
»Hör mal, du bl…« Ray brach ab, und nach einem Augenblick sprach er mit freundlicher Stimme weiter. »Wie wär’s, ich gebe Ihnen den Dreizack, und Sie halten mir die Regierung vom Hals. Sie sagen dieser … Sie sagen Weaver, sie soll ihre Chefin beruhigen.«
»Wäre vielleicht machbar«, erwiderte Ethan, dem Rays Wünsche scheißegal waren.
»Also gut. Treffen wir uns in zehn Minuten am OK Corral, ohne Begleitung.«
»Hört sich ganz wie ’ne beschissene Falle an.«
»Was?«
»Nichts. Gut, ich komme. Sagen wir lieber fünfzehn Minuten. Hab noch was zu erledigen.«
»Wer war das?«, erkundigte sich Mab.
»Ray.«
»Du lässt dich auf einen Handel mit Ray ein? Ganz und gar keine gute Idee.«
»Bleib du bei deinen Recherchen«, sagte Ethan und eilte bereits zur Tür. »Ich kümmere mich um Ray.«
»Na gut«, rief Mab hinter ihm her. »Aber wenn ich dich nie mehr wiedersehe, denk daran, was ich dir gesagt habe.«
In seinem Wohnwagen überprüfte Ethan seine MK-23, vergewisserte sich, dass eine Kugel in der Kammer und dass die Pistole gesichert war. Er wünschte, Weaver wäre da und könnte ihm Rückendeckung geben – Ursula hatte sie zu sich gerufen –, da er das von keinem der anderen Guardia verlangen
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