Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)
konnte. Gus war zu alt; und Mab und Cindy hatten es nicht mit Schießereien; und Young Fred war die Unzuverlässigkeit in Person. Er hätte Doc Holiday gebraucht.
Ethan ging am Teufelsflug vorbei, starrte die Teufelsstatue an und fühlte dabei Kharos’ böse Ausstrahlung. Dann marschierte er auf die drei Buden zu, aus denen die Spiele des OK Corral bestanden. Er ging zur Schießbude und stellte sich seitlich daneben, während er die Frontklappe aus Palisanderholz herunterklappte.
Keine Schüsse drangen heraus, und so spähte er um die Ecke, die Mündung der MK-23 schussbereit. Hinter dem Ladentisch stand Ray zwischen den beiden Clanton-Brüdern, den beiden McLaury-Brüdern und Billy the Kid. Wenigstens stimmten in Dreamland manche historischen Fakten, dachte Ethan und beobachtete, wie Ray seine leeren Hände hob.
»Bist du allein?«, rief Ray.
»Klar. Und du?«
»Nee, ich bin doch nicht blöd.«
Ethan wirbelte herum. In sieben Metern Abstand hinter ihm stand ein Mann und feuerte einen Elektroschock-Taser ab, dessen metallener Stift Ethan am Bein traf.
Ein Stromschlag zuckte durch seinen Körper, bewirkte, dass sich alle Muskeln verkrampften und Ethan zu Boden stürzte. Ray lachte. Ein zweiter Mann erschien und zog Ethan eine schwarze Hülle über den Kopf, und dann fühlte Ethan durch den Schmerz hindurch einen Nadelstich in seinem Arm, und er fiel ins Nichts.
Ethan erwachte in Dunkelheit. Er lag waagrecht und war mit vielen Riemen gefesselt, die um seinen Körper liefen. Die Luft war dumpf und feucht, und Ethan roch den Gestank von etwas Bösem, von dem der Raum geschwängert war, in dem er lag. Er hatte so etwas schon früher gerochen, in Kabul, als er einen hochkarätigen Gefangenen, den sein Team gemacht hatte, bei der CIA abliefern musste, auf deren Spezialgelände in der Nähe des Flugfeldes. Er hatte sich verdammt beeilt, dort möglichst rasch wieder wegzukommen.
Er wusste, dass er aus diesem dunklen Raum nicht so bald entkommen würde.
Als er den Kopf hob, sah er ein kleines rotes Licht, das anzeigte, dass er durch eine Infrarotkamera überwacht wurde. Ein schmaler Lichtstrahl drang in den Raum, als die Tür geöffnet wurde. Ethan blinzelte und versuchte, seine Augen zu koordinieren. Das wurde noch schwieriger, als plötzlich ein Flutlicht, das eineinhalb Meter über ihm hing, eingeschaltet wurde und ihn in grelles Licht tauchte.
»Master Sergeant Ethan John Wayne«, erklang die Stimme einer Frau aus dem Dunkel, das den Lichtkegel umgab.
Ethan schloss die Augen und blieb stumm.
»Aber Sie sind ja gar kein Master Sergeant mehr. Sie haben nie in der Armee gedient. Nie den Silberstern-Orden verliehen bekommen. Sie wurden überhaupt nicht geboren. Sie existieren gar nicht. Sollten Sie diesen Raum nicht mehr lebend verlassen, dann kräht kein Hahn danach.«
»Hey Ursula«, sagte Ethan. Er konnte zwei Gestalten hinter ihr in der Tür ausmachen.
»Eigentlich glauben wir sogar, dass Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mal ein Mensch sind, angesichts Ihrer Blutwerte. Wussten Sie, dass es auf der ganzen Erdkruste schätzungsweise weniger als eine Unze Francium gibt? Und dass es radioaktiv ist und schnell zerfällt? Sie aber haben es in Ihrem Blut.«
Ursula trat ins Licht. Links und rechts von ihr erschienen zwei Männer, der eine groß und dürr, der andere klein und dick, Dick und Doof.
»Ich glaube nicht an Dämonen«, fuhr Ursula fort, »trotz all der absonderlichen Berichte von Agent Weaver aus dem Vergnügungspark Dreamland . Trotzdem, in diesem Park gehen sehr seltsame Dinge vor sich, also warum sagen Sie mir nicht, was da los ist? Ich habe Sie neulich freundlich gefragt, aber Sie haben mich links liegen lassen.«
»Sie haben nicht freundlich gefragt.«
»Für meine Begriffe war das freundlich«, erwiderte sie ernst. »Hier geht’s um die nationale Sicherheit. Haben Sie überhaupt kein Pflichtgefühl gegenüber Ihrem Land?«
Ethan blinzelte. »Sie haben mir gerade gesagt, dass ich nicht existiere. Wessen Pflichtgefühl wem gegenüber?«
Ursula tippte sich mit der Fingerspitze gegen die Oberlippe, als versuchte sie zu enträtseln, was er meinte. Ethan bemerkte, dass ihr Fingernagel abgeknabbert war. »Ich muss wissen, ob dieser Park mir nützlich sein kann. Und Sie werden reden.«
»Man kann jeden zum Reden bringen«, erwiderte Ethan. »Die Frage ist nur, ob man das Gerede auch glauben kann.«
»Gibt es wirklich Dämonen in diesem Park?«, fragte Ursula. »Kann man sie für den Nahkampf
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